10. November 2007

Keramik als Teil unserer Identität

Wie unsere Tracht oder Bilder aus Siebenbürgen Teil unserer Identität geblieben oder geworden sind, so kann auch die siebenbürgisch-sächsische Keramik als Identitätsmerkmal anerkannt werden. Es gehört zur guten Sitte in den siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaften, dass auch im öffentlichen Raum, sei es die Kirche, der Festsaal, bei einem Vortrag oder einer Ausstellung, Blumen in einem sächsischen Krug oder einer Kanne den Raum schmücken oder ausgestellte Kannen oder Krüge den Raum veredeln.
Wenn wir nun eine Keramik betrachten, die zwar neu hergestellt ist, aber Form und Muster überlieferter Teile verkörpert, so haben wir ein schönes Identitätsgefühl, da wir wissen: Dieses Teil ist authentisch und wird weiterleben, wird unsere Geschichte weiter tragen.

Der Freundeskreis Siebenbürgen hat im Töpfer­dorf Korond (Corund) in der Hargita im Rahmen des Projektes „Wiederbelebung alter Formen und Motive siebenbürgisch-sächsischer Keramik“ Neuanfertigungen von siebenbürgisch-sächsischen Gefäßen und Tellern nach historisch überlieferten Teilen arbeiten lassen. Das Projekt begann im Jahr 2000 mit dem Hermannstädter Humpen mit dem Nelken­muster.
Ein Präsent mit ausgewählten Neuanfertigungen ...
Ein Präsent mit ausgewählten Neuanfertigungen wurde dem Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, D. Dr. Christoph Klein, überreicht.
Bis heute wurden noch folgende Neuanferti­gungen umgesetzt: eine Draaser Kanne mit eingefaltetem Ausguss und dem siebenbürgischen Wappen in der Kartusche (wird auch ohne Kartusche, nur mit floralen Mustern gefertigt); ein Burzenländer Krug, mit in drei Feldern angeordneten floralen Lebensbäumen in Pinsel­malerei und mit zwei bandförmigen Schach­brettmustern in Hörnchenmalerei, beide Gefäße hergestellt vom Töpfer Páll Ágoszton und seiner Frau Vera (in 537060 Corund, str. Alszeg Nr. 772); ein Hermannstädter Humpen mit dem Nelkenmuster in Hörnchenmalerei; vier Krüge aus dem Nösnerland; ein Krug nach Burzen­länder Art, und zwei Weinkannen mit einem Fassungsvolumen von 3 l und 5 l (die so ge­nannten Hochzeitskannen), mit einem als Griff ausgearbeiteten Steg im Ausguss. Die Gefäß­körper wurden mit dem Nelkenmuster, mit dem Burzenländer Bogenmuster oder nach Burzen­länder Art verziert; ein Kirchberger Krug mit den typisch ockerfarbig gehaltenen Kerb­band­aplikationen und blauer Hörnchen­malerei. Alle letztgenannten Gefäße wurden vom Töpfer Iljes Vészti Mihály und der Malerin Molnos Szöke Margit, (537060 Corund Föút 652) hergestellt; eine Burzenländer Hirseschüssel mit einem aus Sonnenblumen und einem als gespaltene Wur­zel mit Dreispross stilisierten Lebensbaum be­stehendem Dekor. Im Tellerspiegel ist medaillonartig eine Sonnenblume dargestellt; ein Bur­zenländer Birnenkrug mit reichem Ranken und Blumendekor in drei senkrechten Feldern angeordnet; ein Burzenländer Teller, mit Akazien­blattmotiv verzierte Tellerfahne und Lebens­baum mit Sonnenblumen im Spiegel; ein bauchiger Burzenländer Krug mit dem im Bogen­muster dargestellten Lebensbaum, all dieswurde von den Töpfern Varga Albert, Toszeg 945, und Páll Ágoszton, Alszeg 772, in 537060 Corund, ausgeführt.

Alle diese Formen und Muster wurden bis zu den oben angeführten Jahren nicht mehr gefertigt und haben jetzt bei den genannten Töpfern z. T. wieder Aufnahme in ihre gängige Produk­tion gefunden.

Damit verbinden wir die Anregung, dass bei gewissen Anlässen oder für bestimmte Perso­nen solch eine Keramik sich durchaus auch als Geschenk eignet, verkörpert sie doch einen Teil der Identität des Gebers und vielleicht auch des Empfängers. Die genannten Töpfer sind auch bereit, Sonderanfertigungen auf Bestellung auszuführen, wie z. B. Symbole, Sprüche, Namen und Jahreszahlen auf die Gefäße aufzutragen und einzubrennen. So eignet sich Keramik auch trefflich, als Geschenk überreicht zu werden.

Johannes Kravatzky

Schlagwörter: Volkskunst

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