18. Februar 2015

Evakuierung 1944-1945: Gedanken aus der Ferne

Vor 70 Jahren starb Michael Wolf-Windau, einer der tiefsinnigen nordsiebenbürgischen Heimatdichter, während der Evakuierung im Sudetenland. Geboren am 5. November 1911 in Windau, war er durch eine schwere Rückenmarkkrankheit, unter der er seit seinem 10. Lebensjahr litt, behindert und von seiner Umwelt äußerlich isoliert. Bücher, vor allem die Bibel, halfen ihm, sich in einer Welt einzurichten, aus der heraus er seinen Landsleuten, seinen Freunden etwas geben konnte.
Er begriff seine Gedichte als Seelsorge für seine Mitmenschen. Am 17. September 1944 begann für die Windauer die Evakuierung, für ihn in einem Lazarettzug nach Chulm. Die Verbindung zu seinen im Treck geflüchteten Eltern, die in Rottweil bei Neubistritz eine Bleibe gefunden hatten, riss ab. Erst im Januar 1945 gelang es ihnen, wieder zusammen zu kommen. Doch da erkrankte der Leidgeprüfte schwer und starb im 34. Lebensjahr am 25. Februar 1945. In Haugschlag bei Litschau in Niederösterreich haben ihn seine von ihm so geliebten Windauer Landsleute zu Grabe getragen. Als Kind seiner Zeit verklärte Michael Wolf das Reich, Deutschland, das ihm, wie das Bauerntum, eine tiefe Sehnsucht war. Das Heimatdorf Windau, das Land seiner Väter Siebenbürgen und die evangelische Kirche als irdische Wirklichkeit göttlicher Barmherzigkeit sind die Grundakkorde seines kurzen Lebens und Schaffens. Hier eines seiner Gedichte von 1944 zum Thema:

Auf der Flucht

... Ein leises Weinen liegt im Wind –
fern am Karpatenrand!
Dort, Mutter, Deutschland, weint dein Kind,
das Siebenbürgerland!

Textauswahl: Horst Göbbel

Schlagwörter: Evakuierung, Gedicht

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