Die Geschichten aus der Tierwelt erzählen von Erfahrungen, die Menschen zu allen Zeiten machen. Es geht um Freundschaft, Zusammen­halt, Liebe, Treue und Hilfsbereitschaft, aber auch um Neid und Hass, wobei stets das Gute den Sieg davonträgt. Die einheimischen Tiere aus den Karpaten – Bären, Wölfe, Füchse, Ha­sen, Wildschweine, Hirsche, Eichhörnchen, Kat­zen, Hunde, Kühe u. a. – kennen sich alle untereinander, sie sprechen miteinander und helfen sich gegenseitig aus den verschiedensten Nöten. Die guten Tiere verbünden sich, um gemeinsam die bösen Tiere zu besiegen. Bemerkenswert ist, dass die Geschichten erzieherische Werte vermitteln, da jede von ihnen zum Nachdenken an­regt. Alle Tiere tragen Namen, einige sind nach den Enkelkindern der Autorin benannt. So heißt das Eichhörnchen Charlotte, der Schmetterling Matthias – eine Marilyn Monroe hätte in den Wäldern der Südkarpaten aber keiner vermutet!

Überhaupt gelingt es der Autorin immer wieder, den Leser zu überraschen. So heißt eine der Geschichten „Rotkäppchen und der brave Wolf“. Der gute Wolf, Alberto, hilft Elena, dem modernen Rot­käppchen, das mit seinem Handy Hilfe holt. Er tritt auch in der Geschichte „Vom braven Wolf Alberto und den sieben Geißlein“ auf. Er soll auf die sieben Geißlein aufpassen – was er leider verschläft – und so treibt der aus dem Gefängnis entflohene Räuber Paca Rubu sein Unwesen. Der Gegenspieler Albertos, der böse Wolf Stefan, kann gegen die verbündeten guten Tiere in einer weiteren Geschichte nichts ausrichten.

Eine auffallende „Lichtgestalt“ unter all den Tieren ist Fredi, der schlaue und tapfere Fuchs, der in jeder noch so brenzligen Situation eine Lösung findet, der sogar dem Fuchsjagd-Wüten in Großbritannien ein Ende zu setzen vermag. Sehr gut gelungen und mit umwerfendem Humor erzählt ist auch „Mumers große Katzenparty“ in Anlehnung an das Gedicht „Die Katzen und der Hausherr“ von Mag­nus Gottfried Lichtwer, das der Geschichte beigefügt ist. Ein zweites humorvolles Gedicht von Matthias Claudius liegt einer anderen Geschichte bei. Beide Gedichte wurden von der Autorin, einer gewesenen Opernsänge­rin, vertont und auf einer CD besungen, die dem Buch beigefügt wird.

Kenner der Südkarpaten werden an die wunderschönen endlosen Wälder der Karpaten erinnert, an die Fogarascher Berge, den But­schetsch, den Ronk, das dunkle Tal der Beuka, den Verbrannten Stein, den Spitzberg, an Kron­stadt und an Rosenau, den Geburtsort der Au­torin.

Die einzelnen Geschichten sind gewissermaßen miteinander verbunden, weil einige Tiere, in mehreren Geschichten in Erscheinung treten, wie das hilfsbereite Eichhörnchen Charlotte, der Bär Martin u. a. Da jedes Tier in zwei, drei oder mehreren Geschichten vorkommt, entwickelt sich beim Leser eine enge Vertrautheit mit diesen Tieren. Alle Geschichten sind anschaulich und unterhaltsam erzählt, sie sind humorvoll, die Geschehnisse aufregend und die Dialo­ge spannend. Die Bebilderung besteht aus hundert kleineren, in die Texte eingefügten Bildern sowie in großen, handgemalten bunten Aquarel­len. Als Deutschlehrerin (und Siebenbürgerin) kann ich mir durchaus vorstellen, ei­nige Ge­schichten im Deutschunterricht der Klassen fünf und sechs einzusetzen.

Edda Greger

Katharina Zerbes-Margineanu: „Tierische Abenteuer aus den Karpaten“, Selbstverlag 2008, 178 Seiten. ISBN: 978-3-00-026326-2. Zum Preis von 22 Euro zu bestellen bei der Autorin, Telefon: (0 80 31) 26 96 12, Fax: (0 80 31) 8 09 37 82.