15. Juli 2022

Bayern SPD gibt Empfang für Heimatvertriebene, Aussiedler und Flüchtlinge im Bayerischen Landtag

München - Solidarität mit der Ukraine – das war eine der zentralen Botschaften des 14. Empfangs für Heimatvertriebene, Aussiedler und Flüchtlinge am 3. Juli im Bayerischen Landtag. Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland war durch die Ehrenvorsitzende Herta Daniel und Manfred Binder, den Vorsitzenden der Kreisgruppe Ingolstadt, vertreten, die namentlich begrüßt wurden. Nach dem Redebeitrag der ukrainischen Preisträgerin Dr. Oxana Matiychuk, die für ihr Tagebuch über den grausamen Angriffskrieg Russlands die Auszeichnung „Brückenbauer“ erhielt, applaudierten die über 200 Gäste im Plenarsaal minutenlang stehend.
Ehrung der Brückenbauerin Dr. Oxana Matiychuk ...
Ehrung der Brückenbauerin Dr. Oxana Matiychuk (Dritte von links), von links: Markus Rinderspacher, Volkmar Halbleib und Ruth Müller. Bildquelle: BayernSPD-Landtagsfraktion
Seit 2008 ehrt die SPD-Landtagsfraktion Menschen, die sich um die Versöhnung und Verständigung Geflüchteter, Heimatvertriebener und Aussiedler verdient gemacht haben. In seiner Begrüßung betonte Volkmar Halbleib, Sprecher für Heimatvertriebene der SPD-Landtagsfraktion, die Bedeutung der Demokratie und wie wichtig es sei, Brücken über Grenzen hinweg für ein gemeinsames Europa zu bauen. Mit dem brutalen Angriffskrieg Russlands seien wir gezwungen, unsere Werte und Grundprinzipien zu verteidigen und Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen, mahnte er. Auch im 20. Jahrhundert prägten Flucht und Vertreibung die Zeit in Europa. „Der Kampf für eine Welt ohne Krieg, Flucht, Vertreibung und für Menschenrechte, für Selbstbestimmung und für Minderheiten ist wichtiger denn je“, so Halbleib. Mit den Worten Willy Brandts: „Nichts kommt von selbst, und nur wenig ist von Dauer“, betonte er, wie wichtig es sei, für die demokratischen Grundprinzipien zu kämpfen. Saskia Esken, MdB, Bundesvorsitzende der SPD, sandte per Grußwort Glückwünsche an die Organisatoren und Preisträger. In ihrem Grußwort, das Halbleib vortrug, lobte sie die große Welle der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung für die Ukraine. „Es erfüllt mich mit Stolz, wie wir in Deutschland der Herausforderung von Flucht und Vertreibung begegnen: Anpackend, pragmatisch, mit Realitätssinn, emphatisch und im Kern unbeeindruckt von den Schreihälsen und üblichen Menschenfeinden.“

Zu Ehren der Preisträger sandte auch Natalie Pawlik, MdB, Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, eine Videobotschaft, in der sie sagte: „Beim Vertriebenen-Empfang finden die sozialdemokratische Idee, die Anerkennung der einmaligen historischen Aufbauleistung der Heimatvertriebenen, sowie der stark ausgeprägte Versöhnungsgedanke zusammen“.

Die 102-jährige Olga Sippl, Gründungsmitglied der Seliger-Gemeinde, machte in ihrem Grußschreiben deutlich: „Durch den Zusammenhalt und die Treue innerhalb der Seliger-Gemeinde war es uns als Sudetendeutsche Sozialdemokraten möglich, in der neuen Heimat als politische Gemeinschaft zu bestehen. Wir wollen Brücke sein zwischen gestern und heute, Brücke zwischen allen Menschen und allen Völkern, ohne Krieg Frieden schaffen. Unser Gruß war und bleibt Freundschaft – also Freunde schaffen.“

Der Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreises 2022, den die Seliger-Gemeinde jedes Jahr verleiht, ging an den 91-jährigen Dr. František Černý, Botschafter a.D. der Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik in Berlin. Tomáš Kafka, Botschafter der Tschechischen Republik, betonte in seiner Laudatio den besonderen Stellenwert Černýs und sein Engagement für die deutsch-tschechischen Beziehungen. Mit seinem lebendigen Naturell habe Černý Freude und Freundschaft in die deutsch-tschechischen und in die sudetendeutsch-tschechischen Beziehungen gebracht. Als Maschinendreher, Journalist und später als Botschafter in Bonn und Berlin – in allen Rollen habe Černý als Urgestein deutsch-tschechischer Aussöhnung brilliert, lobte Kafka Černýs Verdienste.

Drei besondere Brückenbauer

Markus Rinderspacher, europapolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Vizepräsident des Bayerischen Landtags, würdigte in seiner Laudatio das Engagement der Preisträgerin Dr. Oxana Matiychuk, Mitbegründerin und Leiterin des Kultur- und Wissenschaftszentrums „Gedankendach“ der Universität Tscherniwzi (Ukraine). Die Literaturwissenschaftlerin schreibt Tagebuch über den Krieg in der Ukraine. „Mit sensiblem, klugen Blick lässt uns Dr. Oxana Matiychuk teilhaben an dem Alltag der Menschen in der Ukraine, der sich von einem auf den anderen Tag dramatisch verändert hat.“ Grausamkeiten des Kriegsalltags, Ängste und Zerstörungen, aber auch auf Hilfsbereitschaft jenseits der Grenzen, dominierten seither den Alltag der Menschen. „Mit der Brückenbauer-Auszeichnung ehren wir das Völker-verbindende Engagement Oxana Matiychuks, des Kulturzentrums Gedankendachs und die Vermittlung gemeinsamer kultureller Werte“, sagte Rinderspacher. Mit bewegenden Worten trat die Preisträgerin an das Rednerpult. Kriegsmüde seien die Menschen, sie bangten und trauerten um ihre Söhne, Väter und Ehemänner. „Wir wünschen uns nichts sehnlicher als das Ende dieses Krieges“. Als „Brückenbauer“ ausgezeichnet wurde außerdem das Deutschhaus-Gymnasium Würzburg für das Projekt eines deutsch-polnischen Kochbuchs. Deutsche und polnische Schülerinnen und Schüler sammelten in Kooperation mit einer polnischen Partnerschule Rezepte. Halbleib würdigte das Kochbuch, das deutsch/fränkische und polnische Küche vereint, als beeindruckendes Ergebnis von interkultureller Kompetenz, das kulinarische und landestypische Aspekte beider Regionen zeigt. „Verständigung wird hier zum Genuss und Genuss zur Verständigung“, sagte er.

Musikalisch durch den Nachmittag führte das deutsch-tschechische Jugendmusical-Projekt „TISA – eine Liebe ohne Grenzen“, eine Musicalproduktion mit 150 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Tschechien, bestehend aus Big Band, Orchester und Chor. Für ihre musikalische Umsetzung der deutsch-tschechischen Verständigung, mit selbst gestalteten Kostümen und kreativen Stücken, erhielten die Jugendlichen die Auszeichnung als „Brückenbauer“. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Ruth Müller, würdigte in ihrer Laudatio TISA als bedeutendes Projekt, das, mit Spaß und einer tiefen Liebesgeschichte, die Beziehungen von Deutschland und Tschechien erzählt. „Mit dem Projekt soll es gelingen, durch gemeinsames Musizieren und Proben eine vertrauensvolle Basis für die deutsch-tschechische Nachbarschaft kommender Generationen zu schaffen“, betonte Müller.

BayernSPD-Landtagsfraktion

Schlagwörter: SPD, Bayern, Empfang, Heimatvertriebene, Aussiedler

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