12. April 2002

Vielseitige Forschungen über Zeiden

Zeiden im Burzenland steht im Mittelpunkt vielseitiger Forschungen. Dies geht aus der fünften Tagung des Ortsgeschichtlichen Gesprächskreises Zeiden hervor, der am 17. März in Ludwigsburg zusammenkam.
Der Kreis steht allen an Zeiden Interessierten offen und findet großen Anklang. Rund 30 Teilnehmer waren an den regen Gesprächen in Ludwigsburg beteiligt. Das ermuntert die Organisatoren die Einrichtung fortzuführen.
Rita Siegmund, geborene Mieskes, referierte zunächst über den Zeidner Pfarrer Johann Leonhardt, der der Gemeinde Zeiden von 1900 bis 1917 vorstand. Die Referentin beleuchtete nicht die seelsorgerische, sondern die schriftstellerische Tätigkeit des Pfarrers. Die Anregung, Leonhardt auch als Schriftsteller zu untersuchen, hatte Siegmund aus Franz Buhns Arbeit über das Zeidner Laientheater aufgenommen. Da es keine vollständige Bibliografie über seine Publikationen gibt, ist es schwierig sein literarisches Wirken in einem Gesamtüberblick zu erfassen. Um 1900 entstanden drei Theaterstücke, hinzu kommen literarische Texte in diversen Publikationen sowie die für die Lokalgeschichte wichtigen Werke "Zeiden in Vergangenheit und Gegenwart" und "Führer für Zeiden und Umgebung".
Über den Stand seiner Arbeit an einem Buch über das Zeidner Laientheater berichtete Franz Buhn. Das Theaterleben in Zeiden ist im vorigen Jahrhundert äußerst umfangreich gewesen. Die Zeitspanne von 1900 bis 1941 wurde von Buhn vollständig, soweit noch Nachweise vorhanden waren, aufgearbeitet, so dass er sich jetzt der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg widmet.
Als jüngste Veröffentlichung der Zeidner Nachbarschaft wurde das Buch "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr - Die Zeidner Freiwillige Feuerwehr" vorgestellt, das als Heft 7 der Reihe "Zeidner Denkwürdigkeiten" erschienen ist. Die Geschichte der Zeidner Feuerwehr wird anhand von Protokollen (1891 bis 1990) nachgezeichnet. Gesammelt wurde das Material von Hermann Kassnel und bearbeitet von Carmen Kraus.
Seit zwei Jahren beschäftigt sich Helmut Adams mit dem holzverarbeitenden Gewerbe in Zeiden. Adams bot einen detaillierten Überblick über die sehr zahlreichen Unternehmen dieses Gewerbes, die es bis 1945 in Zeiden gab. Allein größere Unternehmen wurden acht gezählt, bei den Tischlereien konnte er 27 sächsische Selbständige aufzählen, wobei diese Liste wahrscheinlich noch nicht einmal vollständig ist. Hinzu kommen noch mehrere rumänische Selbständige, deren Auflistung auch noch unvollständig ist.
Über einen anderen Industriezweig berichtete Werner Gross, und zwar über die Zeidner Chemiefabrik "Colorom", in der er jahrelang als Ingenieur tätig war. Die "Colorom" wurde 1936 von der deutschen Firma "IG Farben" gegründet, in der bis heute hauptsächlich Farbstoffe hergestellt werden. Viele Zeidner fanden hier nach Zweiten Weltkrieg Arbeit, auch in Führungsstellen. Der Betrieb wuchs von rund 200 Angestellten in den fünfziger Jahren auf rund 2 000 Beschäftigte in den siebziger und Anfang der achtziger Jahre an. Bereits vor der Wende von 1989 setzte ein Niedergang ein, der durch die wirtschaftliche Lage Rumäniens nach 1990 beschleunigt wurde. Vor einigen Wochen wurde die "Colorom", die mittlerweile nur noch 330 Mitarbeiter zählt, von einer amerikanischen Firma übernommen. Eine sehr lebhafte Diskussion entwickelte sich unter den Teilnehmern des Gesprächskreises zum Thema Chemieverseuchung von Zeiden und Umgebung durch die "Colorom", ein Thema, das in kommunistischer Zeit totgeschwiegen worden war. Vielen Zeidnern dürften die bunten Dampfwolken, die vom Werksgelände in die Atmosphäre aufstiegen, oder die wechselnden Farben, die das Wasser des Neugrabens verschmutzten, in lebhafter Erinnerung sein.
Über den Stand der Erstellung einer "Zeidner Bibliografie" berichteten Balduin Herter und Helmuth Mieskes. Damit wird versucht, ein umfassendes und brauchbares Nachschlagewerk zu erstellen. Als weitere Themen wurden das 50-jährige Jubiläum der Zeidner Nachbarschaft im kommenden Jahr sowie die Einrichtung eines Munizipalmuseums durch die Stadt Zeiden erörtert.
Balduin Herter, dem Initiator dieses Kreises, sei für die Moderation der Veranstaltung und Helmuth Mieskes und Otto Mieskes für die Organisation gedankt. Die sechste Tagung des Gesprächskreis findet im Rahmen des Zeidner Nachbarschaftstreffens im Juni 2003 ebenfalls in Ludwigsburg statt.

Rainer Lehni

Schlagwörter: Zeiden

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