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20. April 2009

Kulturspiegel

Standardwerk zu Vlad Țepeș und Dracula

Im Sommer und Herbst letzten Jahres war im österreichischen Schloss Ambras die Ausstellung „Dracula. Woiwode und Vampir“ zu sehen. Warum 2008 und warum Schloss Ambras? 2008, weil vor 111 Jahren mit dem Erscheinen des Romans „Dracula“ von Bram Stoker der historische Fürst erstmalig mit dem in Südosteuropa verbreiteten Vampirismus in Verbindung gebracht worden ist. Und Schloss Ambras, weil das älteste erhaltene Porträtgemälde des Woiwoden der Walachei, Vlad III. Dracula, sich seit über 400 Jahren in diesem Schloss befindet. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

  • seberg

    1seberg schrieb am 20.04.2009, 10:40 Uhr:
    Schloss Ambras bei Innsbruck ist durch das älteste erhaltene Portrait von Vlad III Draculea und des offenbar auch hier eingezogegen Dracula-Kults vielleicht wirklich ein guter Ort des Schauderns für müde Touristen.
    Es gibt allerding zwei weitere Ereignisse, die diese Gegend zu einem zeitgeschichtlich viel aktuelleren und damit authentischeren Ort des Schauderns machen und, wie ich finde, ebenfalls Austellungen in diesem Schloss verdienten: Das eine ist ein Ereignis der rezenteren Geschichte – 1941 gab es in der Nähe des Schlosses, in Reichenau, ein Gestapo-„Arbeitserziehungs“-Lager, das andere ist ein bedeutendes Werk der zeitgenössischen schöngeistigen Literatur mit der Handlung in diesem Schloss (bzw. in einem in Wirklichkeit nicht existierenden, sondern literarisch erfundenn Turm dieses Schlosses). Während das erstere einem das Schaudern durch Gestapo-Methoden beibringt, die einem grausam stilisierten Vlad Tepes alle Ehre gemacht hätten, handelt es sich bei dem anderen um die Erzählung AMRAS von Thomas Bernhard, die – keine Angst! – nicht von Nazigräuel handelt, dafür aber über das Beschreiben von Beziehungen zwischen Menschen in Familie und Gesellschaft und sie begleitenden innerseelischen Ungeheurlichkeiten und Krankheiten dem Leser eine Ahnung über den möglichen Ursprung der Banalität des Bösen vermitteln kann. Während die kruden Nazi-Methode schnell erzählt und ebenso schnell abgetan/verdrängt werden können (die „inhaftierten Ausländer wurden in kleine, ungeheizte Arrestzellen mit Betonboden eingesperrt. Strafen wie das Auspeitschen oder Abspritzen und Baden der nackten Häftlinge mit kaltem Wasse, ‚bis sie blaugefroren waren und zum Teil ohnmächtig wurden’, waren an der Tagesordnung. Anschließend ließ man sie in eine Arrestzelle (Bunker) sperren… / zit. nach Hye, 1989, S. 85, bzw. aus AMRAS, Suhrkamp, 2006/), kann der interessierte Zeitgenosse, will er etwas gewissenhafter die Zusammnehänge und Hintergründe menschlicher Untiefen verstehen, sich die Erzählung von Bernhard vornehmen...(wenn auch vielleicht nicht gerade beim idyllischen Familien-Urlaub im der schönen Tiroler Berglanschaft!...Oder doch und gerade?)


    [Beitrag am 20.04.2009, 10:42 von seberg geändert]

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