Ein Stück Siebenbürgen im Westerwald: Zu Besuch bei Christine Klein und ihrem Trachtenmuseum
Camping ist etwas Wunderbares. Camping bietet an, dem Alltag zu entfliehen, die Natur intensiv zu erleben. Außerdem lernt man viele unterschiedliche Menschen kennen, erfährt ihre Reiseziele oder wo sie zu Hause sind und was es dort Sehenswertes gibt. So auch in Wolfratshausen. Als unsere Nachbarn erfuhren, dass wir aus Siebenbürgen stammen, sagten sie gleich: „Da müssen Sie mal in den Westerwald kommen und Christine Klein kennenlernen und das Trachtenmuseum in Westerburg besuchen.“ Jetzt war unsere Neugier geweckt. Wir meldeten uns telefonisch bei Frau Klein an und starteten in den Westerwald. Wir holten Frau Klein von zu Hause ab und sie führte uns durch ihr Museum und erzählte uns aus ihrem Leben.
Christine Armbruster wurde 1937 in Talmesch geboren. Schon früh war ihr klar, dass ihr Traumberuf Lehrerin war. Sie besuchte das „Ursulinenkloster“ in Hermannstadt und wurde Lehrerin. Ihre erste Anstellung war in Talmesch. Dort gründete und leitete sie mehrere Volkstanzgruppen, spielte Theater in einer Laienspielgruppe und machte eine Ausbildung als Regisseurin. Bei einer Theateraufführung lernte sie Kurt Klein, ihren zukünftigen Mann, kennen, ebenfalls Lehrer, aus Großau, aus einer Lehrerfamilie stammend. Sie heirateten und Christine Klein zog zu ihrem Mann nach Großau. Hier kamen ihre drei Kinder zur Welt und auch hier leitete Frau Klein die Tanzgruppen und Theateraufführungen. 1972 kam die Familie nach Deutschland, auf Wunsch in den Westerwald. Warum in den Westerwald?
Christine Klein an der Hinweistafel für das Heimat- und Trachtenmuseum im Rathaus von Westerburg. Foto: Johannes Kravatzky
„O du schöner Westerwald, über deine Höhen pfeift der Wind so kalt, jedoch der kleinste Sonnenschein dringt tief in’s Herz hinein“. Warum nicht?, konterte Frau Klein. „Wir, aus Talmesch, sind den Wind gewöhnt, der ständig aus dem Roten Turmpass über Talmesch hinwegfegt.“ Westerburg wurde Familie Kleins Heimat. Auch hier übten sie ihren Lehrerberuf aus. An der Sonderschule unterrichtete Christine Klein und Kurt Klein übernahm den Werkunterricht. An der Schule blieben sie bis zu ihrer Pensionierung. Heute noch wird Frau Klein von dankbaren ehemaligen Schülern freudig begrüßt und angesprochen. Genau wie in Talmesch und Großau war ihr Wunsch sich im Westerburger Kulturleben einzubringen. Sie gründete und leitete verschiedene Tanzgruppen. Die große Leidenschaft von Christine und Kurt Klein waren Trachten, siebenbürgische und Trachten aus ganz Europa. Sie legten eine große Sammlung an und eröffneten im Alten Rathaus von Westerburg das Trachten- und Heimatmuseum. Es ist das einzige Trachtenmuseum in Rheinland-Pfalz. Mit den Trachten aus Siebenbürgen, darunter auch die Hochzeitstracht ihrer Eltern, brachte Christine Klein ein Stück Heimat nach Deutschland. Einen besonderen Platz nimmt die Westerburger Tracht ein, sodass eine ständige Verbindung zwischen alter und neuer Heimat besteht. Das Museum ist Frau Kleins Heimat, ein Museum mit „Herz und Kopf“ für Siebenbürgen und den Westerwald. Es sind nicht nur die Festtagstrachten ausgestellt, sondern auch die Alltagstrachten für Frauen, Männer und Kinder. Tischdecken, Vorhänge, Kissenüberzüge schmücken die Räume. In den Schränken liegen einzelne Trachtenstücke, die auch für Feste ausgeliehen werden. Immer wieder betont Frau Klein den großen Beitrag, den ihr Mann bei der Einrichtung des Museums geleistet hat. Er hat die sächsische Puppenstube hergestellt, Krippen gebaut, Puppen hergestellt. In einem Raum des Museums sind über 150 Puppen, denen Frau Klein liebevoll und detailgetreu je eine Tracht genäht hat. Christine Klein erhielt viele Auszeichnungen und Preise: 2011 den Kulturpreis der Stadt Westerburg, 2020 vom Lions Club und Rotary Club den Kulturpreis Westerwald für den Museumsverein und ihr Lebenswerk, Erhalt des Museums, Erhalt der handwerklichen Techniken der Trachtenherstellung und Konservierung. Gern erinnert sich Frau Klein an die Einladung zum Empfang von Bundespräsident Joachim Gauck, als er Rheinland-Pfalz besuchte. Als Gastgeschenk übergab sie dem Bundespräsidenten ein selbstgefertigtes Miniatur-Trachtenpaar.
Wir danken Christine Klein für die interessante Führung und das anschließende Gespräch. Wir danken Herrn Meyer, Mitglied des Lions Club, der uns auf dem Campingplatz auf Frau Klein und das Trachtenmuseum aufmerksam gemacht hat. Wir danken dem Ehepaar Meyer für die gemütliche Kaffeestunde.
Mit Karin Klein, Tochter der Vereinsvorsitzenden Christine Klein, können Termine für Museumsbesuche im Alten Rathaus von Westerburg vereinbart werden, Telefon: (01 77) 3 10 36 53.
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