25. September 2010

„Ein Teller Suppe und ein gutes Wort“

Im Dezember 2009 setzten der Banater Schwabe Hartmut Schadt und die gebürtige Kronstädterin Erika Schywalski, geborene Tontsch, das von der Caritas unterstützte Projekt Suppenküche in Geretsried-Wolfratshausen in Gang. Mit Hilfe von einigen ortsansässigen Sponsoren sorgt seitdem eine Gruppe von mittlerweile 15 ehrenamtlichen Helfern bei den Bedürftigen nicht nur für einen vollen Magen, sondern fördert auch die Gemeinschaft und soziale Kontakte.
Wer hat es nicht schon einmal miterlebt? Noch gute Lebensmittel werden wegen kleiner Mängel weggeschmissen. In Geretsried wurde dieser Missstand genutzt, um die Suppenküche Geretsried-Wolfratshausen e.V. ins Leben zu rufen. Lebensmittel, die nicht mehr knackig genug sind, um als Ware verkauft werden zu können, finden ihren Weg von den Hinterausgängen der Läden der Sponsoren (Supermärkte, Metzgereien, Obst- und Gemüseläden) in die Caritas-Wärmestube am Obermarkt 7 in Wolfratshausen. Dort werden die Nahrungsmittel verarbeitet, von Bedürftigen abgeholt oder als zubereitete Malzeiten zu den Menschen nach Hause gebracht. Jeden Samstag von 13 bis 20 Uhr sind die Helfer mit dem Vorbereiten und Ausfahren der Speisen beschäftigt. Teams erledigen die verschiedenen Arbeiten: eine Mannschaft kocht, die andere liefert das Essen aus an die, die es selber nicht mehr abholen können. Mittlerweile sind es 15 Ehrenamtliche, für weitere Helfer wäre man jedoch sehr dankbar.
Von links nach rechts: Erika Schywalski, Ingrid ...
Von links nach rechts: Erika Schywalski, Ingrid Gerlach und Hartmut Schadt in ihrer Suppenküche.
In Gesprächen haben Frau Schywalski und Herr Schadt feststellen können, dass viele ihrer Landsleute zu stolz sind, um sich, zum Beispiel von der Tafel, unterstützen zu lassen oder die Kinder um Hilfe zu bitten. Vor allem Spätaussiedler müssen von einer Grundsicherung von 700 Euro leben. Nicht genug, um ohne große Abstriche über die Runden zu kommen. Mit ihrem Projekt wollen die Engagierten also diejenigen unterstützen, die nicht genug Geld haben, um sich ausreichend und gesund zu ernähren. Dazu kommen Krankheit oder das hohe Alter, die es den Bedürftigen schwer machen, aus dem Haus oder der Wohnung zu gehen.

Bei der ehrenamtlichen Unterstützung der Tafel fiel Erika Schywalski und Hartmut Schadt auf, dass es Menschen gibt, die immer wieder über die Anstrengungen der Fahrt zur Ausgabestelle klagen. Irgendwann können sie auf Grund ihrer Beschwerden keine Unterstützung mehr in Anspruch nehmen. Besonders für diese Menschen, die oft sehr vereinsamt und arm sind, ist die Suppenküche eine große Hilfe. Geliefert werden Brot, Semmeln, Salate, Obst, Milchprodukte oder andere gespendete Lebensmittel. Die Menschen, die noch kochen können, bekommen dazu Gemüse, Wiener Würstchen oder andere Nahrungsmittel, um sich die Malzeiten selber zuzubereiten. Diejenigen, die nicht mehr alleine kochen können, erhalten drei bis vier Portionen gekochte Gerichte, die sie dann einfrieren können. Unter den Speisen finden sich immer wieder bekannte Gerichte aus der Heimat, wie zum Beispiel rumänische Suppen. Man freut sich jedoch nicht nur über die Speisen, sondern auch über den persönlichen Kontakt. Dem Team der Ehrenamtlichen ist ein Gespräch mit den Menschen sehr wichtig. „So erfahren wir, wo die Leute der Schuh drückt und wo wir vielleicht helfen können“, meint Hartmut Schadt. In manchen Fällen ist dies noch mehr wert als die Speisen. Die noch rüstigen bedürftigen Mitmenschen können sich das Essen bei der Wärmestube abholen. Im Gespräch mit den Leuten bekommen die Helfer nicht nur Kochrezepte, Tipps und Anregungen sondern auch einmal einen selbstgebackenen Kuchen als Dankeschön.

Natürlich hilft man nicht nur Alten und Kranken. Unter den Bedürftigen sind auch kinderreiche Familien, die von der Suppenküche Geretsried-Wolfratshausen e.V. unterstützt werden. Ein Vater kam vor kurzem und schilderte seine Situation. Er ist leider nicht mehr in der Lage, Unterhalt zu zahlen, der Kühlschrank ist leer und seine Kinder müssen hungern. Seitdem unterstützen die Helfer auch diese Familie und füllen den Kühlschrank. Die Mutter der Kinder hilft nun auch als Ehrenamtliche mit. So wie sie, gibt es auch andere Bedürftige die selbst bei der Zubereitung des Essens mithelfen, um dem Makel des Empfängers zu umgehen. Sie dürfen ihre Kinder oder den Partner mitbringen. Auf diese Weise entsteht ein angenehmes und kommunikatives Umfeld, in dem man neben der guten Sache auch noch Spaß hat und die Gemeinschaft fördert. Auch zwei Jugendzentren in Geretsried helfen mit. Von einem Feinkostladen-Bistro bekommt der Verein 200 Pizzaecken pro Woche. Diese werden von den Jugendzentren an bedürftige Kinder und Jugendliche verteilt.

Durch das Projekt haben viele von ihnen neue Bekannte und Spaß an der Sache gefunden. Diejenigen, die können, unterstützen die Arbeit tatkräftig oder bringen neue Ideen ein. Die ähnliche Küche der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ist zum Beispiel Anlass für das erste Geretsrieder Schlachtfest am Samstag, den 9. Oktober, von 11.00 Uhr bis 23.00 Uhr auf der Böhmwiese in Geretsried, zu dem alle herzlich eingeladen sind. Für den musikalischen Rahmen sorgen „Waldi&Peter“. Ein geplanter Kochkurs kann auf Grund der leider zu wenigen Teilnehmer noch nicht realisiert werden. Hierzu sind alle Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben oder Interessenten eingeladen.

Das Projekt Suppenküche will also nicht nur für mehr Gemeinschaft innerhalb der Gruppe sorgen, sondern integriert die Bedürftigen auch in die Ortsgemeinschaft, indem der Verein gemeinschaftliche Veranstaltungen organisiert. Auf diese Weise werden aus den einzelnen Kulturgruppen der Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und den anderen Landsmannschaften, die ihre letztendlich doch so ähnliche Kultur und Vergangenheit verbindet, eine „Geretsried-Wolfratshausener Gemeinschaft“. Berechtigt sind Sozial-Card Inhaber. Unterstützung jeder Art ist sehr willkommen. Weitere Infos gibt es bei Harmut Schadt, Telefon: (0 81 71) 9 97 37 64 und Erika Schywalski, Telefon: (0 81 71) 57 81.

Julia Steger

Schlagwörter: Geretsried

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Neueste Kommentare

  • 25.09.2010, 15:43 Uhr von Schiwwer: das ist mal ein klasse bericht über klasse leute. [weiter]

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