22. April 2012

Aufzug in der Bistritzer Stadtpfarrkirche eingeweiht

„So sei nun dieser Turm mit Aufzug als Aussichtsturm unter den Schutz und Segen Gottes gestellt. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Er segne alle, die hier ein- und ausgehen, rauf- und runterfahren, Ausschau halten und bewundern.“ Mit diesen Worten weihte Landesbischof Reinhart Guib nach einem wegweisenden Gottesdienst am 31. März, dem Tag, an dem erstmals in Rumänien, genauer „erstmals zwischen Moskau und Wien“ (Bürgermeister Teodor Ovidiu Cretu) in einem Kirchturm ein Aufzug seiner Bestimmung übergeben wurde.
„Die Kirche in Bistritz ist zum Zeichen dessen geworden, was erhalten werden muss“, bekräftigte Landesbischof Reinhart Guib beim großen Festgottesdienst in der Ev. Stadtpfarrkirche in Bistritz. Als am 11. Juni 2008 der Turm lichterloh brannte, Glocken, Turmuhr, Balken, Treppen, das Turmdach zu Asche wurden und nur ein rußschwarzer gewaltiger Schlot anstelle des höchsten siebenbürgischen Kirchenturms übrig blieb, da musste man annehmen, es sei alles vorbei, auch das imposante Sinnbild jahrhundertealter siebenbürgisch-sächsischer Präsenz in Nordsiebenbürgen.

Heute, knapp vier Jahre später, sieht die Kirche ganz anders aus. Dies veranschaulichte die klare Predigt von Bischof Reinhart Guib. Ihr Ausgangspunkt war ein Wort aus Kapitel 12 aus dem Brief an die Hebräer: „Lasset uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens …“. Am 11. Juni 2008 blickten viele voller Schrecken auf den lichterloh brennenden Turm, ein makabres Schauspiel. Wenn wir zurückblicken, auf Flucht, Vertreibung, Evakuierung, Deportation, auf den furchterregenden Brand, so wird uns bange. „Wir Menschen haben oft einen verstellten Blick“ auf unsere Welt, auf uns, auf unsere Vergangenheit, auf unsere Zukunft. „Der Turmbrand bestätigte vermeintlich in tragischer Weise, dass alles zugrunde geht. (…) Solches Zurücksehen kann schwermütig machen.“, sagte Guib. „Der rechte Blick jedoch zieht uns hinauf, hebt uns empor, macht uns mutig und unverzagt, macht uns getrost und froh. Und das ist der Blick auf Jesus. Sinnbildlich dafür ist hier in Bistritz dieser Turm, der aus der Asche wiederaufgebaut wurde, ein Hinweis auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Gott hat eindeutig noch etwas vor mit unserer Kirche!“
Einweihung des neuen Aufzugs, von links: Dr. Hans ...
Einweihung des neuen Aufzugs, von links: Dr. Hans Franchy, Bürgermeister Ovidiu Crețu, Stadtpfarrer Hans-Dieter Krauss, Landesbischof Reinhart Guib, Österreichischer Botschafter Michael Schwarzinger, Alfred Johannis vom Deutschen Konsulat. Foto: Michael Weihrauch
Unmittelbar nach dem Gottesdienst folgte die Weihe des Turms und des Aufzugs im Beisein von Bürgermeister Ovidiu Crețu und weiterer hoher Gäste aus Österreich und Deutschland, unter ihnen Michael Schwarzinger, Botschafter der Republik Österreich in Bukarest, Alfred Johannis vom Deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt, Udo Pusching, Vertreter der Kärntner Landesregierung, Dr. Hans-Georg Franchy, Vorsitzender der HOG Bistritz-Nösen und Ehrenbürger der Stadt Bistritz. „Voller Freude“, bekannte Bischof Guib in seiner Ansprache, „haben wir uns heute hier versammelt, um Zeugen dessen zu sein, was unser Herrgott durch uns geschehen lassen kann. Nach den großen Renovierungsarbeiten am Kirchen- und Turmdach, dem Guss und der Einweihung der Glocken sind wir heute Zeugen einer neuen Rettungstat und zugleich der Übergabe und der touristischen Inbetriebnahme nationalen Kulturguts. Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien begrüßt explizit die Renovierung dieses Turms und seine Gestaltung als Glockenturm und zugleich als Aussichtsturm für das breite Publikum durch seine Ausstattung mit einem Aufzug. Wir sind entzückt und sehr dankbar für diese dem Turm verliehene Perspektive, ihm, dem Wahrzeichen von Bistritz, dem höchsten und ersten Turm im Land mit einem Aufzug.“

Das zunächst als gewagt angesehene Vorhaben des Bistritzer Bürgermeisters Crețu, den Turm mit einem Aufzug zu versehen, hat vielfache Hürden genommen. Bischof Guib bat den Himmlischen Vater um seinen Segen für alle Mitarbeiter und Geldgeber des Projektes und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich auch durch diese Arbeit die Beziehungen und das gute Einvernehmen zwischen den Kirchen, Institutionen und Behörden, zwischen Konfessionen, Ethnien und Generationen vertiefen mögen.” Im Anschluss an die Einweihung fuhren die Ehrengäste hoch zur Turmgalerie und bewunderten Bistritz von oben. Es waren erhebende Momente, vor, während und nach der Einweihung.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Bistritz, Stadtpfarrkirche

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