13. Juli 2025
Hegt wird gesangen!: „E Streißken“
Frida Binder-Radler (* 1908 Elisabethstadt, † 1986 Hermannstadt) verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Pretai und Michelsdorf im Kaltbachtal. Sie besuchte die Volksschule und höhere Mädchenschule in Hermannstadt sowie das Lehrerseminar in Schäßburg. Anschließend studierte sie bildende Künste in Neustadt (Baia Mare).

Der literarische Nachlass der vielseitig begabten Künstlerin Frida Binder-Radler wurde von ihrem Sohn Wolfgang Gerhard Binder archiviert und im Selbstverlag herausgegeben. Die Schriftstellerin schrieb sowohl Prosawerke (Novellen, Sammlungen von Sagen, Erzählungen und Berichten vorwiegend aus dem Kaltbachtal) als auch 21 Bühnenstücke, davon 14 in Mundart. Die Mitbegründerin des Siebenbürgisch-Sächsischen Dichterkreises in Rumänien hinterließ auch 160 lyrische Gedichte. Etwa 53 davon wurden vertont, ein Teil sogar von ihr selbst, die meisten aber von bekannten siebenbürgischen Komponisten wie Heinrich Bretz, Hans Mild, Michael Botradi und Martin Kutschis.

Das Lied „E Streißken“ (Kiurenehre, Kiurebleam) verbindet harmonisch die Natur und romantische Gefühle, indem es die Farben und Symbole des Sommers mit tiefen Emotionen verknüpft. Die Weizenähren stehen für Nahrung, Ernte und Wohlstand und vermitteln dem Mädchen ein Gefühl von Stabilität. Die zarten, jedoch widerstandsfähigen blauen Kornblumen werden mit Ruhe, Treue und Vertrauen verbunden. Die rote Farbe des Mohns steht bekanntlich für Liebe und Leidenschaft und verstärkt die romantische Atmosphäre des Liedes. Der Strauß, den der junge Bauer seinem Mädchen schenkt, verwandelt den Reichtum des sommerlichen Kornfelds in ein greifbares Symbol seiner Liebe.
Über den Tondichter Heinrich Bretz (1862-1947) siehe SbZ Online.
Das Gedicht „E Streißken“ von Frida Binder-Radler wurde 1956 auch von Erich Bergel senior (28.3.1899- 31.1.1971) vertont. Die Partitur kann auf Anfrage zugeschickt werden. Unter siebenbuerger.de/go/2L160 können Sie das Lied in zwei Aufnahmen anhören: Neben der Aufnahme mit seiner Enkelin, der Mezzosopranistin Hildegard Bergel-Boettcher, begleitet auf der Gitarre von Andrea Gatzke, gibt es auch die Einspielung der Hermannstädter Singgruppe Sälwerfäddem (Melodie Heinrich Bretz).

Bereits 2010 keimte in mir der sehnlichste Wunsch, dass sich auch in der Bundesrepublik in den verschiedenen Ortschaften kleine Singgruppen bilden würden, die sich ungezwungen gelegentlich treffen und ihre bekannten Lieblingslieder von früher anstimmen würden. Dazu bräuchte es keinen Chorleiter. Liedermaterial mit Text und Noten ist reichlich vorhanden, z. B. in den Liedersammlungen „E Liedchen hälft ängden – Alte und neue Lieder aus Siebenbürgen“ (www.angelika-meltzer.de) oder „Hegt wird gesangen“ (https://www.siebenbuerger.de/shop/). Diese Singgruppen könnten sich vernetzen und einmal im Jahr zum Austausch treffen. Zusätzlich finden Sie auf www.siebenbuerger.de/go/2L etwa 200 Tonaufnahmen mit gesungenen Liedern in siebenbürgisch-sächsischer Mundart zum Mitsingen oder auch Herunterladen. Viel Vergnügen!
Angelika Meltzer

Schlagwörter: Hegt wird gesangen, Lieder, Mundart
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