30. September 2025
Hegt wird gesangen!: De Schwalwker (Der Bäsch wid giël)
Das Lied „De Schwalwker“ (Der Bäsch wid giël) hat Anna Schuller-Schullerus in ihr wohl bekanntestes und bis heute noch lebendiges Lustspiel „Äm zwien Krezer“ (1898, erste Auflage von vieren) eingebettet. Die zarte, melancholische Melodie im Volkston und der Refrain Zewitt, zewitt … prägten sich bei den Theaterbesuchern schnell ein. Das Lied wurde in die Familien mitgenommen und bereites ab der 1910er Jahre gerne auch auf Festen gesungen.

Unter siebenbuerger.de/go/2L129 finden Sie sieben Aufnahmen in verschiedenen Ortsmundarten und mit sehr unterschiedlichen Interpreten, u.a. Rosina Kasper und Maria Leprich, die im selten gewordenen Niedereidischer Dialekt singen.
Über die Schriftstellerin Anna Schuller-Schullerus (1869-1951) wurde bereits in Folge 6 vom 15. April 2024, S. 6 („De Kirsche blähn än asem Guërten“), ausführlich berichtet. Sie wuchs in einer traditionsbewussten, intellektuellen Pfarrfamilie in Schönberg und Großschenk auf und entwickelte früh eine Liebe zur Sprache und zum Erzählen. Geschrieben hat sie Prosa und Lyrik zunächst in Mundart (sie beherrschte sowohl den Schönberger als auch den Großschenker Dialekt), später auch in Hochdeutsch und behandelte Themen, die tief in der Kultur und Sprache der Siebenbürger Sachsen verwurzelt sind. Ihre Mundartdichtungen sind überwiegend in einem auf Hermannstädter Grundlage aufgebauten Gemeinsächsisch verfasst. Die Kindererzählungen gehören zu den besten Dichtungen aus der Vorkriegszeit der Autorin („Pärli“, „Äm Giërtenheisken“, „Äm Bäsch“, „Der Chrästmån“ u.a.) und wurden vom Banater Dichter Adam Müller-Guttenbrunn (1852-1923) ins Hochdeutsche übersetzt und in Leipzig veröffentlicht.
Ihre Theaterstücke spiegeln das Leben und die Traditionen im dörflichen Alltag wider. Sie war die erste Schriftstellerin, die in der patriarchisch geprägten Gesellschaft mit Einfühlungsgabe und Humor menschliche Schwächen darstellte. In ihren Erzählungen (z.B. der Sammlung „Aus dem Waldland“, 1931) und Theaterstücken stellte sie häufig Frauenfiguren mit Eigenständigkeit und Witz dar – fern von den damals üblichen Rollenklischees. Viele Gestalten und Szenen aus Äm zwien Krezer haben das Genre „Volkslustspiel“ nachhaltig geprägt.
Über das Werk der Anna Schuller-Schullerus hat der Literaturwissenschaftler Michael Markel in „Anna Schuller-Schullerus – Ausgewählte Schriften“ 1972 im Kriterion Verlag Bukarest erschienen, ausführlich geschrieben. Antiquarisch ist das Buch noch erhältlich.
Angelika Meltzer

Schlagwörter: Hegt wird gesangen, Lieder, Mundart
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