18. März 2010

Posthume Ehrung für Johann Schuller

„Wir ehren heute einen Menschen, der sich für seine Mitmenschen außerordentlich verdienstvoll eingebracht hat. (...) Er gehörte der Generation an, die wir allein altersmäßig zu der unserer Vorbilder zählen. Sein Leben und Handeln – meist im Dienste derer, die Unterstützung benötigen – definierten ihn als Menschen von einer Großzügigkeit, die ebenbürtig von nur wenigen erreicht wird.“, betonte der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius in seiner Laudatio zur posthumen Verleihung des „Rotarischen Meilensteins“ durch den Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen. Die Feierstunde fand am 9. März im Konzertsaal der Spitalanlage in Dinkelsbühl statt.
Johann Schuller wurde als Sohn siebenbürgisch-sächsischer Eltern 1946 im mittelfränkischen Endsee geboren. Als kleiner Bub erfuhr er, was es heißt, einer Flüchtlingsfamilie anzugehören, die auf die Hilfe Bessergestellter angewiesen ist. Auch auf diesen Erfahrungen begründete sein späteres soziales Engagement. In guter sächsischer Tradition seiner Eltern brachte sich Schuller ab seinem 15. Lebensjahr aktiv ins Gemeinschaftsleben der Siebenbürger Sachsen ein. Über die Mitgliedschaft in der Jugendtanzgruppe, die Leitung des Jugendreferats der Kreisgruppe wurde Johann Schuller Vorsitzender der örtlichen landsmannschaftlichen Gemeinschaft Dinkelsbühl-Feuchtwangen, dann stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Bayern und auf Bundesebene Referent für die Organisation des Heimattages. Er trug damit die Hauptverantwortung für diese größte Verbandsveranstaltung im Jahresablauf und prägte sie über 25 Jahre. Für seine außergewöhnlichen Leistungen ehrte ihn der Verband 1987 mit dem Goldenen Ehrenwappen. Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) und Studium Transylvanicum verliehen ihm 2000 den Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis.
In der Feierstunde nahm Doris Schuller die ...
In der Feierstunde nahm Doris Schuller die Urkunde für ihren verstorbenen Gatten entgegen. Daneben sind auf dem Bild zu sehen (von links nach rechts): Dr. Christoph Hammer, Dr. Bernd Fabritius, Thorsten Schuller, Landrat Rudolf Schwemmbauer sowie vom Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen Präsident Klaus Huber. Foto: Fränkische Landeszeitung
Seine berufliche Laufbahn brachte Schuller bis in die Position des Verwaltungshauptsekretärs beim Landkreis Ansbach. Im Jahr 2000 feierte er sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Der bei der Feier anwesende Landrat Rudolf Schwemmbauer erklärte, dass Johann Schuller als Leiter der Betreuungsstelle und Aussiedlerbeauftragter des Landkreises Maßstäbe gesetzt habe. Durch sein persönliches Beispiel sei es ihm gelungen, auch viele Mitstreiter für die Integrationsarbeit zu gewinnen.

Neben seinem Hauptamt hatte Schuller bis zu seinem Tode am 25. Oktober 2007 im Alter von 61 Jahren zahlreiche Ehrenämter inne: 1991 wurde er Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes Ansbach, im April 1991 Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Deutsch-Zepling, 2001 VdK-Ortsvorsitzender in Dinkelsbühl. Ab März 2002 war Schuller Stadtrat und Sozialreferent der Stadt Dinkelsbühl. In dieser Position konnte er sowohl für die Stadt als auch für die Anliegen der in ihr lebenden Bürger sächsischer Herkunft wirken.

Es ist mit ein Verdienst von Johann Schuller, dass am 25. Mai 1985 der Partnerschaftsvertrag zwischen der Stadt Dinkelsbühl und der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen zustande kam und sich in der Zukunft stetig weiter entwickelte. Beim diesjährigen Heimattag feiern wir das 25. Jubiläum dieser Partnerschaft. Johann Schuller hat auch die Partnerschaft der Städte Dinkelsbühl und Schäßburg mitinitiiert und tatkräftig zur Gründung des „Freundeskreises Dinkelsbühl-Schäßburg“ beigetragen.

In seiner Ansprache erklärte der Bundesvorsitzende, dass der gebürtige Franke und Sohn siebenbürgischer Eltern stets in gelungener Brückenfunktion zum Wohle der Alteingesessenen und der Aussiedler und Vertriebenen wie auch der später hinzugezogenen Menschen gewirkt habe. Dr. Fabritius unterstrich: „Johann Schuller war eine tragende Persönlichkeit“, er habe in der Integration Meilensteine gesetzt, was diese Ehrung seines Lebenswerkes namentlich zum Ausdruck bringe.

Der Präsident des Rotary-Clubs, Klaus Huber, hatte die Feierstunde eröffnet und erklärte, dass der Meilenstein jährlich für herausragendes bürgerschaftliches, soziales oder karitatives Engagement verliehen werde. Der damit verbundene Geldbetrag in Höhe von 2 000 Euro solle dieses Jahr für die Ankurbelung eines Jugendaustausches zwischen Schäßburg und Dinkelsbühl verwendet werden.

Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer würdigte in seinem Grußwort Johann Schullers Engagement, das vom Leitgedanken der Versöhnung geprägt gewesen sei und von der Stadt als Auftrag verstanden werde, in seinem Sinne weiterzumachen.

Die Witwe von Johann Schuller, Doris, und Sohn Thorsten nahmen den Preis und die Ehrung entgegen. Letzterer erklärte, dass sein Vater es als Selbstverständlichkeit betrachtet habe, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Dabei sei es ihm immer wieder gelungen, Mitstreiter für die gute Sache zu finden. Für seinen Vater hätte es kein wichtigeres Anliegen als die Unterstützung des Jugendaustauschs gegeben, erklärte Thorsten Schuller.

Die Berufsfachschule für Musik hatte den musikalischen Part der würdigen Feier übernommen. Johannes Rathgeber spielte am Flügel mehrere Stücke, u. a. das von Johann Schuller so gern gehörte „Satisfaction“ der Rolling Stones. Im Anschluss reichten Schüler der Dinkelsbühler Hauptschule den Gästen Getränke und selbstgebackene Appetithäppchen.

Erhard Graeff

Schlagwörter: Dinkelsbühl

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