3. Juli 2007

Sächsisches Theater in der Europäischen Kulturhauptstadt

Vielseitig sind die Veranstaltungen heuer in Hermannstadt, der Stadt, die gemeinsam mit Luxemburg Europäische Kulturhauptstadt 2007 ist. Im Rahmen der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturwoche, die Anfang August von der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und dem Siebenbürgenforum gestaltet wird, werden die siebenbürgischen Laienspielgruppen Augsburg und Geretsried das Programmangebot in und um Hermannstadt bereichern.
Die Augsburger Theatergruppe wird am 6. August im Hermannstädter Thalia-Saal das Theaterstück „Und wonn hie dennich kit“ von Maria Haydl unter der Leitung von Maria Schenker aufführen. Weitere Darbietungen sind für den 12. August beim Heimattreffen in Großau und am 13. August in Petersberg bei Kronstadt geplant, aber noch unsicher.

Die Geretsrieder Theatergruppe unter der Leitung von Johann Depner spielt das Haydl-Stück „Meng Vueter“ am 7. August in Mediasch, am 8. August in Michelsberg auf der Burg und am 11. August beim Heimattreffen in Hetzeldorf. Eine bessere Wahrnehmung der Brückenfunktion zwischen den ausgewanderten Siebenbürgern und den in der Heimat verbliebenen Landsleuten kann man sich kaum vorstellen.

In den Mundartstücken der Maria Haydl findet sich das Publikum wieder, weil die Volksnähe durch die siebenbürgisch-sächsische Mundart gegeben ist und weil in ihnen etwas von der Seele vor allem der Dorfbevölkerung weiterlebt. Vom Inhalt her sind diese Bühnenstücke Zeitdokumente und veranlassen das Publikum zum Nachdenken, aber durch den feinsinnigen Humor auch zum Lachen und zum Mitsingen der vielen Lieder, die in die Handlung eingebaut sind.

Die Autorin Maria Haydl, 1910 in Arbegen geboren und aufgewachsen, hat das Dorfleben mit Sitten und Bräuchen auch später als Lehrerin kennen gelernt und alle diese unschätzbaren Kostbarkeiten finden sich in ihren Dichtungen wieder. Ihre Werke sind dadurch eine Art Chronik des siebenbürgisch-sächsischen Lebens auf dem Lande in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Ihre Bühnenstücke veranschaulichen Licht und Schatten des Lebens. Einerseits thematisieren sie trotz schwerer Nachkriegszeit die schönen Seiten, wie Heimatverbundenheit, frohe Feste, freudige Ereignisse und tiefgehende Liebe, andererseits bleibt nichts unbeachtet, was das Leben schwierig macht: Generationskonflikte, Eheprobleme, Leid und Seelenkummer, das Leben halt mit all seinen Facetten.

Im Mundartdrama „Und wonn hie dennich kit“, das die Augsburger Theatergruppe aufführt, gestaltet Haydl das Problem des Heimkehrers nach dem Zweiten Weltkrieg, das von der siebenbürgisch-sächsischen Literatur kaum behandelt worden ist. In dem Stück kämpfen zwei Männer um eine Frau, der eine um Mutter und Kind, der andere um sein wankendes Liebesglück. Die Lösung liegt in Susis Hand. Im Bühnenstück „Meng Vueter“, das die Geretsrieder Theatergruppe in Siebenbürgen spielen wird, steht ein Eheproblem im Mittelpunkt, bei dem auch die fast erwachsene Tochter eine große Rolle spielt. Die Mutter arbeitet im Heimatdorf in der Gärtnerei, der Vater auf einer Baustelle beim Eisernen Tor. Da ist der Konflikt vorprogrammiert. Die Großmutter tritt mit guten Ratschlägen in Erscheinung, wie: „Mir Fräen messen um Friden ban – wer et nea derteus än der griußen Wält oder an easer klenen Wält. Um Friden ban uch verzoan, dat messen mir Fräen kennen.“ Viel Erfolg den beiden Theatergruppen, viel Freude dem Publikum!

Die angeführten Theaterstücke und dazu noch „Versäck deng Gläck“, „De Breokt än der Wängkoff“, „Wo bleiwen de Männer“ sowie Gedichte und Lieder von Maria Haydl enthält das im Dezember 2006 erschienene Buch „Und wonn hie dennich kit“. Die in diesen Ausgaben den Theatergruppen zugänglich gemachten Dramen können den Laienspielern wärmstens empfohlen werden, weil sie erstens bühnenwirksam sind, zweitens wertvolle Spiel- und Regieanweisungen enthalten sowie Hinweise für Bühnenausstattung und Lösung von Mundartproblemen liefern. Aber auch die aussagekräftigen Inhaltsangaben zu den einzelnen Bühnenstücken, Angaben zur Aufführungsdauer und Personenanzahl sind sehr wertvoll.

Das Buch kann bestellt werden bei Uwe Hatzack, Lortzingstraße 5, 90429 Nürnberg, Telefon: (09 11) 3 22 32 48, zum Unkostenpreis von 7 Euro, zuzüglich Versandkosten.

Rosel Potoradi

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 30. Juni 2007, Seite 10)

Schlagwörter: Kulturhauptstadt, Hermannstadt, Theater, Brauchtum, Landsmannschaft, Forum

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