Kommentare zum Artikel

12. November 2009

Rumänien und Siebenbürgen

Si tacuisses …!

Auf Herta Müllers Kritik (siehe Bericht in der Siebenbürgischen Zeitung) erwidert Prof. Dr. Paul Philippi im Folgenden. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 9 mal kommentiert.

  • getkiss

    1 • getkiss schrieb am 12.11.2009, 07:39 Uhr:
    Ich weiss nicht, ob allgemein Bekannt:
    Prof. Dr. Paul Philippi ist während der Diktatur nach Rumänien zurück gekehrt. Zu seinem (auch Kirchen-) Volk.

    Hut ab, ausgezeichnete Stellungname. Bei aller Entschiedenheit, verzeihend verfasst. Im Sinne des Glaubens.

    [Beitrag am 12.11.2009, 07:41 von getkiss geändert]
  • bankban

    2bankban schrieb am 12.11.2009, 07:44 Uhr:
    Lehrstück dialektischer Umdeutung, die selbst Hegel neidvoll erblassen lassen würde.
  • seberg

    3seberg schrieb am 12.11.2009, 08:16 Uhr:
    So kenne ich den Prof. Paul Philippi seit mindestens 40 Jahren: wortreiches und theatralisches Hinbiegen zur Bestätigung opportuner Behauptungen.

    Aber wo er recht hat hat er recht: Si tacuisses! Hätte H.Müller nur geschwiegen, dann könnten jetzt alle ruhiger schlafen und HM könnte ihren Nobelpreis genießen und gelte auch noch als Philosophin! Das war doch immer schon ihr Ziel...
  • sächsin

    4 • sächsin schrieb am 12.11.2009, 09:07 Uhr:
    Danke für diese wunderbare Stellungnahme, Herr Dr.Philippi, die nach meiner Betrachtung weniger ein "Lehrstück dialektischer Umdeutung" darstellt, als vielmehr Zeugnis ist einer kostbar sachlichen Klarstellung, verbunden mit dem Ihnen eigenen feinen Takt, profunden Kenntnissen der Sachlage und ausgesprochener Fairness, - uns alle hier und anderswo, etwas demütiger werden lassen sollend.
    Ich verneige mich.


    [Beitrag am 12.11.2009, 09:09 von sächsin geändert]
  • bosurog

    5 • bosurog schrieb am 12.11.2009, 09:22 Uhr:
    Ach, Sächsin, das ist ja Blasphemie! Sie bringen da was mächtig durcheinander: Wissen Sie, da oben hat nämlich nicht der liebe Gott gesprochen, sondern ein schon recht altes Menschenkind, das sich halt verteidigt, so gut es kann. Aber von mir aus können Sie sich ruhig noch weiter demütig verneigen ... und ihm die Füße küssen. Mahlzeit!
  • sächsin

    6 • sächsin schrieb am 12.11.2009, 09:54 Uhr:
    @bosurug

    ach neeeee...?

    ma du, des hätt i ohne dei schlagschaum ned gewuusst, du. DANKE. danke. hm, lecker. und weg ist er, der quatsch von dir.

    danke nochmals für den sehr "objektiven" belehrungsversuch, aber es war gar nicht nötig, da ich bereits wusste, dass dr.philippi ein schon etwas älterer herr ist und dazu und obendrein sehr intelligent, was ich bei ihnen und einigen wenigen hier sehr vermisse, wobei, noch einmal sei es gesagt, man unter intelligenz verstehe eine ausgewogene einheit von gesundem geist und seele und herz - bildung (kenntnisse) und herzensbildung, ohne diese jede bildung zur lächerlichkeit wird.
    lg, cornelia
  • Schreiber

    7Schreiber schrieb am 12.11.2009, 16:42 Uhr:

    Philippi mahnt nicht Schweigen zum Sachverhalt sondern nur hinsichtlich des eigenen "Opus", der Deutungen und Vermutungen an, die nicht vom Inhalt der offenkundig vorher schon bekannten Mitteilung der Kirche aus dem Jahre 1989 gedeckt sind.

    Hier stimme ich ausdrücklich zu.

    Grüße

  • Lavinia

    8Lavinia schrieb am 13.11.2009, 11:09 Uhr:
    … philosophus mansisses

    möchte man den Spruch des Herrn Philippi ergänzen, denn wenn einer eine Aussage macht , die dann zur Verleumdung Dritter führt und falsch ist, sollte man zurückrudern können.
    Das gilt für Nobelpreisträger und für Professoren ebenso.
    Denn fest steht: Herta Müller hat die Ev. Kirche Ro. nicht - nicht wörtlich - der Komplizenschaft mit der Securitate angeklagt.
    Sie hat vielmehr nach der Rolle der Kirche gefragt, völlig berechtigt, im Angesicht dessen, dass es die Ev. Kirche. Ro. war, die ihre Ausladung vom Kirchentag 1989 erwirkte.
    Alles andere ist eine Auslegung, die von der zentralen Frage ablenkt und der, durch ständige Wiederholung, zur 'Wahrheitwerdung‘ verholfen werden soll.
    "Ihr Inhalt war längst bekannt", sagt Herr Philippi . „Wem?“ wäre eine durchaus berechtigte Frage, denn wieso sollte Herta Müller davon Kenntnis erlangt haben, wenn die Ev. Kirche Ro, die ihre Ausladung erwirkt hat, selbst nicht mal wußte, ob Herta Müller tatsächlich ausgeladen wurde oder nicht. Wo und wann erschien das Dokument? Welche Breitunwirkung mag es erzielt haben, wenn jetzt jeder davon so überrascht ist?
    Der Verdacht, den Herr Philippi in den Raum stellt, ist berechtigt, denn er fragt, ob da nicht jemand sich der Autorität Herta Müllers missbräuchlich bedienen will. Mir fallen jedoch noch ein paar Alternativen mehr ein, zu derjenigen, die hier nahegelegt wird… Die fortdauernde Verfolgung Herta Müllers durch den rumänischen Geheimdienst auf „ihr schriftstellerisches Lebensthema“ zu reduzieren/abzutun, dem sie auch ihre Wahrnehmung der Realität unterordnet, legt nahe, dass Herr Philippi die rumänische Realität der 1980er Jahre in der nationalkommunistischen Diktatur ganz anders erfahren und wahrgenommen hat als die Nobelpreisträgerin. Und wieder wird seine hergeleitete Auslegung der Aussage Herta Müllers zu einem Fakt stilisiert : „unmissverständlich und anklagend, ohne dem Hörer für Zweifel an ihrer Interpretation Raum zu lassen, dass der Inhalt der Bischofsbotschaft das Ergebnis einer Kooperation von Kirchenleitung und Securitate sei.“ Sagt Herr Philippi.
    Es muss natürlich jedem selbst überlassen bleiben, worüber er „erschüttert“ ist,; die Briefbotschaft des Herrn Bischof Albert Klein, in der die Ev. Kirche Ro. indirekte Bedingungen stellt, scheint jedenfalls zum normalen Geschäft gehört zu haben, Denn dort steht nur, so Herr Philippi, dass beim Berliner Kirchentag ein „Rumänienforum“ stattfinden sollte. Da die Eheleute Herta Müller und Richard Wagner voraussichtlich „die Anprangerung Rumäniens“ vorhatten und aus dem geplanten „Rumänienforum“ ein „Forum über die Zustände in der rumänischen Diktatur“(Zitat Herta Müller) zu werden drohte, gleichzeitig aber die“ geladenen Vertreter der rumänischen Botschaft“ diesen Umstand als „Einmischung in die inneren Angelegenheiten Rumäniens“ zu deuten geneigt waren, galt es eine Entscheidung zu treffen: Entweder Müller/Wagner treten als Ankläger auf und dieser Umstand wird ggf. der Ev.Kirche Deutschlands zur Last gelegt und belastet die Beziehungen zur Ev. Kirche , Ro, oder…. Die Nennung der Alternative, wird im Folgenden von Herrn Philippi „umgangen“. Nun, die Alternative war, die beiden Unruhestifter auszuladen, um die guten Beziehungen zwischen allen Implizierten fortführen zu können. Wie ist das zu bewerten, wenn man den Verdacht der Anbiederung an das System ausklammern möchte? Auch wenn Herr Philippi in der Folge nur noch von der Sorge um die „Aufrechterhaltung der Beziehungen zur EKD“ spricht. Und dabei die Rolle der Repräsentanten des rumänischen Staates, völlig in den Hintergrund geraten. Denn es wurden ja eine Reihe von „Vorsichtsmassnahmen“ oder „Rücksichtsmassnahmen“ getroffen. Obwohl, wie gesagt wird, die Kirche nicht auf Druck der rumänischen Regierung gehandelt haben soll
    Es war dieser „generelle Druck der Verhältnisse“, welche dazu führten, dass letztendlich die Ausladung erfolgte? Ich verstehe darunter...allzu menschliches Verhalten in hohen, verantwortungsvollen, führenden Positionen, obwohl durchaus Positionen anderer kirchlicher Vertreter bekannt sind, die 1989, zeitgleich mit diesem Eingriff, dem Regime seine Grenzen aufgezeigt haben (L. Tökés). Umso bitterer stößt es auf, wenn Herr Philippi, nachdem er Herta Müller für ihren Vorstoß in der Pauskirche tadelt, die Forscher auffordert, „ihre“ Aufklärungsarbeit anzufangen, ganz so, als wäre Aufarbeitung ein Wissensgebiet für sich und nicht ein kollektives Anliegen, welches jedem und jeder Institution das Hinterfragen seines eigenen Verhaltens in seinem Verantwortungsbereich abverlangt.

  • getkiss

    9 • getkiss schrieb am 13.11.2009, 13:51 Uhr:
    @Lavinia:"Es war dieser „generelle Druck der Verhältnisse“, welche dazu führten, dass letztendlich die Ausladung erfolgte? Ich verstehe darunter...allzu menschliches Verhalten in hohen, verantwortungsvollen, führenden Positionen, obwohl durchaus Positionen anderer kirchlicher Vertreter bekannt sind, die 1989, zeitgleich mit diesem Eingriff, dem Regime seine Grenzen aufgezeigt haben (L. Tökés)"

    Richtig erkannt. Allzu menschliches Verhalten.

    Kann man dies einem Menschen vorwerfen?
    Darf man das?
    Wer darf das, Herta Müller, auf Grund einer "aufgetauchten scrisoare pierduta"?

    Für Herta Müller sind alle nur Täter, die banater Schwaben, die Kommunisten (deren Prise sie nicht zurückgab), die Nazi´s, die Sowjets, die evangelische Landeskirche. Alle. Die arme Herta Müller ist bei allen diesen nur Opfer....ewiges Opfer.
    Vor kurzem, heute, hörte ich einen Bericht in BR5 über eine Lesung von Herta Müller. Eine Stunde Lesung, dann Punkt.
    Fragen waren NICHT zugelassen.
    Aus dem Olymp werden keine Fragen beantwortet...."wir Götter sind unantastbar".
    Dabei ist alles nur allzu menschlich.

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