9. Juni 2025
FortiVacation: Bilderbuchstart in Hundertbücheln
Der neue Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Cristian Cismaru, konnte es kaum erwarten, sein neu erarbeitetes Konzept zur Belebung der Kirchenburgen in der Praxis zu prüfen. Viele Wochen schon hatte er sich intensiv mit erweiterten Nutzungsmöglichketen für diese besonderen Bauwerke beschäftigt und ein umfangreiches Programm erarbeitet, das kulturelle, historische und touristische Aktivitäten umfasst. Ende April war es endlich so weit, und er konnte mit dem ersten Transilvanian Brunch in Hundertbücheln starten.

Wie das beispielhaft in der Praxis aussehen kann, zeigte nun der erste Brunch in der Kirchenburg von Hundertbücheln. Etwa 80 Personen, vor allem Familien, mit ihren Kindern, in erster Linie aus den Städten aus der Umgebung, nutzten die Möglichkeit, diesen Samstag gemeinsam zu verbringen.
Der Ablauf ist schnell erzählt: Um elf begrüßte Cristian Cismaru bei strahlendem Sonnenschein die Gäste und machte auch gleich auf den Erhalt solcher Bauten wie dieser Kirchenburg aufmerksam. Mit einem kleinen Teil des Eintrittspreises leisten die Gäste einen Beitrag zur Finanzierung von Reparatur-/Renovierungsarbeiten. Seine Idee ist, dass durch diese Veranstaltungsreihe immer mehr Menschen von diesen wertvollen Denkmälern erfahren und die Besucher so weit zu bringen, auch zwischendurch für den Erhalt dieser historischen Bauten ihre Brieftasche zu öffnen. Denn die Hoffnung – auch der EKR, ist – möglichst viele Menschen aus der Region für den Erhalt dieser Monumente zu sensibilisieren, die sich dann idealerweise auch um deren Erhalt kümmern. Parallel aber auch, Unterstützer, Sponsoren zu finden, um dann auch größere Arbeiten erledigen zu können.
Nach der Einführungsrede des Veranstalters geht es ans Büfett, das keine Wünsche offen lässt. Lokale Gastronomen liefern ihre Spezialitäten an, und ob mit oder ohne Fleisch – alles ist sorgfältig zubereitet und auch optisch einfach ein Augenschmaus. Einige Familien, die mit ihren Kindern schon in den letzten Jahren solche Veranstaltungen besucht haben, schätzen diese Atmosphäre aus kulinarischem Genuss, malerischer Umgebung, gespickt mit Informationen zu Geschichte, Kultur und Leben der Siebenbürger Sachsen.
Denn nachdem gespeist wurde, versammelte Cismaru die Gäste zu einem Kurzvortrag zum geschichtlichen Hintergrund der Kirchenburgen mit anschließender Burgbesichtigung. Die Führung durch die Burg teilten sich Burgführer Jonas, der seit Jahren wochenweise im Pfarrhaus in Hundertbücheln wohnt, und Sebastian Bethge, der mittlerweile durch seinen mehrjährigen Aufenthalt in Siebenbürgen und seine zahlreichen Einsätze für die Reparatur der Kirchenburgen zu einem gefragten Experten auf diesem Gebiet geworden ist.
Es wurde viel gefragt, es wurde viel fotografiert – gute Anzeichen für das große Interesse der Gäste und sicher auch Motivation für den Veranstalter, dass dieses neue Konzept aufgehen kann. Auf jeden Fall erkundigten sich schon Vertreter anderer Gemeinden, ob auch bei ihnen so ein „Frühstück“ möglich sei und zu welchen Bedingungen durchführbar.
Für den Nachmittag hatten sich die Veranstalter ein kleines Kinderprogramm ausgedacht. Die Stiftung hat ein Quiz zum Thema Kirchenburgen entwickelt und die Fragen schriftlich in einem kleinen Heft mit Zeichnungen abgedruckt. Zudem standen den Kleinen Malbücher mit Burgenmotiven zur Verfügung. Ihre Eltern konnten sich dafür weiter bei Kaffee und einer schmackhaften Hanklich oder Apfelkuchen unterhalten.
Transilvanian Brunch zum Zweiten: Kirtsch als ein Beispiel, was künftig geht
Zwei Wochen nach dem ersten Transilvanian Brunch in Hundertbücheln folgte Mitte Mai in Kirtsch, in der Nähe von Mediasch, das nächste. Die Kirchenburg in Kirtsch wurde bereits 1322 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und bildet heute einen absoluten Attraktionspunkt in der Landschaft im Dreieck zwischen Mediasch, Neumarkt am Mieresch und Schäßburg. Zudem ist sie ein Paradebeispiel, wie solche historisch-religiösen Denkmäler künftig genutzt werden können.
Um die Verwaltung kümmert sich Dana Crișan, die auch die Kirchenburgführung an diesem Samstagmittag vornahm. Sie ist im Ort Deutsch- und Englischlehrerin und, wie sie stolz erzählte, mit den sächsischen Kindern im Dorf aufgewachsen, so dass sie diese Mundart akzentfrei beherrscht. Pfarrer Gerhard Servatius-Depner, der von Mediasch aus auch Kirtsch betreut, bot ergänzend Hintergrundinformationen über das geistliche Leben. Und wie der Zufall es wollte, besuchte der Kirtscher HOG-Vorsitzende Christian Alischer mit seiner Gattin an diesem Wochenende den Heimatort und sprach einige Grußworte. Er freue sich, dass sich die Kirche in solch einem guten Zustand befinde und vor allem dass die touristische Nutzung hoffen lässt, dass dieses Monument gute Überlebenschancen habe, was man nicht von vielen Kirchenburgen sagen könne.
Und kulinarisch blieben natürlich keine Wünsche offen. Die Gäste lobten in höchsten Tönen die Vielfalt der Aufstriche – ein Paradies für Vegetarierer und sogar Veganer, und auch die saure Suppe (cioarbă) und das Klausenburger Kraut kamen diesmal ohne Fleisch aus. Und das alles dank Frau Aurora, die die Speisen zu Hause zubereitet hatte.
Der Veranstalter und Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Cristian Cismaru, weist in seiner Begrüßung immer wieder darauf hin, wie wichtig es sei, die Menschen aus den Städten rund um solche Kirchenburgen für den Erhalt und die neuen Nutzungsmöglichkeiten dieser Monumente zu sensibilisieren, um sie weiter am Leben zu erhalten. Deshalb fließt ein kleiner Betrag des Eintrittsgeldes direkt in ein aktuelles Projekt – in diesem Fall ist geplant, die Sakristei als Ausstellungsraum umzubauen – sozusagen für ein Minimuseum.
Der Großteil der Besucher kam aus den Großstädten, meist Familien mit Kindern aus Bukarest, Kronstadt, Hermannstadt, die zum einen schönen, abwechslungsreichen Tag verbringen wollten, aber durchaus auch Interesse an der Kultur und Geschichte der Siebenbürger Sachsen zeigten. Cismarus Wunsch und auch Hoffnung ist es, dass sich die Familien zusammentun, eventuell einen Verein gründen und sich dann um so eine Kirchenburg kümmern. Erste Anfragen hat er dazu, wie er erzählt. Er weiß aber auch, dass er dazu einen langen Atem braucht – und den will ihm die EKR geben.
Hans Königes
Schlagwörter: Kirchenburgen, Tourismus, EKR
10 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.