8. August 2007

Eine Bühne für die siebenbürgisch-sächsische Kultur

Die „Siebenbürgisch-sächsische Kulturwoche“ fand in der Europäischen Kulturhauptstadt Hermannstadt vom 1. bis 8. August statt. Veranstalter waren das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen und die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. Diese erste gemeinsame Großveranstaltung ist erfolgreich verlaufen.
„Seit drei Monaten arbeiten wir mit Hoch­druck an diesem Projekt“, erklärt Benjamin Józsa, Ge­schäftsführer des Siebenbürgenforums. Die ersten Kontakte wurden im Vorjahr ge­knüpft. Dass sich die Arbeit gelohnt hat, stellte sich bereits bei der feierlichen Eröffnung am 1. Au­gust im Thalia-Saal heraus: Fünf Stunden blie­ben die rund 500 Gäste und freuten sich, siebenbürgisch-sächsisches Brauchtum auf der Bühne zu sehen. „Nicht nur für die Sachsen war diese Kulturwoche wichtig, sondern auch für die Rumä­nen und für die ausländischen Touris­ten“, sagt Józsa. „Klar, für die Sachsen war der Treff­punktfaktor ein wichtiges Motiv in dieser Woche, aber auch die Hermannstädter waren sehr interessiert daran, einen bedeutsamen Teil der Kultur dieser Stadt kennen zu lernen oder wieder zu sehen. Für uns war es wichtig, in der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 das Sie­ben­bürgisch-Sächsische hervorzuheben.“ Die Kul­turwoche hat die ganze Stadt geprägt. In den Hermannstädter Gassen wurde überall deutsch gesprochen.
Siebenbürgisch-sächsisches Brauchtum beim Festakt ...
Siebenbürgisch-sächsisches Brauchtum beim Festakt zur Eröffnung der Kulturwoche in Hermannstadt. Foto: Peter Baumgartl
Die Veranstalter hatten nicht nur Tanzdar­bietungen und Theatervorstellungen, Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Konzerte organisiert, auch thematische Stadtführungen, einen Ausflug zum Bulea und eine Ausfahrt in die Umgebung von Hermannstadt standen auf dem Programm. „Ich kann eigentlich gar nicht sagen, welche Veranstaltung der Höhepunkt die­ser Woche war“, meint der Geschäftsführer des Forums. „Bestimmt war der erste Abend sehr wichtig. Der Thalia-Saal war voll. Aber eigent­lich waren alle Veranstaltungen sehr gut besucht. Der Spiegelsaal des Forums war zum Beispiel rappelvoll bei der Lesung von Eginald Schlattner, obwohl am Großen Ring ein Konzert mit Goran Bregovic – einem in Rumänien sehr bekannten und beliebten serbischen Musiker – stattfand.“ Voll besetzt war der Spiegelsaal auch bei der Lesung von Hans Bergel, den verschiedenen Filmvorführungen (z. B. „Die Russen kommen“ von Günter Czernetzky) oder bei den anderen Veranstaltungen. Bei „Garten der Lieder“ bekamen die Gäste Programmheftchen mit den Liedern, so dass Groß und Klein engagiert mitsingen konnten.

Gefördert wurden die Veranstaltungen dieser Kulturwoche u. a. vom Department für interethnische Beziehungen der rumänischen Regie­rung, vom Bayrischen Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familien und Frauen, vom Haus des Deutschen Ostens in München sowie vom neu gegründeten BMW-Autohaus Mi­chael Schmidt in Wolfratshausen.

„Unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft ist sehr gut gelaufen“, resümiert Józsa. Als großen Erfolg bewertete auch der Hermannstädter Bürgermeister Klaus Johannis das Ereignis, als am Montagabend, dem 6. Juli, der Thalia-Saal so voll war, dass einige Zuschauer nur noch im Foyer Platz fanden. Als Überraschungsgast war der Ministerpräsi­dent des Freistaates Sachsen, Dr. Georg Mil­bradt mit Gattin, zugegen. Bei ausführlichen Ge­sprä­chen mit Dr. Jürgen Porr, Dr. Bernd Fabritius und dem Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmann­schaft, Alfred Mrass, bekundete der Ministerpräsident Aner­kennung für das Programm der Kulturwoche, das er in seinem privaten Urlaub sehr gerne besucht habe. Milbradt bezeichnete es als wünschenswert, dass auch Rumänien den Wert siebenbürgisch-sächsischer Kulturschätze erkenne und diese angemessen fördere.

In seinem Grußwort zur Eröffnung der Brauchtumsveranstaltung am 6. Juli, die unter dem Motto „Siebenbürgisch-Sächsisch, wie es singt und klingt“ stand, erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius, dass man keinen besseren Ort für diese Kultur­reihe hätte finden können: „Es ist für uns selbstverständlich, gemeinsam mit unseren in Sieben­bürgen lebenden Landsleuten auch sieben­­bürgisch-sächsische Kultur als Beitrag zu den Veranstaltungen der Europäischen Kultur­haupt­stadt 2007 zu präsentieren und diese einmalige Chance einer europäischen Bühne zu nutzen.“ Dass diese Chance gut genutzt worden ist, belegte Dr. Fabritius mit einem Zitat des Mund­artautors Walter Seidner, der während der Er­öffnungsveranstaltung festgestellt hatte, es sei so, als ob die Großpolder Blaskapelle auf der Bühne stehe, es sei in diesen Tagen fast so, als ob die Siebenbürger Sachsen nicht ausgewandert wären.

Mitglieder der Jugendtanzgruppe München und der ...
Mitglieder der Jugendtanzgruppe München und der Theatergruppe Augsburg lassen den Abend nach der Veranstaltung „Siebenbürgisch-Sächsisch, wie es singt und klingt“ zu­sammen mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Georg Milbradt (Mitte) sowie den landsmannschaftlichen Landesvorsitzenden Alfred Mrass (Baden-Württemberg) und Dr. Bernd Fabritius (Bayern) auf dem Großen Ring in Hermannstadt ausklingen. Foto: Peter Baumgartl
Die Kulturwoche fand mit einer Aufführung des Mundarttheaters „Meng Vueter“ durch die Theatergruppe der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolf­rats­hausen auf der Michelsberger Burg einen schönen Ausklang. Alle Beteiligten und Zu­schauer waren sich einig: Eine Wiederholung solch schöner Tage in den nächsten Jahren wäre wünschenswert.

Ruxandra Stănescu

Schlagwörter: Kulturhauptstadt, Landsmannschaft, Forum

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