17. September 2012

Brückenbauer zwischen Kulturen und Kanzleien: Patentanwalt Rolf Klemm

Auf seine Vorfahren ist er stolz, sie waren wichtige Leitfiguren und haben seine Entwicklung entscheidend geprägt, erzählt der Münchner Patentanwalt und European Patent Attorney Rolf Klemm. Besonders an den Großvater erinnert er sich gerne zurück: „Er hat mich bis 1999 maßgeblich geleitet.“ Dr. Arnold Pancratz war in den 1950er und 1960er Jahren in Hermannstadt Schuldirektor u. a. der Brukenthalschule und Mitherausgeber von deutschsprachigen Schulbüchern in Rumänien und förderte die Liebe seines Enkelsohns zur Philologie.
Auch der Urgroßvater war eine bekannte Persönlichkeit und förderte die Liebe zur Technik und Mathematik: Unter der Federführung des Stadtbau-Ingenieurs Dr. Robert Jacobi entstand eine Brücke über die große Kokel in Schäßburg. Auszüge seiner Doktorarbeit aus dem Jahr 1932 kann man heute noch im Stundturm der Schäßburger Burg lesen. Weitere Entwicklungs-Meilensteine für den in Schäßburg geborenen Rolf Klemm waren die Ausreise nach Deutschland im März 1977 und die Teilnahme am Föderationsjugendlager in Ohio in den USA und in Kanada im Juli 1988. So liegt es für Klemm nahe, eine Kanzleiniederlassung unter dem Namen Dennemeyer & Associates in Siebenbürgen mit zu unterhalten, und zwar in Kronstadt: „Aus dem Besprechungszimmer hat der Besucher einen sehr schönen Ausblick auf die Zinne und den Schuler. Mit dem Auto sind unsere Mitarbeiter von hier aus in einer halben Stunde am Skihang“, berichtet er. Doch nicht nur der Freizeitwert der nahegelegenen Schullerau macht die letztes Jahr dort gegründete Zweigstelle der Anwaltskanzlei attraktiv. Derzeit sind dort 40 Mitarbeiter beschäftigt, bis zum Ende des Jahres sollen zehn weitere dazukommen. „In nächster Zeit wollen wir weiter expandieren und unsere Mitarbeiterzahl mit Ingenieuren und administrativem, juristischem Personal entsprechend erhöhen“, sagt der in München in einer international renommierten Patentanwaltskanzlei tätige Jurist.

Rolf Klemm ...
Rolf Klemm
Nach erfolgreichem Ingenieur- und Jurastudium an der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität in München kam Rolf Klemm in Kontakt mit der Kanzlei Dennemeyer. Dem Beispiel des Firmengründers folgend, der bei seiner Arbeit als Vermittler und Brückenbauer zwischen USA und Europa Pionierleistungen hervorgebracht hat, will auch Rolf Klemm vermitteln und Brücken bauen: „Die Entwicklung der Kanzlei Dennemeyer, die seit einem halben Jahrhundert zwischen Kontinenten und Kulturen als Bindeglied fungiert, erinnert mich an die Geschichte der Siebenbürger Sachsen“. So hat er seine Mandate im Jahr 2011 in die Patentanwaltskanzlei mit deren Gründungs- und Hauptsitz in Luxemburg eingebracht. „Wir haben Zweigstellen in München, Chicago, Tokio und Kronstadt. Mein Ziel ist es, ein stabiles, europäisches Schiff zu bauen, das gegen Sintfluten gewappnet ist.“ Die Kanzlei ist dabei als Dienstleister auf gewerbliche Schutzrechte, also imma­te- rielle Eigentumsrechte, wie Patente, Gebrauchsmuster, Marken und Designs spezialisiert, die ein rechtliches Rückgrat für Gewerbe- und Industrieunternehmen bilden. Sie stellen neben den materiellen Werten zunehmend die höheren Unternehmenswerte dar. „Bei den Patentanmeldungen beschäftigen wir uns meistens mit Technologien, die erst in 15 bis 20 Jahren in der brei­ten, populären Anwendung zum Einsatz kommen“, „nämlich dann, wenn der Patentschutz bereits ausgelaufen ist“. Auf diesem Gebiet gebe es in Siebenbürgen und in Europa viel aufzuholen und weiter zu entwickeln. Kürzlich ließ Patentanwalt Klemm beispielsweise das siebenbürgische Wappen des Verbands der Siebenbürger Sachsen als EU-Marke eintragen. Und auch die Carl Wolff Gesellschaft (CWG), der Siebenbürgische Wirtschafts­club in Deutschland, besitzt nun offiziell eine deutsche Marke. Als der Patentanwalt 2010 von der bevorstehenden Gründung der CWG erfuhr, wurde er sofort Mitglied im neuen Wirtschaftsverein. „Meine Zugehörigkeit zur CWG ist ein weiterer Meilenstein auf einem Weg zu einem größeren, europäischen Verständnis“, sagt Rolf Klemm. „Die CWG ist nämlich eine gute Plattform, um den europäischen Gedanken und insbesondere die siebenbürgische Kultur zu stärken“. Und er fügt hinzu: „Jeder der auch gerne Schiffsbauer oder Brückenbauer sein oder werden will, ist uns herzlich willkommen.“

Bettina Ponschab

Schlagwörter: Carl Wolff Gesellschaft, Wirtschaftsclub, Porträt

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