Anlässlich seines 45-jährigen Bestehens begab sich der Cantores Vivaces-Chor, der von deutschsprachigen Studenten aus Klausenburg gegründet wurde, zu einer Festkonzertreihe durch Siebenbürgen. Nach dem erfolgreichen Jubiläumskonzert in Gundelsheim am 30. November 2024 hatte sich der Chor eine Rundreise durch Rumänien gewünscht, so, wie dies auch in den vergangenen Jubiläumsjahren umgesetzt wurde.
Im Unterschied zu den vorigen Jubiläumsreisen mit Auftritten in Orten der Siebenbürger Sachsen wie Hermannstadt, Michelsberg, Kronstadt, Tartlau, Schäßburg oder Bistritz, hatte unser Mitsänger Stefan Koch diesmal eine Reise an weniger bekannte Orte wie Temeswar, Großwardein, Sighetul Marmației und Oberwischau geplant, wobei Klausenburg und Hermannstadt natürlich nicht fehlen durften.
Der Cantores Vivaces-Chor und seine Dirigentin Marianne Seiwerth-Galbács (1. von links) beim Abschlusskonzert in der Johanniskirche in Hermannstadt. Foto: Beatrice Ungar
Der Treffpunkt und der Beginn der Proben war der 9. August in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen Neppendorf/Hermannstadt. Mit einem Kleinbus samt Anhänger startete am nächsten Morgen unsere Fahrt nach Temeswar. Radu Alboiu, unser hilfsbereiter, freundlicher Chauffeur, trug wesentlich zum Gelingen unserer Reise bei. Die Fahrt durch die Hügellandschaft Siebenbürgens war ein Genuss: immer wieder ein sehnsüchtiger Blick auf unsere bekannten Gipfel wie Götzenberg, Muma, Prejbe und Cindrel werfend, mit dem heimlichen Wunsch, bei der nächsten Reise auch hierfür Zeit zu haben. Die Burg von Deva erkundeten wir zu Fuß; der Ausblick auf die Stadt und die umliegenden Berge war unbeschreiblich! Die Burg war mit EU-Unterstützung sehr aufwändig restauriert worden und spontan erklang unser erster gemeinsamer Gesang in diesen stattlichen Mauern.
In Temeswar wurden wir im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus vom Chor des Forums der Banater Schwaben unter der Leitung unseres Chorfreundes Arthur Funk herzlich empfangen. Nach dem gemütlichen Beisammensein begannen wir unsere Chorprobe – diesmal mit Arthurs Unterstützung im Tenor; er sollte die ganze Chorreise über in unserer Mitte bleiben. Am nächsten Tag genossen wir eine exzellente zweieinhalbstündige Stadtführung durch das Temeswarer Stadtzentrum. Es folgte unser erstes Konzert im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus, das trotz extremer Hitze gut besucht war.
Unser Konzert in der Evangelischen Kirche in Großwardein war – trotz des sehr anstrengenden Tages und der Hitzewelle – sehr gelungen. Den nächsten Tag brachen wir früh nach Marmaroschsiget (Sighetul Marmaţiei) auf, denn es stand einiges auf dem Programm: Frühstück in Großkarol (Carei), Besichtigung des berühmten „Heiteren Friedhofs“ in Săpânța. In Konzertkleidung wurden wir zur Reformierten Kirche gefahren und wieder sangen wir für ein begeistertes Publikum.
Nach dem Frühstück ging es zum Gottesdienst nach Oberwischau. Wir wurden mit unseren Liedern in die Liturgie der zweisprachig gehaltenen Festmesse eingebunden. Der einheimische Zipser Chor sang die rituellen Gesänge ebenfalls zweisprachig und zuletzt erklang unser gemeinsames Lied, das bekannte Lied „Möge die Straße uns zusammenführen“.
Nun folgte ein steiler Aufstieg zur Marienkapelle am Berg Tschunka, auf steinigem Weg. Oben wurde ein typischer Zipser Bergbauernhof für den Empfang einer größeren Gemeinschaft vorbereitet. Vor der kleinen Marienkapelle hielt der Pfarrer einen Mariengottesdienst, den wir mit unseren Liedern ergänzten. Danach wurden wir alle fürstlich bewirtet.
Die Hitze dämpfte unseren Unternehmungsgeist, und so fuhren wir zurück nach Siebenbürgen. Nach einem kurzen Halt beim Geburtshaus des Schriftstellers George Coșbuc fuhren wir weiter, während Ilse das Gedicht „Iarna pe Uliță“ vorlas. Unterwegs besuchten wir die Armenierstadt Gherla, wo wir das Glück hatten, einen halbarmenischen Kirchenführer anzutreffen, der uns die Geschichte der Armenier und der armenischen Großkirche erzählen konnte.
In Klausenburg sangen wir in der Unitarischen Kirche. Viele Bekannte und Freunde hatten sich hier, am Entstehungsort unseres Chores, eingefunden. Die Wiedersehensfreude war groß, und unsere Darbietungen werden mit herzlicher Begeisterung aufgenommen.
Am Sonntagmorgen fuhren wir zurück nach Hermannstadt, mit spontanem Halt in Großau (Cristian). Wieder „daheim“ in der Evangelischen Akademie, bereiteten wir uns für unser Abschlusskonzert in der Johanniskirche vor; draußen stürmte und hagelte es – und das gerade jetzt, nach Tagen sengender Hitze – das rettende Taxi brachte uns heil zur Kirche.
Für die Hermannstädter Seele ist die Johanniskirche ein besonderer Ort, der wehmütig-schöne Kindheitserinnerungen aufkommen ließ. Hier fanden sich einst unsere Familien zu den feierlichen Gottesdiensten ein. Trotz des heftigen Gewitters kam ein zahlreiches Publikum, welches uns für unsere Lieder begeistert dankte. Gewaltig erklang der große Gemeindechor beim gemeinsam angestimmten „Gaudeamus igitur“ und der Zugabe „Dona nobis pacem“. Im Publikum saßen viele bekannte Persönlichkeiten – ehemalige Lehrkräfte, Freunde, Kollegen. Sogar unser Chauffeur, der aus Rășinari stammende Radu, kam mit Frau und seinen drei Kindern.
Natürlich war dieses Konzert der Höhepunkt unserer Reise, dem wir alle entgegengefiebert hatten. Wir hatten das Gefühl, dass die Freude und Hingabe in unserem Gesang von unserer lieben Dirigentin Marianne Seiwerth Galbács hier noch stärker beflügelt wurde und unser Publikum erfasste.
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