4. Oktober 2007
Neuer Bildband Gerster/Rill: Weltkulturerbe aus der Vogelperspektive
Im Alten Rathaus, dem Sitz des Historischen Museums von Hermannstadt, war bis zum 23. September die Fotoausstellung „Flug in die Vergangenheit“ innerhalb der Veranstaltungen zur diesjährigen Kulturhauptstadt zu sehen. Dabei wurden 251 Luftaufnahmen aus 51 Ländern aller fünf Kontinente und in einer Sonderabteilung 74 Flugbilder von kulturhistorischen Stätten aus Rumänien dem Besucher präsentiert. Die Ausstellung wurde vom Ruhrlandmuseum Essen konzipiert und war bisher in Essen, der Kulturhauptstadt 2010, in Aarhus (Dänemark), im Badischen Landesmuseum Karlsruhe, im Schweizerischen Landesmuseum Zürich und im British Museum in London zu sehen. Nach Hermannstadt wird sie im Nationalen Geschichtsmuseum Bukarest, in Sydney (Australien), in der Türkei und China gezeigt.
Die Abteilung Rumänien konzipierte der Wort + Welt & Bild Verlag München, der auch das Begleitbuch herausgab. Bei der Eröffnung am 3. August waren über 300 Besucher anwesend. Die rumänische Presse (Evenimentul Zilei, Nr. 4908) würdigte die Ausstellung als bisher größtes Projekt der Kulturhauptstadt in Hermannstadt. Wertschätzung und Begeisterung waren auch die dominierenden Eindrücke in Publikumsreaktionen und offiziellen Stellungnahmen zur Ausstellungseröffnung.
Der Schweizer Fotograf Georg Gerster, vielen Landsleuten bekannt durch den Bildband „Siebenbürgen im Flug“, und die Kuratoren der Ausstellung, Charlotte Trümpler und Martin Rill, wählten für die Ausstellung 325 Fotografien der bekanntesten Kulturerbestätten der Menschheit aus. Die Sehnsucht des Menschen, die Erde von oben zu sehen, ist ein uralter Traum, der schon in antiken Sagen beschrieben wird. Hinter diesem Wunsch verbirgt sich die Hoffnung, bekannte Gebiete aus der Distanz umfassender betrachten und besser verstehen zu können. Tatsächlich liegt die Faszination des Überfliegens in der Entdeckung ungeahnter Zusammenhänge und neuer Perspektiven. Der Schweizer Georg Gerster, geb. 1928 in Winterthur, ist einer der bedeutendsten Flugbildfotografen weltweit. Seit den 1960er Jahren hat der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Fotograf in fünf Kontinenten Kulturstätten dokumentiert. Seine großartigen Fotografien faszinieren nicht nur durch ihre technische Perfektion und ästhetische Qualität, sondern sind auch wissenschaftlich eine unschätzbare Quelle. Als einzigem Fotografen gelang ihm das fast Unmögliche: in mehr als fünfzig Ländern in Afrika, Asien, Amerika, Australien und Europa Aufnahmen von antiken Monumenten herzustellen. Da seine Bilder unter anderem in Ländern entstanden sind, die heute nicht oder nur schwer überflogen werden können, wie beispielsweise der Irak, Iran, Syrien oder Israel und Palästina, stellen sie einzigartige Zeugnisse dar. Einige Aufnahmen sind auch deswegen einmalig, weil sie Bauwerke zeigen, die unwiderruflich verloren sind: von Stauseen überflutet, vom Krieg zerstört, vom Sand zugeschüttet, oder weil sie – wie Abu Simbel in Ägypten – in dieser Form nicht mehr existieren. Die Ausstellung „Flug in die Vergangenheit“ mit insgesamt 251 Fotografien antiker Stätten von Georg Gerster stellt weltweit die erste Schau globaler archäologischer Flugbilder dar. Sie reichen in die frühe Steinzeit zurück und gehen bis in die Mitte des zweiten Jahrtausends. Die Gliederung seines faszinierenden Œuvres erfolgt in zwölf Themenbereichen, die insgesamt 78 Weltkulturerbe-Stätten umfassen und sowohl geographisch als auch zeitlich einen weiten Bogen umspannen: von der prähistorischen Kultstätte Stonehenge in England, dem weltberühmten Turm zu Babel im Irak über die Karawanenstadt Palmyra in Syrien und die rätselhaften monumentalen Steinzeichnungen der Nasca in Peru bis zur chinesischen Mauer und zu den skythischen Grabhügeln in der Russischen Föderation. Zusammen mit dem Palast von Knossos auf Kreta, der Festung von Massada (Israel) oder dem Kaiserpalast in Kyoto (Japan) illustriert die Villa Adriana in Tivoli (Italien) das Thema der luxuriösen Wohnbauten. Gigantische Bauwerke, die für das ewige Leben errichtet wurden, wie etwa die Pyramiden in Nordafrika oder Amerika, können ebenfalls bewundert werden. Nirgends werden die Vielfalt und der Formenreichtum kulturhistorischer Stätten so deutlich wie in Gersters Bildern. So ergeben sich spannende Gegenüberstellungen: Die Ausstellung setzt die Akropolis von Athen neben ein aztekisches Heiligtum aus Mexiko und die Zikkurrat (Tempelturm) von Ur im Irak, wodurch deutlich wird, wie die Menschen in der Antike für gleiche Bedürfnisse verschiedene Techniken entwickelt haben und zu den unterschiedlichsten architektonischen Lösungen gekommen sind.
Für die Präsentation in Hermannstadt haben Georg Gerster und Martin Rill einen zusätzlichen Teil mit Flugbildern kulturhistorischer Stätten in Rumänien zusammengestellt. Im Herbst 2005 und im Frühjahr 2007 nahm Gerster neue Bilder auf, die bisher nicht publiziert wurden. Der Abschnitt „Blicke auf Rumäniens Vergangenheit“ mit 74 Fotografien bietet einen Überblick über die wichtigsten Kunstdenkmäler auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. Die Auswahl berücksichtigt jene Denkmäler, die eine Schlüsselstellung in der Kunstentwicklung einnehmen. Gezeigt werden repräsentative Denkmäler aller von Rumänen bewohnten Gebiete, darunter 16 Weltkulturerbe-Stätten. Vom reichen siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbe sind zuerst die Kirchenburgen hervorzuheben. Sie sind exemplarisch durch die Ensembles von Michelsberg, Heltau, Birthälm, Honigberg, Deutsch-Weißkirch, Radeln und Tartlau vertreten. Als typische Beispiele siebenbürgisch-sächsischer Sied- lungsstrukturen auf dem Gebiet des heutigen Rumänien sind die Dörfer Pintak im Nösnerland sowie Wurmloch und Martinsdorf im Weinland angeführt. Die Städtelandschaft ist durch Kronstadt, Schäßburg, Klausenburg und Hermannstadt vertreten. Die Flugbilder der beiden letztgenannten Städte sind erstmals in der Schau und im Katalog veröffentlicht. Das Hermannstadtbild entstand im Mai 2007 und zeigt den in frischem Glanz strahlenden Stadtkern von Hermannstadt mit dem neu gestalteten Marktplatz, dem Großen Ring. Ein umfangreicher Abschnitt ist den mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Städte gewidmet. Den Anfang bilden das Schloss und die Festung Fogarasch, zeitweilig Regierungssitz der siebenbürgischen Fürsten, und die Residenz der Familie Hunyadi in Hunedoara, das der spätere König von Ungarn, Matthias Corvinus, vollendete. Ebenfalls erstmals im Luftbild zu bewundern ist der spektakulärste Festungsbau aus dem 16. Jahrhundert, die Burg von Großwardein (Oradea). Neu sind auch die von den Habsburgern errichteten Vauban-Anlagen in Karlsburg (Alba Iulia) und Arad. Die Karlsburg, die der italienische Architekt Giovanni Morando Visconti entwarf, gehört zu den größten Bauwerken des Vauban-Stils in Europa. Beeindruckend ist die Aufnahme der Arader Festung, gebaut in den Jahren 1763 bis 1783. Ihr Grundriss ist doppelt sternförmig mit sechs unregelmäßig angeordneten spitzwinkligen Ecken. Mit seinen Bastionen, Scheren, Ravelins und Kurtinen schuf der Wiener Architekt Filip Ferdinand Harsch ein wahres Meisterwerk der Befestigungswerke der Barockzeit.
Aufgenommen wurden in die Ausstellung auch die Kulturdenkmäler des Banat. Die Aufnahmen entstanden 2005 und zeigen mehrere Beispiele planmäßig angelegter Siedlungen durch den Wiener Hof im damaligen Kronland, das 1718 in den Besitz der Habsburger überging. Neben den von deutschen Kolonisten neu besiedelten Orten Bruckenau, Schöndorf und Neudorf wurde auch die mehrheitlich von Serben bewohnte Großgemeinde Warjasch und das von Rumänen bewohnte Dorf Felnac berücksichtigt. Temeswar, die bedeutendste Stadt der Region, ist ebenfalls in zwei Aufnahmen vertreten. In der Gesamtaufnahme ist sehr eindrucksvoll die städtebauliche Entwicklung der Stadt an der Bega nachvollziehbar. Augenfällig ist die städtebauliche Entwicklung nach Abtragung der Festungsanlagen. Durch die Schleifung der Bastionen entstanden neue Stadtviertel mit repräsentativen Wohnbauten und schönen Parkanlagen. Die zweite Aufnahme zeigt den barocken Stadtkern mit dem Domplatz, der Domkirche Sankt Georg und der serbisch-orthodoxen Bischofskathedrale sowie öffentlichen Gebäuden und repräsentativen Bürgerhäusern. Abgeschlossen wird die Präsentation Banater Baudenkmäler mit der römisch-katholischen Wallfahrtskirche Selige Jungfrau Maria in Radna bei Lippa.
Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung ist der Antike gewidmet. Im Luftbild ist eine der ältesten Städte am Schwarzen Meer abgebildet: das von griechischen Kolonisten aus Milet gegründete Histria. Aus der Dakerzeit werden zwei herausragende Denkmäler vorgestellt, beide Weltkulturerbe: das runde Sanktuarium der Kultstätte der Daker in den Brooser Bergen, Sarmizegetusa Regia, und die dakische Festung Blidaru, die den Zugang zur dakischen Hauptstadt sicherte. Die Römer sind durch das Mahnmal Adamclisi in der südlichen Dobrudscha und die Provinzhauptstadt Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa vertreten.
Die bemalten Kirchen in der nördlichen Moldau werden mit Putna, Voroneț, Neamț, Probota, Slatina, Secul, Râșca, Sucevița und Dragomirna vorgestellt. Diese Meisterwerke der moldauischen Baukunst sind Zeugnisse einer bewegten Geschichte des Fürstentums, das dank seiner geistigen und wehrhaften Bollwerke über Jahrhunderte seine Unabhängigkeit bewahrte. Sieben von den prachtvollen Klöstern gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO und sind heute eine Hauptattraktion des Karpatenlandes. Abgerundet wird die Klosterlandschaft mit dem Ensemble Horezu und der Bischofskirche Curtea de Argeș in der Walachei. Der Legende nach wurde sie vom Meister Manole erbaut, der seine Gemahlin in die Fundamente einmauern musste, damit das Bauwerk hielt. Das nordsiebenbürgische Gebiet, die Maramuresch, ist mit einigen seiner bemerkenswerten Holzkirchen und unberührten Landschaften vertreten. Durchaus sehens- und fotografierenswerte Ansichten liefern die Holzkirchen mit ihren hohen, schlanken Glockentürmen mit filigranen Turmhelmen.
Außer den Weltkulturerbe-Stätten, historischen Stadtensembles und Einzeldenkmälern nimmt den Betrachter die reizvolle Landschaft in den wenigen Aufnahmen unweigerlich gefangen. Diese Bilder stellen die komplexe Beziehung zwischen Kultur und Natur in den Mittelpunkt. Bestes Beispiel hierfür sind die Rutschungshügel von Hundertbücheln und die unberührte Landschaft des Donau-Deltas.
In seiner Einführung zu dem großformatigen Ausstellungskatalog (in deutscher, rumänischer und englischer Sprache erschienen) betont Sergiu Nistor, Vorsitzender des Nationalkomitees Rumäniens der ICOMOS, dass wir die Verpflichtung haben, das Kulturerbe unserer Ahnen zu bewahren. Dabei sei das Weltkulturerbe nicht nur Sache der Wissenschaft, sondern werde zunehmend ein offenes Buch für alle Menschen zur Bewahrung und als Existenzgrundlage unseres Lebens gegen die Entpersönlichung unserer Umwelt. In diesem Sinne vermitteln sowohl Ausstellung als auch Katalog die Schönheit unserer Vergangenheit, aber zugleich die weltweite Verpflichtung zur Bewahrung. Zukunft kann nur gestalten, wer die Vergangenheit in allen Facetten anerkennt. Diese erste große Foto-Ausstellung in der Kulturhauptstadt Europas 2007 zeigt faszinierende Fotos der Erde, von ihren unglaublichen Schätzen, Reichtümern, Phänomenen und Wundern, die größtenteils von der Natur gegeben, aber auch durch den Menschen entstanden sind. Eingefangen mit der Kamera des Fotografen Georg Gerster erlauben sie dem Betrachter an einer weltweiten Reise teilzunehmen, um die großen Monumente der menschlichen Zivilisation zu sehen.
Der Schweizer Fotograf Georg Gerster, vielen Landsleuten bekannt durch den Bildband „Siebenbürgen im Flug“, und die Kuratoren der Ausstellung, Charlotte Trümpler und Martin Rill, wählten für die Ausstellung 325 Fotografien der bekanntesten Kulturerbestätten der Menschheit aus. Die Sehnsucht des Menschen, die Erde von oben zu sehen, ist ein uralter Traum, der schon in antiken Sagen beschrieben wird. Hinter diesem Wunsch verbirgt sich die Hoffnung, bekannte Gebiete aus der Distanz umfassender betrachten und besser verstehen zu können. Tatsächlich liegt die Faszination des Überfliegens in der Entdeckung ungeahnter Zusammenhänge und neuer Perspektiven. Der Schweizer Georg Gerster, geb. 1928 in Winterthur, ist einer der bedeutendsten Flugbildfotografen weltweit. Seit den 1960er Jahren hat der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Fotograf in fünf Kontinenten Kulturstätten dokumentiert. Seine großartigen Fotografien faszinieren nicht nur durch ihre technische Perfektion und ästhetische Qualität, sondern sind auch wissenschaftlich eine unschätzbare Quelle. Als einzigem Fotografen gelang ihm das fast Unmögliche: in mehr als fünfzig Ländern in Afrika, Asien, Amerika, Australien und Europa Aufnahmen von antiken Monumenten herzustellen. Da seine Bilder unter anderem in Ländern entstanden sind, die heute nicht oder nur schwer überflogen werden können, wie beispielsweise der Irak, Iran, Syrien oder Israel und Palästina, stellen sie einzigartige Zeugnisse dar. Einige Aufnahmen sind auch deswegen einmalig, weil sie Bauwerke zeigen, die unwiderruflich verloren sind: von Stauseen überflutet, vom Krieg zerstört, vom Sand zugeschüttet, oder weil sie – wie Abu Simbel in Ägypten – in dieser Form nicht mehr existieren. Die Ausstellung „Flug in die Vergangenheit“ mit insgesamt 251 Fotografien antiker Stätten von Georg Gerster stellt weltweit die erste Schau globaler archäologischer Flugbilder dar. Sie reichen in die frühe Steinzeit zurück und gehen bis in die Mitte des zweiten Jahrtausends. Die Gliederung seines faszinierenden Œuvres erfolgt in zwölf Themenbereichen, die insgesamt 78 Weltkulturerbe-Stätten umfassen und sowohl geographisch als auch zeitlich einen weiten Bogen umspannen: von der prähistorischen Kultstätte Stonehenge in England, dem weltberühmten Turm zu Babel im Irak über die Karawanenstadt Palmyra in Syrien und die rätselhaften monumentalen Steinzeichnungen der Nasca in Peru bis zur chinesischen Mauer und zu den skythischen Grabhügeln in der Russischen Föderation. Zusammen mit dem Palast von Knossos auf Kreta, der Festung von Massada (Israel) oder dem Kaiserpalast in Kyoto (Japan) illustriert die Villa Adriana in Tivoli (Italien) das Thema der luxuriösen Wohnbauten. Gigantische Bauwerke, die für das ewige Leben errichtet wurden, wie etwa die Pyramiden in Nordafrika oder Amerika, können ebenfalls bewundert werden. Nirgends werden die Vielfalt und der Formenreichtum kulturhistorischer Stätten so deutlich wie in Gersters Bildern. So ergeben sich spannende Gegenüberstellungen: Die Ausstellung setzt die Akropolis von Athen neben ein aztekisches Heiligtum aus Mexiko und die Zikkurrat (Tempelturm) von Ur im Irak, wodurch deutlich wird, wie die Menschen in der Antike für gleiche Bedürfnisse verschiedene Techniken entwickelt haben und zu den unterschiedlichsten architektonischen Lösungen gekommen sind.
Für die Präsentation in Hermannstadt haben Georg Gerster und Martin Rill einen zusätzlichen Teil mit Flugbildern kulturhistorischer Stätten in Rumänien zusammengestellt. Im Herbst 2005 und im Frühjahr 2007 nahm Gerster neue Bilder auf, die bisher nicht publiziert wurden. Der Abschnitt „Blicke auf Rumäniens Vergangenheit“ mit 74 Fotografien bietet einen Überblick über die wichtigsten Kunstdenkmäler auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. Die Auswahl berücksichtigt jene Denkmäler, die eine Schlüsselstellung in der Kunstentwicklung einnehmen. Gezeigt werden repräsentative Denkmäler aller von Rumänen bewohnten Gebiete, darunter 16 Weltkulturerbe-Stätten. Vom reichen siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbe sind zuerst die Kirchenburgen hervorzuheben. Sie sind exemplarisch durch die Ensembles von Michelsberg, Heltau, Birthälm, Honigberg, Deutsch-Weißkirch, Radeln und Tartlau vertreten. Als typische Beispiele siebenbürgisch-sächsischer Sied- lungsstrukturen auf dem Gebiet des heutigen Rumänien sind die Dörfer Pintak im Nösnerland sowie Wurmloch und Martinsdorf im Weinland angeführt. Die Städtelandschaft ist durch Kronstadt, Schäßburg, Klausenburg und Hermannstadt vertreten. Die Flugbilder der beiden letztgenannten Städte sind erstmals in der Schau und im Katalog veröffentlicht. Das Hermannstadtbild entstand im Mai 2007 und zeigt den in frischem Glanz strahlenden Stadtkern von Hermannstadt mit dem neu gestalteten Marktplatz, dem Großen Ring. Ein umfangreicher Abschnitt ist den mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Städte gewidmet. Den Anfang bilden das Schloss und die Festung Fogarasch, zeitweilig Regierungssitz der siebenbürgischen Fürsten, und die Residenz der Familie Hunyadi in Hunedoara, das der spätere König von Ungarn, Matthias Corvinus, vollendete. Ebenfalls erstmals im Luftbild zu bewundern ist der spektakulärste Festungsbau aus dem 16. Jahrhundert, die Burg von Großwardein (Oradea). Neu sind auch die von den Habsburgern errichteten Vauban-Anlagen in Karlsburg (Alba Iulia) und Arad. Die Karlsburg, die der italienische Architekt Giovanni Morando Visconti entwarf, gehört zu den größten Bauwerken des Vauban-Stils in Europa. Beeindruckend ist die Aufnahme der Arader Festung, gebaut in den Jahren 1763 bis 1783. Ihr Grundriss ist doppelt sternförmig mit sechs unregelmäßig angeordneten spitzwinkligen Ecken. Mit seinen Bastionen, Scheren, Ravelins und Kurtinen schuf der Wiener Architekt Filip Ferdinand Harsch ein wahres Meisterwerk der Befestigungswerke der Barockzeit.
Aufgenommen wurden in die Ausstellung auch die Kulturdenkmäler des Banat. Die Aufnahmen entstanden 2005 und zeigen mehrere Beispiele planmäßig angelegter Siedlungen durch den Wiener Hof im damaligen Kronland, das 1718 in den Besitz der Habsburger überging. Neben den von deutschen Kolonisten neu besiedelten Orten Bruckenau, Schöndorf und Neudorf wurde auch die mehrheitlich von Serben bewohnte Großgemeinde Warjasch und das von Rumänen bewohnte Dorf Felnac berücksichtigt. Temeswar, die bedeutendste Stadt der Region, ist ebenfalls in zwei Aufnahmen vertreten. In der Gesamtaufnahme ist sehr eindrucksvoll die städtebauliche Entwicklung der Stadt an der Bega nachvollziehbar. Augenfällig ist die städtebauliche Entwicklung nach Abtragung der Festungsanlagen. Durch die Schleifung der Bastionen entstanden neue Stadtviertel mit repräsentativen Wohnbauten und schönen Parkanlagen. Die zweite Aufnahme zeigt den barocken Stadtkern mit dem Domplatz, der Domkirche Sankt Georg und der serbisch-orthodoxen Bischofskathedrale sowie öffentlichen Gebäuden und repräsentativen Bürgerhäusern. Abgeschlossen wird die Präsentation Banater Baudenkmäler mit der römisch-katholischen Wallfahrtskirche Selige Jungfrau Maria in Radna bei Lippa.
Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung ist der Antike gewidmet. Im Luftbild ist eine der ältesten Städte am Schwarzen Meer abgebildet: das von griechischen Kolonisten aus Milet gegründete Histria. Aus der Dakerzeit werden zwei herausragende Denkmäler vorgestellt, beide Weltkulturerbe: das runde Sanktuarium der Kultstätte der Daker in den Brooser Bergen, Sarmizegetusa Regia, und die dakische Festung Blidaru, die den Zugang zur dakischen Hauptstadt sicherte. Die Römer sind durch das Mahnmal Adamclisi in der südlichen Dobrudscha und die Provinzhauptstadt Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa vertreten.
Die bemalten Kirchen in der nördlichen Moldau werden mit Putna, Voroneț, Neamț, Probota, Slatina, Secul, Râșca, Sucevița und Dragomirna vorgestellt. Diese Meisterwerke der moldauischen Baukunst sind Zeugnisse einer bewegten Geschichte des Fürstentums, das dank seiner geistigen und wehrhaften Bollwerke über Jahrhunderte seine Unabhängigkeit bewahrte. Sieben von den prachtvollen Klöstern gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO und sind heute eine Hauptattraktion des Karpatenlandes. Abgerundet wird die Klosterlandschaft mit dem Ensemble Horezu und der Bischofskirche Curtea de Argeș in der Walachei. Der Legende nach wurde sie vom Meister Manole erbaut, der seine Gemahlin in die Fundamente einmauern musste, damit das Bauwerk hielt. Das nordsiebenbürgische Gebiet, die Maramuresch, ist mit einigen seiner bemerkenswerten Holzkirchen und unberührten Landschaften vertreten. Durchaus sehens- und fotografierenswerte Ansichten liefern die Holzkirchen mit ihren hohen, schlanken Glockentürmen mit filigranen Turmhelmen.
Außer den Weltkulturerbe-Stätten, historischen Stadtensembles und Einzeldenkmälern nimmt den Betrachter die reizvolle Landschaft in den wenigen Aufnahmen unweigerlich gefangen. Diese Bilder stellen die komplexe Beziehung zwischen Kultur und Natur in den Mittelpunkt. Bestes Beispiel hierfür sind die Rutschungshügel von Hundertbücheln und die unberührte Landschaft des Donau-Deltas.
In seiner Einführung zu dem großformatigen Ausstellungskatalog (in deutscher, rumänischer und englischer Sprache erschienen) betont Sergiu Nistor, Vorsitzender des Nationalkomitees Rumäniens der ICOMOS, dass wir die Verpflichtung haben, das Kulturerbe unserer Ahnen zu bewahren. Dabei sei das Weltkulturerbe nicht nur Sache der Wissenschaft, sondern werde zunehmend ein offenes Buch für alle Menschen zur Bewahrung und als Existenzgrundlage unseres Lebens gegen die Entpersönlichung unserer Umwelt. In diesem Sinne vermitteln sowohl Ausstellung als auch Katalog die Schönheit unserer Vergangenheit, aber zugleich die weltweite Verpflichtung zur Bewahrung. Zukunft kann nur gestalten, wer die Vergangenheit in allen Facetten anerkennt. Diese erste große Foto-Ausstellung in der Kulturhauptstadt Europas 2007 zeigt faszinierende Fotos der Erde, von ihren unglaublichen Schätzen, Reichtümern, Phänomenen und Wundern, die größtenteils von der Natur gegeben, aber auch durch den Menschen entstanden sind. Eingefangen mit der Kamera des Fotografen Georg Gerster erlauben sie dem Betrachter an einer weltweiten Reise teilzunehmen, um die großen Monumente der menschlichen Zivilisation zu sehen.
Dr. Swantje Volkmann
Georg Gerster/Martin Rill: „Blicke auf Rumäniens Vergangenheit/Priviri asupra trecutului României“. Wort + Welt & Bild Verlag, München, 127 Seiten, 29 Euro. ISBN 978-3-9810825-3-1. Zu beziehen beim Buchversand Südost, Seebergsteige 4, 74235 Erlenbach, Telefon: (0 71 32) 9 51 16 12 (abends), E-Mail: info [ät] siebenbuergen-buch.de.
Martin Rill
Blicke auf Rumäniens Vergangenheit: Priviri asupra trecutului Romaniei
Wort + Welt + Bild
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Schlagwörter: Bildband, Rezension, Ausstellung, UNESCO
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