Die Politik der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP) gegenüber den Deutschen in Rumänien war bis vor kurzem nur von der Außenseite her zu analysieren: Die Forschung konnte wohl die Auswirkungen beschreiben, war aber bei der Frage der Formulierung dieser Politik auf die Auslegung der vom kommunistischen Regime veröffentlichten Darstellungen angewiesen. In den letzten Jahren sind jedoch sowohl zentrale als auch regionale Archive der RKP zugänglich geworden. Durch die Auswertung solcher Bestände ist es nunmehr möglich, ein viel differenzierteres Bild zu zeichnen: Entscheidungsprozesse in wichtigen Fragen können in ihren einzelnen Stufen nachvollzogen, der interne Diskurs studiert, die Umsetzung der Entscheidung auf regionaler Ebene untersucht werden. In dem Band Germanii în România (Hermannstadt 2005), über den Hannelore Baier in deutscher Sprache referieren wird, sind Dokumente vor allem zu drei historischen Bereichen gesammelt und wissenschaftlich aufbereitet worden: zur Deportation von Angehörigen der deutschen Minderheit in die Sowjetunion, zur Organisation ihrer Rückführung danach und zur Agrarreform von 1945.

Hannelore Baier, Jahrgang 1955, arbeitet seit ihrem Studium der Psychologie an der Universität Klausenburg als Journalistin, seit 1993 bei der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Zurzeit ist sie in der Redaktionsvertretung dieser Zeitung in Hermannstadt tätig. Baier ist seit 1990 Mitarbeiterin an Forschungsprojekten zur Zeitgeschichte Rumäniens, sie hat Aufsätze, Studien und Schulbuchbeiträge verfasst sowie zwei Quelleneditionen zur Deportation der Rumäniendeutschen, zu ihrer Zwangsarbeit in der Sowjetunion und zur allgemeinen Situation der deutschen Minderheit in der Zeitspanne 1944-1956 herausgegeben. In Zusammenarbeit bereitet sie einen dokumentarischen Band zur Geschichte der Rumäniendeutschen im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg vor, der 2007 im IKGS Verlag erscheinen wird.