23. Dezember 2013

Siebenbürgische Majolika

Weihnachtssterne sind gewöhnlich rot und grün, silbern oder golden. Aber weiß-blau? Doch gerade Hergesells Majolika-Sterne leuchten bei Kerzenschein fast unwirklich schön zwischen den Tannenzweigen hervor und bringen einen Hauch von Heimat in die gute Stube.
Wer kennt sie nicht, die liebevoll bemalten Keramikteller und Nelkenkrüge, Untersetzer und Zuckerdosen von Roswitha Etter? Seit den 1960er Jahren betrieb die malende und töpfernde Kunstgewerblerin eine Werkstatt in Heilbronn und war mit ihren Keramikausstellungen jährlich auch auf dem Heimattag in Dinkelsbühl vertreten. Nach ihrem Tod 2007 führte ihre Tochter Ursula, eigentlich gelernte Bekleidungstechnikerin, die Werkstatt weiter. „Das war ich meinen Eltern schuldig“, sagt die heute 70-Jährige, die auch den Nachlass ihres Vaters Erwin Etter (1916-2010) betreut, darunter dessen umfangreiche Erinnerungen „Erlebtes, Erdachtes, Erträumtes und Erstrebtes“.

Weihnachtssterne, entworfen von Ursula Hergesell ...
Weihnachtssterne, entworfen von Ursula Hergesell (Majolika mit Unterglasurmalerei). Fotos: der Verfasser
Dass sie ihre mit Gipsformen und Gießton hergestellten Majoliken nur „hobbymäßig“ herstelle, stimmt so natürlich nicht und ist nur eine ihrer Bescheidenheit geschuldete Wortwahl. Tatsächlich verbringt die autodidaktische bzw. von der Mutter angelernte Keramikerin wöchentlich nicht eben wenige Stunden in ihrer Werkstatt, Schillerstraße 100.

Bei einem Besuch im Herbst dieses Jahres im „Kunstgewerbe Etter“ war ich besonders von den perlweißen Weihnachtssternen mit ihrer kobaltblauen Bemalung angetan. Die als Christbaumschmuck gedachten, beidseitig bemalten Sterne hatte bereits die Mutter entworfen. Die Tochter entwickelte sie in durchbrochener Ausführung weiter, was deren filigran-dekorativen Charakter unterstrich, aber auch die Herstellung erschwerte.
Ursula Hergesell mit einem noch von der Mutter ...
Ursula Hergesell mit einem noch von der Mutter gefertigten Hermannstädter Nelkenkrug. Daneben Puppen, die Hergesell herstellte.
Die mit typisch siebenbürgischen Motiven bemalten Sterne sind, was Haptiker wie mich erfreut, nicht nur schön anzufassen, sondern dank ihrer immer wieder aufs Neue abgewandelten Ornamentik jeder ein Unikat. Auf der Rückseite weisen sie ein diskret platziertes „E“ auf, das natürlich für Etter steht. Und weil die Sterne zum Aufhängen bestimmt sind, werden sie mit einem blauen Faden bzw. einer Schnur geliefert. Zumindest als Beigabe zum restlichen Christbaumschmuck sind sie ein echter Hingucker und machen jeden Weihnachtsbaum zu einem unverkennbar siebenbürgischen. Weihnachten kann kommen.

Konrad Klein

Schlagwörter: Weihnachten, Kunsthandwerk, Keramik

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