10. November 2024
„Visionär und komplexe Persönlichkeit“: Streiflichter von den drei Dr. Carl Wolff-Gedenktagen in Hermannstadt
Aus Anlass der 175 Jahre seit der Geburt des Volkswirts, Politikers und Publizisten Carl Wolff (1849–1929) hat der Dr. Carl-Wolff-Verein der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien in Zusammenarbeit mit der Carl Wolff Gesellschaft (München) vom 11. bis 13. Oktober Tage des Gedenkens an ihren Namensgeber veranstaltet.
Bei der am Samstagmittag durch Bürgermeisterin Astrid Fodor erfolgten Enthüllung der Gedenkplakette vor dem Eckhaus Großer Ring/Piața Mare - Heltauergasse/Bălcescu, in dem Dr. Carl Wolff während seiner Zeit als Direktor der Hermannstädter allgemeinen Sparkassa seine Dienstwohnung hatte, stellte Ursula Philippi den Geehrten vor und sagte u. a.: „Mit einer Gedenkplakette wird an dieser Stelle an Carl Wolff erinnert, einen Visionär, eine komplexe Persönlichkeit, einen Menschen, dem Hermannstadt und Siebenbürgen unendlich viel zu verdanken hat. Sie ist bescheiden in ihren Dimensionen, das verträgt sich gut mit dem Charakter des Geehrten. Er hatte das Wohl der Allgemeinheit im Auge, so sehr, dass er im Alter von 70 Jahren, als er nach und nach alle Ämter und Ehrenämter aufgab, und auch aus dieser seiner Dienstwohnung hinausmusste, nur in ein bescheidenes Eigenheim am Stadtrand ziehen konnte. Dieses steht heute nicht mehr.”
Im Vorfeld der Enthüllungszeremonie gab es einen Stadtrundgang auf den Spuren von Carl Wolff, angefangen von dem Gebäude der ehemaligen Bodenkreditanstalt, das heute das Rathaus beherbergt, durch die Fleischergasse/Mitropoliei, wo sich in dem Haus gegenüber der reformierten Kirche die Redaktion des Siebenbürgisch-deutschen Tageblatts befunden hat, dessen Chefredakteur Wolff gewesen ist, dann durch den Stadtpark (heute Astra-Park), der von dem Hermannstädter Verschönerungsverein angelegt worden ist, dessen Gründungsmitglied Wolff gewesen ist; vorbei an dem ehemaligen Sanatorium, das heute die Kinderklinik beherbergt, zu dem Volksbad und nicht zuletzt vorbei an dem Zinshaus Ecke Honterusgasse/Papiu Ilarian-Harteneckgasse/Cetății, zu dem Hotel Römischer Kaiser und schließlich zu dem Eckhaus Großer Ring-Heltauergasse.
Begonnen hatten die Gedenktage mit der Präsentation der Schülerprojekte, die durch Vermittlung von Gerold Hermann zustande gekommen waren. Beteiligt haben sich vier Mannschaften, drei von Hermannstädter Gymnasien (Samuel von Brukenthal, Onisifor Ghibu und Andrei Șaguna), und eine vom Josef Haltrich-Gymnasium in Schäßburg, dem Geburtsort des Geehrten. Die Jury, gebildet aus Friedrich Philippi, Gwendoline Roth und Sebastian Arion, hatte keine leichte Aufgabe. Schließlich ging das Team der Brukenthalschule als Sieger hervor und durfte am Abend das Projekt nach den Vorträgen von Dr. Konrad Gündisch (München) und Ing. Marcel Stanciu (Hermannstadt), die über Carl Wolff in historischem Kontext bzw. seinen Beitrag zur Elektrifizierung von Hermannstadt sprachen, vorstellen. Zum Abschluss des ersten Tages erzählten Wolffs Ururenkel Jakob Grohmann bzw. dessen Urenkel Heinz Rybiczka (Wien) aus den Erinnerungen der Familie an ihren Vorfahren.
Dr. Konrad Gündisch, der in München lebt, begab sich in seinem Vortrag „Ein Pragmatischer Visionär" ebenfalls auf Spurensuche und so erfuhren die zahlreichen Anwesenden im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt: „Wenn ich durch München und Umgebung gehe oder radle, werde ich immer wieder an Dr. Carl Wolff erinnert, obwohl in dieser Stadt keine Tafel, kein Straßenname an ihn erinnert. Allerdings erinnern Namen von Kooperationspartnern sowie Gebäude daran, dass Wolff hier viele der Ideen rezipiert und dann in Siebenbürgen auf kreative Weise umgesetzt hat. Auf meinem Weg in die Innenstadt fahre ich zuerst am Müllerschen Volksbad vorbei, wissend, dass dessen kleinere Schwester, das Hermannstädter Volksbad, vom gleichen Architekten Carl Hocheder entworfen und gebaut worden ist. Weiter geht’s am Deutschen Museum vorbei zum Oskar-von-Miller-Ring und manchmal auch zum ehemaligen 'Haus der landwirtschaftlichen Genossenschaften' in der Türkenstraße, dem Sitz des Bayerischen Raiffeisenverbands.
Im Umland kann ich das Wasserkraftwerk in Schöngeising besichtigen, 1892 vom bekannten Bauingenieur, Elektrotechniker und Wasserkraftpionier Oskar von Miller erbaut. Es versorgte das nahegelegene Fürstenfeldbruck als eine der ersten Städte des Landes mit Strom für eine elektrische Straßenbeleuchtung. Carl Wolff gewann ihn – mit denselben Zielen für Hermannstadt und Umgebung – für den Bau des Wasserkraftwerks am Zoodt. Wolff allerdings hatte weiter ausgreifende ökonomische und sozialpolitische Visionen als von Miller, und es gelang ihm, viele davon tatsächlich zu verwirklichen.”
Ein Highlight der drei Tage war am ersten Abend, Freitag, dem 11. Oktober, die Wortmeldung des Ururenkels von Dr. Carl Wolff, Dipl.-Ingenieur Jakob Grohmann, der vor allem die Familiengeschichte beleuchtete und den Geehrten als Privatmann vorzustellen versuchte. Hier einige Auszüge: „Mein Onkel Heinz Rybiczka und ich, Jakob Grohmann, wir sind Nachkommen von Carl Wolff. Carl Wolff war mit Friederike Lehrmann verheiratet und hatte fünf Kinder. Zwei starben bald. Die Kinder Marie, Alice und Karl wuchsen in Hermannstadt auf. Alice Wolff heiratete Michael Fleischer aus Heltau und ist meine Urgroßmutter. Im Ersten Weltkrieg gingen sie bald nach Wien, wo ihre Töchter Alice und Ilse aufwuchsen. Meine Großmutter Alice kam im Sommer oft nach Siebenbürgen. Schließlich zogen sie nach Oberösterreich, wo mein Onkel Heinz und meine Mutter Annemarie aufwuchsen. Nun leben wir in Wien.
Die beiden anderen Kinder, Karl und Marie Wolff, hatten keine Nachkommen, die Schwester meiner Großmutter auch nicht, so sind wir Kinder, Enkel und Urenkel von Alice Fleischer, geborene Wolff die einzigen direkten Nachfahren von Carl Wolff.
Vor ein paar Jahren bin ich bei der Vorbereitung einer Siebenbürgenreise eher zufällig auf den Dr. Carl Wolff-Verein und das Kinderhospiz gestoßen. Wir haben Kontakt aufgenommen und konnten im Vorjahr mit Ortrun Rhein das Hospiz besuchen. Wir sind berührt, wie hier mit Kindern umgegangen wird und wie viel Gutes getan wird, alles im Namen unseres Vorfahren Carl Wolff. Also unterstützen wir gerne die Arbeit des Carl-Wolff-Hospizes von Wien aus.
Wir haben zum Anlass der Festtage unser bescheidenes Familienarchiv durchgeschaut und ein paar private, familiäre Erinnerungen zusammengetragen. Ein paar Anekdoten aus seinem Leben wollen wir mit Ihnen nun teilen:
Ein Schulkollege sagte über ihn: 'Sein Körper ist fast unter Mittelgröße, mehr zart als kräftig, doch gesund. Was aber seiner Körpergröße abging, das ersetzte großartig seine geistige Begabung, die in jedem Unterrichtsgegenstand Ausgezeichnetes leistete.' Er trug damals schon den Spitznamen 'Doktor'.
Zuerst beginnt er ein Studium der Chemie in Wien, was er bald wegen zu geringer Vorkenntnisse abbricht. Dann macht er in Wien mit Rechtswissenschaften weiter, doch er ist mit dem Professor unzufrieden.
Er wechselt nach Heidelberg und trifft dort Landsleute aus Siebenbürgen. Hier gibt es wöchentliche Treffen in der Wohnung eines Professors zur Lösung von Rechtsfällen. Das begeistert ihn und er will Professor werden. Über das Siebenbürgisch-Deutsche Wochenblatt liest er über die Unterdrückung der Sachsen nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich ab 1867. Er schreibt selbst erste Artikel, die Aufsehen erregen. In einem Brief an Eltern: 'Ich habe den Entschluss gefasst, bei meiner Nation bis zum letzten Atemzug auszuharren.'
In Wien war für ihn viel Arbeit angesagt, zusätzlich wochenlange Vertretung des Revisors des Morgen- und Abendblattes, er trifft sich mit seiner Frau auf halbem Weg im Hotel Viktoria, Favoritenstraße, zum Abendessen, sie geht nach Hause, er zurück ins Büro und er kommt oft erst um 2 Uhr nachts nach Hause.
Er hat große Freude über Enkelkind Ilse, geboren 1919, die dann monatelang zum 'Aufpeppeln' in Hermannstadt betreut wird, wo sie sich gut entwickelt.”
Davor hatte Ingenieur Marcel Stanciu die Anwesenden kenntnisreich durch die Geschichte der Elektrifizierung von Hermannstadt und Umgebung geführt und immer wieder darauf hingewiesen, wie bahnbrechend diese Leistung von Dr. Carl Wolff und dessen Mitstreitern gewesen sei, da sie der Gemeinschaft diente und nicht bloß einzelnen Industrieanlagen. Bei der Besichtigung des Museums des ersten Hermannstädter Elektrizitätswerks in Zoodt am Sonntag konnte Marcel Stanciu regelrecht schwelgen bei seiner kompetenten Führung und auch die Gastfreundschaft des Teams von Marius Tomuș, das das immer noch in Betrieb befindliche Wasserkraftwerk instandhält, war vorbildlich. Nach einem Mittagessen in einer Forellenzucht ging es zurück nach Hermannstadt. Hier fand zum Abschluss der drei Gedenktage eine Andacht am Grab von Carl Wolff auf dem Hermannstädter städtischen Friedhof statt. Stadtpfarrer Kilian Dörr hielt die Andacht. Reinhold Sauer, der Vorsitzende der Carl Wolff-Gesellschaft und Hannelore Baier, die Vorsitzende des Dr. Carl Wolff-Vereins, legten einen Kranz nieder und Friedrich Philippi las ein 1929 Carl Wolff gewidmetes Gedicht des Mediascher Pädagogen und Pfarrers Josef Lehrer (1874-1944) vor, das in dem Band „Dr. Carl Wolff 1849-1929. Zum frommen Andenken” (Druck der Krafft & Drotlleff A.-G. Hermannstadt 1929) erschienen ist. Eine der Strophen lautet: „Reißt ihn heraus aus Schein und Dunst und Worten,/ die mögen Anderer schöner Zierrat sein,/ denn seiner Art setzt man an allen Orten/ ein Denkmal dauernder als Stein”.
Im Vorfeld der Enthüllungszeremonie gab es einen Stadtrundgang auf den Spuren von Carl Wolff, angefangen von dem Gebäude der ehemaligen Bodenkreditanstalt, das heute das Rathaus beherbergt, durch die Fleischergasse/Mitropoliei, wo sich in dem Haus gegenüber der reformierten Kirche die Redaktion des Siebenbürgisch-deutschen Tageblatts befunden hat, dessen Chefredakteur Wolff gewesen ist, dann durch den Stadtpark (heute Astra-Park), der von dem Hermannstädter Verschönerungsverein angelegt worden ist, dessen Gründungsmitglied Wolff gewesen ist; vorbei an dem ehemaligen Sanatorium, das heute die Kinderklinik beherbergt, zu dem Volksbad und nicht zuletzt vorbei an dem Zinshaus Ecke Honterusgasse/Papiu Ilarian-Harteneckgasse/Cetății, zu dem Hotel Römischer Kaiser und schließlich zu dem Eckhaus Großer Ring-Heltauergasse.
Begonnen hatten die Gedenktage mit der Präsentation der Schülerprojekte, die durch Vermittlung von Gerold Hermann zustande gekommen waren. Beteiligt haben sich vier Mannschaften, drei von Hermannstädter Gymnasien (Samuel von Brukenthal, Onisifor Ghibu und Andrei Șaguna), und eine vom Josef Haltrich-Gymnasium in Schäßburg, dem Geburtsort des Geehrten. Die Jury, gebildet aus Friedrich Philippi, Gwendoline Roth und Sebastian Arion, hatte keine leichte Aufgabe. Schließlich ging das Team der Brukenthalschule als Sieger hervor und durfte am Abend das Projekt nach den Vorträgen von Dr. Konrad Gündisch (München) und Ing. Marcel Stanciu (Hermannstadt), die über Carl Wolff in historischem Kontext bzw. seinen Beitrag zur Elektrifizierung von Hermannstadt sprachen, vorstellen. Zum Abschluss des ersten Tages erzählten Wolffs Ururenkel Jakob Grohmann bzw. dessen Urenkel Heinz Rybiczka (Wien) aus den Erinnerungen der Familie an ihren Vorfahren.
Dr. Konrad Gündisch, der in München lebt, begab sich in seinem Vortrag „Ein Pragmatischer Visionär" ebenfalls auf Spurensuche und so erfuhren die zahlreichen Anwesenden im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt: „Wenn ich durch München und Umgebung gehe oder radle, werde ich immer wieder an Dr. Carl Wolff erinnert, obwohl in dieser Stadt keine Tafel, kein Straßenname an ihn erinnert. Allerdings erinnern Namen von Kooperationspartnern sowie Gebäude daran, dass Wolff hier viele der Ideen rezipiert und dann in Siebenbürgen auf kreative Weise umgesetzt hat. Auf meinem Weg in die Innenstadt fahre ich zuerst am Müllerschen Volksbad vorbei, wissend, dass dessen kleinere Schwester, das Hermannstädter Volksbad, vom gleichen Architekten Carl Hocheder entworfen und gebaut worden ist. Weiter geht’s am Deutschen Museum vorbei zum Oskar-von-Miller-Ring und manchmal auch zum ehemaligen 'Haus der landwirtschaftlichen Genossenschaften' in der Türkenstraße, dem Sitz des Bayerischen Raiffeisenverbands.
Im Umland kann ich das Wasserkraftwerk in Schöngeising besichtigen, 1892 vom bekannten Bauingenieur, Elektrotechniker und Wasserkraftpionier Oskar von Miller erbaut. Es versorgte das nahegelegene Fürstenfeldbruck als eine der ersten Städte des Landes mit Strom für eine elektrische Straßenbeleuchtung. Carl Wolff gewann ihn – mit denselben Zielen für Hermannstadt und Umgebung – für den Bau des Wasserkraftwerks am Zoodt. Wolff allerdings hatte weiter ausgreifende ökonomische und sozialpolitische Visionen als von Miller, und es gelang ihm, viele davon tatsächlich zu verwirklichen.”
Ein Highlight der drei Tage war am ersten Abend, Freitag, dem 11. Oktober, die Wortmeldung des Ururenkels von Dr. Carl Wolff, Dipl.-Ingenieur Jakob Grohmann, der vor allem die Familiengeschichte beleuchtete und den Geehrten als Privatmann vorzustellen versuchte. Hier einige Auszüge: „Mein Onkel Heinz Rybiczka und ich, Jakob Grohmann, wir sind Nachkommen von Carl Wolff. Carl Wolff war mit Friederike Lehrmann verheiratet und hatte fünf Kinder. Zwei starben bald. Die Kinder Marie, Alice und Karl wuchsen in Hermannstadt auf. Alice Wolff heiratete Michael Fleischer aus Heltau und ist meine Urgroßmutter. Im Ersten Weltkrieg gingen sie bald nach Wien, wo ihre Töchter Alice und Ilse aufwuchsen. Meine Großmutter Alice kam im Sommer oft nach Siebenbürgen. Schließlich zogen sie nach Oberösterreich, wo mein Onkel Heinz und meine Mutter Annemarie aufwuchsen. Nun leben wir in Wien.
Die beiden anderen Kinder, Karl und Marie Wolff, hatten keine Nachkommen, die Schwester meiner Großmutter auch nicht, so sind wir Kinder, Enkel und Urenkel von Alice Fleischer, geborene Wolff die einzigen direkten Nachfahren von Carl Wolff.
Vor ein paar Jahren bin ich bei der Vorbereitung einer Siebenbürgenreise eher zufällig auf den Dr. Carl Wolff-Verein und das Kinderhospiz gestoßen. Wir haben Kontakt aufgenommen und konnten im Vorjahr mit Ortrun Rhein das Hospiz besuchen. Wir sind berührt, wie hier mit Kindern umgegangen wird und wie viel Gutes getan wird, alles im Namen unseres Vorfahren Carl Wolff. Also unterstützen wir gerne die Arbeit des Carl-Wolff-Hospizes von Wien aus.
Wir haben zum Anlass der Festtage unser bescheidenes Familienarchiv durchgeschaut und ein paar private, familiäre Erinnerungen zusammengetragen. Ein paar Anekdoten aus seinem Leben wollen wir mit Ihnen nun teilen:
Ein Schulkollege sagte über ihn: 'Sein Körper ist fast unter Mittelgröße, mehr zart als kräftig, doch gesund. Was aber seiner Körpergröße abging, das ersetzte großartig seine geistige Begabung, die in jedem Unterrichtsgegenstand Ausgezeichnetes leistete.' Er trug damals schon den Spitznamen 'Doktor'.
Zuerst beginnt er ein Studium der Chemie in Wien, was er bald wegen zu geringer Vorkenntnisse abbricht. Dann macht er in Wien mit Rechtswissenschaften weiter, doch er ist mit dem Professor unzufrieden.
Er wechselt nach Heidelberg und trifft dort Landsleute aus Siebenbürgen. Hier gibt es wöchentliche Treffen in der Wohnung eines Professors zur Lösung von Rechtsfällen. Das begeistert ihn und er will Professor werden. Über das Siebenbürgisch-Deutsche Wochenblatt liest er über die Unterdrückung der Sachsen nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich ab 1867. Er schreibt selbst erste Artikel, die Aufsehen erregen. In einem Brief an Eltern: 'Ich habe den Entschluss gefasst, bei meiner Nation bis zum letzten Atemzug auszuharren.'
In Wien war für ihn viel Arbeit angesagt, zusätzlich wochenlange Vertretung des Revisors des Morgen- und Abendblattes, er trifft sich mit seiner Frau auf halbem Weg im Hotel Viktoria, Favoritenstraße, zum Abendessen, sie geht nach Hause, er zurück ins Büro und er kommt oft erst um 2 Uhr nachts nach Hause.
Er hat große Freude über Enkelkind Ilse, geboren 1919, die dann monatelang zum 'Aufpeppeln' in Hermannstadt betreut wird, wo sie sich gut entwickelt.”
Davor hatte Ingenieur Marcel Stanciu die Anwesenden kenntnisreich durch die Geschichte der Elektrifizierung von Hermannstadt und Umgebung geführt und immer wieder darauf hingewiesen, wie bahnbrechend diese Leistung von Dr. Carl Wolff und dessen Mitstreitern gewesen sei, da sie der Gemeinschaft diente und nicht bloß einzelnen Industrieanlagen. Bei der Besichtigung des Museums des ersten Hermannstädter Elektrizitätswerks in Zoodt am Sonntag konnte Marcel Stanciu regelrecht schwelgen bei seiner kompetenten Führung und auch die Gastfreundschaft des Teams von Marius Tomuș, das das immer noch in Betrieb befindliche Wasserkraftwerk instandhält, war vorbildlich. Nach einem Mittagessen in einer Forellenzucht ging es zurück nach Hermannstadt. Hier fand zum Abschluss der drei Gedenktage eine Andacht am Grab von Carl Wolff auf dem Hermannstädter städtischen Friedhof statt. Stadtpfarrer Kilian Dörr hielt die Andacht. Reinhold Sauer, der Vorsitzende der Carl Wolff-Gesellschaft und Hannelore Baier, die Vorsitzende des Dr. Carl Wolff-Vereins, legten einen Kranz nieder und Friedrich Philippi las ein 1929 Carl Wolff gewidmetes Gedicht des Mediascher Pädagogen und Pfarrers Josef Lehrer (1874-1944) vor, das in dem Band „Dr. Carl Wolff 1849-1929. Zum frommen Andenken” (Druck der Krafft & Drotlleff A.-G. Hermannstadt 1929) erschienen ist. Eine der Strophen lautet: „Reißt ihn heraus aus Schein und Dunst und Worten,/ die mögen Anderer schöner Zierrat sein,/ denn seiner Art setzt man an allen Orten/ ein Denkmal dauernder als Stein”.
Beatrice Ungar (Hermannstädter Zeitung)
Schlagwörter: Carl Wolff, Gedenktage, Hermannstadt
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