21. Juli 2007

S-Bahnen für Rumäniens Großstädte?

Das neue EU-Mitglied Rumänien ist verkehrsmäßig sehr unterentwickelt. Jetzt sind Pläne vorgelegt worden, in Temeswar im Banat und im siebenbürgischen Hermannstadt S-Bahn-Netze zu entwickeln. Hintergrund ist, dass in diesem Lande die schon seit fast vierzig Jahren zu verzeichnende Landflucht anhält und die Großstädte noch weiter wachsen. Temeswar zählt schon jetzt über 300 000 Einwohner und erwartet einen weiteren Zuwachs um 150 000. Zwar hat die Stadt an der Bega ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz – die erste Pferdebahn verkehrte 1869 und deren Umstellung auf elektrischen Betrieb war die erste auf dem Kontinent –, aber die Verbindungen in das Umland werden im Wesentlichen nur mit Bussen aufrecht erhalten.
Deshalb hat die Stadt schon vor mehreren Jahren eine Machbarkeitsstudie für ein S-Bahn-Netz in Auftrag gegeben. Deren Schluss: Das Straßenbahnsystem ist mit dem der rumänischen Staatsbahn kompatibel. Einem Ausbau stehen somit keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegen. Allerdings sind bislang nicht einmal die Kosten ermittelt, geschweige denn über die Finanzierung nachgedacht worden. Getreu dem Motto: Die EU wird's schon irgendwie richten.

In Hermannstadt hat der Deutsche Wirtschaftsclub Siebenbürgen über ein S-Bahn-Netz nachgedacht. Erste Überlegungen wurden bereits vor zwei Jahren angestellt, als mit dem Ausbau des Flughafens begonnen wurde. Die damalige Studie sah eine S-Bahn-Verbindung von Heltau/Cisnădie über den Bahnhof Hermannstadt bis zum Flughafen und dem angebundenen Industriegebiet vor. Die private Wiederinbetriebnahme der Bahn-Linie Schellenberg – Heltau in diesem Frühjahr war ein erstes Ergebnis dieser Überlegungen.

Jetzt hat der Wirtschaftsclub angeregt, einen regionalen Verkehrsverbund zu gründen. Der müsste ein Konzept für ein Verkehrsnetz erstellen sowie Gemeinschaftstarife und -fahrpläne nach deutschem Vorbild erstellen. Vergleichbares gibt es in Rumänien nirgends. Das zu entwickelnde S-Bahn-Netz müsste vorhandene Schienen nutzen. Allerdings gibt es in Hermannstadt nur noch eine Vorortstraßenbahn. Da wäre also viel Arbeit zu leisten. Bezüglich der Kosten setzt man auch hier auf die EU.

Horst Schinzel

Schlagwörter: Wirtschaft

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