16. April 2017

Unvollkommene Gemeinschaft in der Feier des Letzten Abendmahles

So kann der untenstehende Ausschnitt von der Predella des Mediascher Altars überschrieben werden. Das Unvollkommene bezieht sich allerdings nicht auf den Ausschnitt des Bildes, sondern auf dessen Aussage. (Das ganze Bild war hier platzmäßig nicht unterzubringen.) Gedanken zur Karwoche und zu Ostern von Dekan i.R. Hermann Schuller.
Erhöht, in der Mitte des Bildes, ist Jesus mit dem Kelch in der Hand. Der Jüngerkreis ist aufmerksam und fragend. Mit der Körpersprache der Jünger vermittelt das Bild insgesamt die Beschreibungen der ersten drei Evangelien. „Einer unter euch wird mich verraten!“ Die Frage „Herr, bin ich’s?“ erfüllt die Runde mit Entsetzten. Dabei wird hier in der Darstellung gleich erkennbar, wer der Verräter ist. Judas sitzt Jesus gegenüber, aber auf Abstand zu seinem rechten Nachbarn, auch fragend in die Runde, doch ohne Heiligenschein. Zur Rechten Jesu ist Petrus, nachdenklich seinen Kopf stützend. Er hat es schon vorausgesagt bekommen: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Das kann er nicht glauben und ist traurig. In der Tat, eine unvollkommene Abendmahlsgemeinschaft.
Das Letzte Abendmahl. Tafelmalerei von der ...
Das Letzte Abendmahl. Tafelmalerei von der Predella des Mediascher Altars, um 1525, Umfeld des Hermannstädter Malers Vincentius (Ausschnitt). Dass es sich der Überlieferung nach bei dem in Verehrung verharrenden Geistlichen um Martin Luther handelt, ist allein schon wegen des Dominikaner(?)-Habits und des Wappens mit Prälatenhut auszuschließen (um 1525 gab es in Hermannstadt den ehemaligen Dominikaner Georgius, der für den lutherischen Wanderprediger Ambrosius hergekommen war). Abendmahlsdarstellungen im Predellenbereich dienten meist dazu, die „katholischen“ Nischen abzudecken – in Mediasch standen darin die vier lateinischen Kirchenväter. Bild und Text: Konrad Klein
Das Werk soll um 1525 im Umfeld des Hermannstädter Malers Vincentius entstanden sein. Wie Konrad Klein mitteilt – er hat auch das Foto des Altars erstellt –, soll „die Arbeit 1544, also vor der ersten evangelischen ,Synode‘ in Mediasch (17. Mai 1545) angebracht worden sein“.

Dem aufmerksamen Betrachter ergibt sich die Frage nach der knienden Gestalt außerhalb des Jüngerkreises. Dazu schreibt Architekt Dr. Hermann Fabini: „dass es sich bei der knieenden Gestalt der Predella von ~1524 um Johannes Friderikus- Pleban-(Leutpriester)- der Mediascher Margaretenkirche handelt, ist zweifelsfrei durch sein Wappen und den Priesterhut mit den Quasten überprüfbar... – Die etwas infantile Annahme, dass es sich bei der Gestalt um Luther handelt, hat keine wissenschaftlich vertretbare Basis. Weder kann man annehmen, dass Anfang der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts Luther schon in die Perzeption des Mediascher Klerus gelangt war, noch gibt es etwas Vergleichbares im siebenbürgischen Umfeld. Eine Verbindung zum Maler Vincentius konnte meines Wissens noch nicht nachgewiesen werden.“

Die Betrachtung dieser Darstellung des Abendmahls regt zum Nachdenken an, dient vielleicht auch als Anregung zur eigenen Standortbestimmung in der österlichen Zeit.

Kurz vor Ostern erinnern Gründonnerstag und Karfreitag an den zentralen Teil des Heilsgeschehens. Im Nachdenken darüber wird deutlich, wie viele unterschiedliche Traditionen es in der Gestaltung des kirchlichen Lebens, vor allem mit der Feier des „Heiligen Abendmahles“ gibt. Das gilt auch für das Verständnis, das wir in unserer siebenbürgischen Heimat gepflegt haben. Wir feierten in den Landgemeinden bis in die siebziger Jahre das Abendmahl nur am Palmsonntag und am Landeskirchlichen Buß- und Bettag, dem zweiten Adventssonntag. Änderungsversuche stießen meist auf Ablehnung. Das „Heilige“ dürfe nicht abgenützt werden. Der besondere Stellenwert müsse bewahrt bleiben. Nun leben wir seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Gliedkirchen der Bundesrepublik und haben Heimat gefunden. In den meisten Gemeinden wird das Abendmahl monatlich gefeiert. Das bedeutet angesichts der evangelischen Freiheit keine Pflicht, daran teilzunehmen. Aber alle sind immer dazu herzlich eingeladen. Das gilt insbesondere zum 500-jährigen Reformationsjubiläum.

Das Osterfest wird stark geprägt von vielen farbenfrohen Symbolen. Alle deuten auch jahreszeitengemäß, auf das werdende, blühende Leben. Die Schöpfung erstrahlt in festlichem Kleide. Die Zeichen der Hoffnung sind ein großes Geschenk. Es sind Melodien der Freude zu hören, die einladen, einzustimmen in den Jubel am Ostermorgen. Im Ostergottesdienst ist diese Freude zu feiern und zu erleben.

Von ganzem Herzen wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieser Zeilen eine nachdenkliche Karwoche sowie frohe und gesegnete Osterfeiertage.

Hermann Schuller, Dekan i.R.

Schlagwörter: Ostern, Mediasch

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