8. Oktober 2005

"Lustige Adjuvanten" und Jugend Traun beim Sachsentreffen

Das Sachsentreffen am 17. September in Birthälm bot den "Lustigen Adjuvanten" aus Traun eine willkommene Gelegenheit, ihr einjähriges Bestehen mit ihrer ersten, aber sicher nicht letzten Auftrittsreise zu feiern: Am Abend des 15. September brachen drei Busse Richtung Siebenbürgen auf - in einem kleinen Reisebus mit Chauffeur die 15 Adjuvanten sowie in zwei VW-Bussen ein kleiner "Fanclub", zu dem auch ich mich zähle, sowie die Siebenbürger Jugend Traun, die ebenfalls den Ruf der alten Heimat verspürte.
Ingrid Eichstill, Referentin für Frauenarbeit und Brauchtumspflege in Oberösterreich, fuhr wie manches Jugendmitglied zum ersten Mal nach Siebenbürgen. Was soll man sagen - das Siebenbürgen-Virus hat ein paar neue Opfer gefunden!

Nach der problemlosen Anreise bezogen die Adjuvanten und der "Fanclub" Quartier im Gästehaus "Dornröschen" in Birthälm, während die Jugend ein Nachtlager beim katholischen Pfarrer ergatterte. Das Haus "Dornröschen" liegt am unteren Ring der imposanten Kirchenburg, und unsere Schlafzimmerfenster erlaubten den Blick auf die mächtigen Wehrmauern, die 1468 erstmals erwähnt wurden. Die Kirchenburg mit ihren drei Ringmauern gehört seit 1993 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der Jugendreferent von Österreich, Manfred Schuller, weilte mit seinem Bruder Hans ebenfalls in Birthälm und schloss sich uns an.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am darauf folgenden Samstag legten wir die Tracht an und gingen hinunter zum Dorfplatz. Im Gegensatz zum beschaulichen Vortag war in Birthälm jetzt viel los. Ringsum gab es Stände mit Handarbeiten, Keramik, Büchern usw., auch entlang der unteren Ringmauer ging es zu wie bei einem Jahrmarkt mit Krimskrams, Melonen- und Mici-Verkäufern und vielen Menschen. Nicht nur die Sachsen feierten, sondern auch die rumänische und Roma-Bevölkerung. Schließlich schritten wir im überdachten Holzgang hinauf zur Kirche, wo um 10 Uhr der Festgottesdienst abgehalten wurde. Wie viele Männer und Frauen sind wohl in den vergangenen Jahrhunderten ebendiese Stufen hinaufgestiegen? Es müssen viele gewesen sein, denn die hölzernen Stufen sind von ihren ungezählten Schritten abgenutzt. Die Predigt von Bischofsvikar Prof. Hans Klein war aussagekräftig und dennoch nicht zu lange. Nach dem Gottesdienst gab es ein vielseitiges Programm an den verschiedenen Veranstaltungsorten - im Kulturhaus, im Pfarrhof, auf dem Dorfplatz usw. Für unsere Adjuvanten war der große Augenblick gekommen: 15 schneidige Musikanten stellten sich vor dem Pfarrhaus im Halbkreis auf, alle tadellos gekleidet mit glänzend gewichsten Stiefeln, Stiefelhose, weißem Hemd und schwarzem Spenzer - nicht zu vergessen die breitkrempigen Hüte, die Sara Hedrich stilecht mit schönen Fleitschen und kleinen Blumensträußchen veredelt hatte! Nochmals tief durchatmen, schon wurde aufgespielt, und dem Publikum gefiel es sichtlich. Auch die Jugend absolvierte ihren ersten Auftritt und schwitzte im strahlenden Sonnenschein - wir hatten nämlich den ganzen Tag Kaiserwetter! Eindrucksvoll der Aufmarsch aller teilnehmender Gruppen, darunter der Burzenländer Blasmusik und Siebenbürger Blaskapelle aus Landshut und Augsburg, mit der wir uns anfreundeten. Die Tanz- und Jugendgruppen vereinigten sich am Dorfplatz zum gemeinsamen Auftanz.

Die Adjuvanten stimmten so manches Stück gemeinsam mit den Probstdorfer Musikanten an, erneuerten die Bekanntnschaften mit Landsleuten aus Alzen und anderen Gemeinden sowie einer Reisegruppe mit vertrauten Gesichtern aus Vöcklabruck. Die Abordnung des VLÖ (Verband der Landsmannschaften Österreichs), der auch Mitglieder unserer Vereinsleitung angehörten, tagte am gleichen Wochenende in Hermannstadt und beteiligte sich - auf der Weiterfahrt zu einer Sitzung nach Ungarn - am Gottesdienst in Birthälm.

Im Schatten des untersten Ringes unterhielten die Adjuvanten die Teilnehmer so gut mit ihrem Weisen, dass Tische und Bänke zu knapp wurden. Aus einer für eine Mitternachtseinlage beim Kathreintanz 2004 gegründeten Spaß-Formation aus echten und "damals-noch-nicht, jetzt-schon"-Musikern hat sich eine Gruppe entwickelt, die zwar nicht mit "normalen" Kapellen konkurrieren kann und will, aber dank der musikalischen Leitung von Kapellmeister Karl Zehetner mittlerweile passable Unterhaltung bietet. 15 Männer im Alter zwischen 32 bis 83 Jahren (!) sind zu einer echten Gemeinschaft zusammengewachsen und musizieren, weil es ihnen Freude bereitet! Wir Trauner ließen im unteren Ring und später auf dem Marktplatz den schönen Tag mit Singen und Tanzen ausklingen. Unsere neue Bekanntschaft, Hans Nowak, ein aus Österreich eingewanderter Unternehmer in Mediasch, sorgte mit dem Akkordeon für Stimmung.

Die Siebenbürger Jugend Traun wurde für ihre Darbietungen und ihr ordentliches Erscheinungsbild in Tracht mit viel Applaus bedacht. Auch von dieser Stelle aus sprechen wir der Jugend unser Lob für die gesamte Reise aus - wir sind schon alle ein wenig stolz auf unsere Jugend!

Am Sonntag fuhren wir weiter nach Alzen, wo die Adjuvanten und Jugend die dortigen Sachsen mit ihren Darbietungen erfreuten. Beim Kaffee und Kuchen machten wir uns mit den Einheimischen bekannt und erlebten schöne Stunden. Kuratorin Rosi Müller erläuterte die interessante Geschichte des Ortes und der Kirche. Der Kirchturm wurde erst kürzlich renoviert. Dass die Turmuhr nun wieder funktioniert, ist mit ein Verdienst unserer Trauner Nachbarschaftsmitglieder: Die Einnahmen der kulinarischen Abende im Pfarrheim wurden für die Reparatur der Turmuhr gespendet. Unser Nachbarvater Dietmar Lindert ist gemeinsam mit einem Freund stolzer Hofbesitzer in Alzen und somit fast ein Einheimischer. Er stellte durch diese Reise erneut sein organisatorisches Talent unter Beweis. Die Jugend ging abends in Hermannstadt aus und verbrachte die Nacht in Michelsberg. Für die anderen klang der Abend im Pfarrhof mit Alzener Freunden aus, die uns mit "Evangelischem Speck", Schafkäse und anderen Köstlichkeiten verwöhnten.

Zeitig in der Früh hieß es Abschied nehmen von unseren Gastgebern Martin Tekeser und seinem Schwager Georg. Letzterer hatte an diesem Tag seinen Geburtstag und wurde noch mit einem Ständchen geehrt. Während der langen Heimreise hatten wir Zeit, die vielfältigen Eindrücke aus Birthälm und Alzen, die interessanten Begegnungen und Gespräche mit Sachsen aus Kronstadt, Kleinscheuern und aus Deutschland aufzuarbeiten. Die Kuratorin in Alzen, Rosi Müller, hatte bei der Begrüßung gemeint, dass sie durch unseren Besuch ihre Akkus aufladen werde. Ach Rosi, in Wirklichkeit habt ihr unsere Akkus aufgeladen und uns aufs Neue an etwas erinnert, das wir leider immer wieder mal vergessen: Nämlich dass man die wirklichen wichtigen Dinge nicht für Geld kaufen kann, aber in Alzen oder Birthälm oder anderswo in eurer Mitte findet!
Allein diese Erkenntnis macht jede Siebenbürgenfahrt zum lohnenden Erlebnis, von dem wir wieder einige Monate zehren können.

Irene Kastner


Schlagwörter: Traun, Sachsentreffen

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