1. Dezember 2016

Erstes Treffen der Acker-Sippe, die früher das Gemeindeleben von Reußmarkt, Kelling, Mühlbach oder Bukarest geprägt hat

Es ist schon sonderbar, dass sich die große siebenbürgische Sippe der Acker-Namensträger noch nie getroffen hat, weder in der alten noch neuen Heimat. Dabei war das Bewusstsein der Familienzusammengehörigkeit zu diesem bedeutenden siebenbürgischen Bauerngeschlecht längst geweckt, spätestens seit Hans Acker 1978 seine weitläufige Acker-Chronik aufgelegt hatte. Auf nahezu 400 Seiten wird da nicht nur die Geschichte Siebenbürgens und des Unterwaldes detailliert ausgebreitet, da erfährt man Erstaunliches auch über diese Sippe, die sich bis etwa 1600 lückenlos zurückverfolgen lässt.
Aus Tirol sollen sie eingewandert sein, ehe sie zunächst in Reußmarkt sesshaft wurden und prägnante Gestalten für die Geschichte des Unterwaldes hervorbrachten. Die auffälligste ­Gestalt dieser Frühgeschichte ist sicher jener berühmt-berüchtigte Königsrichter Andreas Acker, der in die siebenbürgische Geschichte einging, weil er in den damals tobenden „Kuruzenkriegen“ zwischen den ungarischen Freischärlern unter Franz II. Rákóczi und der habsburgischen Hausmacht tüchtig mitgemischt hat, obwohl er ein „Iliteratus“ (einer des Lesens und Schreibens Unkundiger) gewesen sein soll. Er gehört zu den 20 Unterzeichnern von sächsischen Deputierten der „Pragmatischen Sanktion“ (1713), mit der Kaiser Karl VI. schließlich die Herrschafts- und Erbfolgerechte der Habsburger neu regelte. Das Dokument ist heute noch im Wiener Staatsarchiv einzusehen, zeigt aber nicht den berüchtigten Daumenabdruck des Iliteratus, wie die Familienüberlieferung zu wissen glaubt, sondern den Eintrag „manu aliena“ (von „fremder Hand“ unterzeichnet). Auch seine Nachkommen nahmen als Stuhls-Deputierte, Kirchenväter, Bürgermeister, als Wirtschaftspioniere im siebenbürgischen Weingewerbe u.a. gewichtige Ämter im öffentlichen und kirchlichen Gemeindeleben von Reußmarkt, Kelling, Mühlbach oder Bukarest ein. Die ausgestellten großformatigen Fotografien solch imposanter Gestalten weckten großes Interesse, denn sie gehören nachweislich zu den ersten Lichtbildern bäuerlicher Gestalten aus der Frühzeit der Fotografie in Siebenbürgen (nach Konrad Klein).
Erstes Treffen der Acker-Sippe auf Schloss ...
Erstes Treffen der Acker-Sippe auf Schloss Unteröwisheim, vorne (helle Kleidung) der Organisator Prof. Heinz Acker. Foto: Sebastian Acker
Aber die Ackers leben nicht nur in der Vergangenheit. Heute kommen sie aus Heidelberg und Freiburg, aus Wiesbaden, Heilbronn, Kassel, Bayreuth oder Grafing u.a., ja aus Kitchener (Kanada), Bukarest oder Galatz und stehen auch heute ihren Mann, ihre Frau in bemerkenswerten Positionen als Ärzte und Apotheker, Bank- oder Wirtschaftsleute, als Lehrer wie auch als bekannte Musiker. Nahezu 100 Nachkommen dieser Sippe waren der Einladung von Prof. Heinz Acker nach „Schloss Unteröwisheim“ bei Bruchsal voll neugieriger Spannung zum ersten „Acker-Treffen“ (7.-9. Oktober 2016) gefolgt, eine bunte Truppe aller Altersgruppen. Im großen historischen Gewölbekeller des Schlosses konnten sich die Teilnehmer in einer Vorstellungsrunde, nach Zweigen und Ästen geordnet (gemäß der ehemaligen Herkunftsorte: Reußmarkt, Kelling, Mühlbach, Bukarest u.a.) kennen lernen bzw. wieder begegnen. Heinz Acker, der Organisator, freute sich, dass diese Begegnung, die sich Hans Acker, der Familien-Chronist, so sehr gewünscht hatte, aber nicht realisieren konnte, nun endlich verwirklicht werden konnte. Farblich unterschiedlich getönte Namensschilder und Stellwände mit sorgfältig gemalten Stammbäumen sollten die Zuordnung der mächtig verzweigten Sippe erleichtern. Erstaunlich, wie schnell hier auch zunächst Unbekannte zueinander fanden. Alte Familienanekdoten weckten schlummernde Erinnerungen. Es scheint tatsächlich etwas an der „Stimme des Blutes“ zu sein, von der schon die Bibel (1. Buch Mose) zu berichten weiß. Zumindest so etwas wie ein „Familiengen“ muss es geben, denn man fühlte sich bald als Teil eines großen und vertrauten Familienverbundes, der sich auch als musikalisch begabt erwies. Da wurde gesungen und musiziert, Altvertrautes und Unterhaltsames, die Heidelberger „Acker-Buben“, flankiert von weiteren Musikbeflissenen aus dem Hessischen, steuerten anheimelnde Kaffeehaus-Musik zum gemütlichen Kaffeestündchen bei, und Organisator Heinz Acker konnte gar auf ein familieneigenes ad-hoc-Orchester zurückgreifen, als er abschließend das hymnische „Af deser Ierd“ und „Siebenbürgen, Land des Segens“ im vielstimmigen Gesang anstimmte. Ein Besuch des weltweit berühmten Instrumentenmuseums im nahegelegenen Bruchsaler Schloss fand großen Anklang und beim Fußballspiel „Acker gegen Acker“ siegten erwartungsgemäß die Ackers. Groß war die Zustimmung, als der Alterssenior der Familie, Hans Joachim Acker, vielen bekannt als Rundfunkredakteur Mircea Ioanid des ehemaligen Senders „Freies Europa“, einen Wein-Pokal stiftete, um die Initialzündung dieses ersten Treffens weiter zu befördern. Alle waren sich einig, diese großartige Erstbegegnung soll zur ständigen Einrichtung im Drei-Jahres-Turnus werden, um althergebrachte Werte und Traditionen auch in der neuen Heimat fortzuführen, wie das Udo Acker, des Stifters Bruder und ehemalige Leiter des Münchner „Hauses des deutschen Ostens“, in seinem Statement einforderte.

Marianne Acker

Schlagwörter: Familientreffen, Acker

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