23. August 2024
50 Jahre „heimatlos“: Erinnerungen eines 85-jährigen Siebenbürgers
Heimat-Gedanken des Vorsitzenden der Kreisgruppe Donau-Ries, Kurt Schoppel
Am 11. Februar 1974 war der letzte Tag, den meine Familie in Zeiden in Siebenbürgen verbracht hat, denn es folgte die Auswanderung aus Rumänien in die Bundesrepublik Deutschland. An diesem besagten Tag ist meine Familie mit dem Flugzeug (TAROM) von Bukarest nach Frankfurt am Main ausgeflogen. Nun sind es 50 Jahre, die wir als Heimatlose hier in Deutschland leben, ich sage heimatlos, weil es nur eine Heimat gibt – auch wenn das Leben in Deutschland ein gutes Leben war, so ist es doch nicht die eigentliche Heimat geworden, so wie man es sich vor der Auswanderung vorgestellt hat. Ende 2019 war ich für zwei Monate wieder in Rumänien und stellte fest: in Rumänien lässt es sich wieder normal und gut leben. Über meine damalige Entscheidung zur Aussiedlung kann ich heute sagen, dass sie ein Fehler war.
In den vergangenen Jahrzehnten habe ich Rumänien immer wieder besucht, in der Zeit des Kommunismus und nach 1989 sowieso, so dass ich den Wandel sehr wohl selbst gesehen und erlebt habe. Wir haben ein Land verlassen, das die Heimat war, und haben den Tausch mit der Fremde gewagt. Heute muss ich reumütig erkennen, dass die Fremde kein Ersatz für die verlassene Heimat geworden ist. Ich habe Verständnis, wenn Landsleute, die in Deutschland oder Österreich leben, die Heimat Rumänien nicht mehr besuchen wollen, weil sie die Zeit der Ceauşescu-Diktatur erlebt haben, diese Zeit noch nicht vergessen können oder vergessen wollen. Es hat Zeiten gegeben, die unsere Vorfahren erlebt haben, die viel schlimmer waren, aber sie blieben bodenständig. Ich war nach 46 Jahren heilfroh, wieder 60 Tage im Stück Rumänien, wie es heute ist, erleben zu dürfen, und das Heimatgefühl neu aufleben lassen konnte.
Die Würfel sind gefallen, wir leben heute in einem vereinten Europa, wo jeder sein Ein- und Auskommen gefunden hat. Es ist die Zeit gekommen, da jeder selbst zu entscheiden hat, wo er seine Zukunft für die folgenden Generationen leben will und Heimat zu finden im Stande ist. Wir haben in diesen vielen Jahren seit dem Exodus nur an das bessere Leben gedacht, weil die Ceauşescu-Zeit wirklich eine Zeit der Verelendung war. Zum Glück kam die Wende 1989. Seither hat sich alles radikal zum Besseren verändert.
Nun leben wir Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben in der Mehrzahl außerhalb der Heimat Rumänien und die Minderheit der Landsleute lebt in Rumänien. Wir stellen heute fest: Die Entwicklung des Lebens geht überall weiter, es ist möglich geworden zu sehen, wie und wo es sich besser leben lässt. Die Tradition, das Brauchtum der Vorfahren, die Einheit der Ausgesiedelten haben sich in den Landsmannschaften gefestigt. Gleiches geschieht aber auch in Rumänien, trotz geringerer Zahl der in der Heimat Verbliebenen; sie sind entschlossen, die Kultur, die Tradition, die Tracht und das Gemeinwesen am Leben zu erhalten, und zusammen mit den Kirchengemeinden, und dem Bischof ist es gut gelungen, die Gemeinde zu festigen.
Es stellt sich immer die Frage nach der Zukunft: Wie soll man weitermachen? Nach dem Wegfallen der Schranken (Barrieren) zwischen den Staaten in Europa ist es an der Zeit zu erkennen, dass wir uns in beiden Heimaten (neu und alt) gut entwickeln und die Tradition weiterführen und weiterleben wollen und können. Wir haben den Landsleuten in Rumänien zu danken, die der Auswanderung standgehalten haben und die Heimat bis heute aufrecht erhalten. Die Kirchengemeinden der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben sind in der Lage, ihre weitere Entwicklung zu gestalten, können aber auf die Hilfe der Ausgewanderten nicht verzichten, zumal wir zusammengehören. Es ist allen zu danken, die sich die Mühe machen, diese Zusammenarbeit zu unterstützen. Es reicht aber nicht aus, in einem vereinigten Europa zu leben, es muss auch innerhalb der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben diese Vereinigung noch besser gefördert werden. Das Große Sachsentreffen in Hermannstadt 2017 hat gezeigt, was Heimat und Heimatgefühl bedeuten. Das war deutlich zu sehen, obschon viele Besucher nicht in Siebenbürgen geboren sind, jedoch siebenbürgische Wurzeln haben, sich in Hermannstadt in der siebenbürgischen Tracht zuhause fühlten. Rumäniens Staatspräsident, der Siebenbürger Sachse Klaus Johannis, sagte zu den Teilnehmern dieses Treffens: „Ihr seid hier willkommen, Ihr seid hier zuhause, Ihr seid hier daheim“. Auf dieses Grußwort hin gab es einen großen Applaus, und das Siebenbürgerlied wurde aus voller Kehle gesungen, Einheit und Eintracht wurden klar gezeigt.
Es liegt in beiderseitigem Verständnis, was Heimat ist und wie Heimat zu leben ist. Auf Eintracht und Einigkeit kann nicht verzichtet werden, sie sind überlebenswichtig. Ich fuhr nach 60 Tagen Aufenthalt aus Rumänien mit der festen Überzeugung zurück nach Deutschland, dass es sich lohnt, immer wieder dieses Land und sein Volk zu besuchen: Es sind freundliche, sehr aufgeschlossene Menschen. Die kommunistische Zeit hat zwar Spuren hinterlassen, doch durch den Fortschritt ist das Leben in Rumänien viel besser geworden als im Ausland bekannt. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir Ausgewanderten verstehen: Was die Heimat bietet, das kann die Fremde nicht bieten, egal wie gut man dort auch leben mag: für Heimatgefühle gibt es keinen Ersatz in der Fremde.
In den vergangenen Jahrzehnten habe ich Rumänien immer wieder besucht, in der Zeit des Kommunismus und nach 1989 sowieso, so dass ich den Wandel sehr wohl selbst gesehen und erlebt habe. Wir haben ein Land verlassen, das die Heimat war, und haben den Tausch mit der Fremde gewagt. Heute muss ich reumütig erkennen, dass die Fremde kein Ersatz für die verlassene Heimat geworden ist. Ich habe Verständnis, wenn Landsleute, die in Deutschland oder Österreich leben, die Heimat Rumänien nicht mehr besuchen wollen, weil sie die Zeit der Ceauşescu-Diktatur erlebt haben, diese Zeit noch nicht vergessen können oder vergessen wollen. Es hat Zeiten gegeben, die unsere Vorfahren erlebt haben, die viel schlimmer waren, aber sie blieben bodenständig. Ich war nach 46 Jahren heilfroh, wieder 60 Tage im Stück Rumänien, wie es heute ist, erleben zu dürfen, und das Heimatgefühl neu aufleben lassen konnte.
Die Würfel sind gefallen, wir leben heute in einem vereinten Europa, wo jeder sein Ein- und Auskommen gefunden hat. Es ist die Zeit gekommen, da jeder selbst zu entscheiden hat, wo er seine Zukunft für die folgenden Generationen leben will und Heimat zu finden im Stande ist. Wir haben in diesen vielen Jahren seit dem Exodus nur an das bessere Leben gedacht, weil die Ceauşescu-Zeit wirklich eine Zeit der Verelendung war. Zum Glück kam die Wende 1989. Seither hat sich alles radikal zum Besseren verändert.
Nun leben wir Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben in der Mehrzahl außerhalb der Heimat Rumänien und die Minderheit der Landsleute lebt in Rumänien. Wir stellen heute fest: Die Entwicklung des Lebens geht überall weiter, es ist möglich geworden zu sehen, wie und wo es sich besser leben lässt. Die Tradition, das Brauchtum der Vorfahren, die Einheit der Ausgesiedelten haben sich in den Landsmannschaften gefestigt. Gleiches geschieht aber auch in Rumänien, trotz geringerer Zahl der in der Heimat Verbliebenen; sie sind entschlossen, die Kultur, die Tradition, die Tracht und das Gemeinwesen am Leben zu erhalten, und zusammen mit den Kirchengemeinden, und dem Bischof ist es gut gelungen, die Gemeinde zu festigen.
Es stellt sich immer die Frage nach der Zukunft: Wie soll man weitermachen? Nach dem Wegfallen der Schranken (Barrieren) zwischen den Staaten in Europa ist es an der Zeit zu erkennen, dass wir uns in beiden Heimaten (neu und alt) gut entwickeln und die Tradition weiterführen und weiterleben wollen und können. Wir haben den Landsleuten in Rumänien zu danken, die der Auswanderung standgehalten haben und die Heimat bis heute aufrecht erhalten. Die Kirchengemeinden der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben sind in der Lage, ihre weitere Entwicklung zu gestalten, können aber auf die Hilfe der Ausgewanderten nicht verzichten, zumal wir zusammengehören. Es ist allen zu danken, die sich die Mühe machen, diese Zusammenarbeit zu unterstützen. Es reicht aber nicht aus, in einem vereinigten Europa zu leben, es muss auch innerhalb der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben diese Vereinigung noch besser gefördert werden. Das Große Sachsentreffen in Hermannstadt 2017 hat gezeigt, was Heimat und Heimatgefühl bedeuten. Das war deutlich zu sehen, obschon viele Besucher nicht in Siebenbürgen geboren sind, jedoch siebenbürgische Wurzeln haben, sich in Hermannstadt in der siebenbürgischen Tracht zuhause fühlten. Rumäniens Staatspräsident, der Siebenbürger Sachse Klaus Johannis, sagte zu den Teilnehmern dieses Treffens: „Ihr seid hier willkommen, Ihr seid hier zuhause, Ihr seid hier daheim“. Auf dieses Grußwort hin gab es einen großen Applaus, und das Siebenbürgerlied wurde aus voller Kehle gesungen, Einheit und Eintracht wurden klar gezeigt.
Es liegt in beiderseitigem Verständnis, was Heimat ist und wie Heimat zu leben ist. Auf Eintracht und Einigkeit kann nicht verzichtet werden, sie sind überlebenswichtig. Ich fuhr nach 60 Tagen Aufenthalt aus Rumänien mit der festen Überzeugung zurück nach Deutschland, dass es sich lohnt, immer wieder dieses Land und sein Volk zu besuchen: Es sind freundliche, sehr aufgeschlossene Menschen. Die kommunistische Zeit hat zwar Spuren hinterlassen, doch durch den Fortschritt ist das Leben in Rumänien viel besser geworden als im Ausland bekannt. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir Ausgewanderten verstehen: Was die Heimat bietet, das kann die Fremde nicht bieten, egal wie gut man dort auch leben mag: für Heimatgefühle gibt es keinen Ersatz in der Fremde.
Kurt Schoppel, Asbach-Bäumenheim
Schlagwörter: Leserecho, Heimat, Aussiedlung, Schoppel, Rumänien
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Neueste Kommentare
- 26.08.2024, 09:53 Uhr von marzi: Liebe(r) sibisax den Herr Schobel so zu beleidigen er soll mit einer rumänischen Rente ... [weiter]
- 23.08.2024, 14:45 Uhr von sibisax: Hallo Hr.Schoppel,bitte lassen Sie Ihre Rente und Ersparnisse in Deutschland und begnügen Sie sich ... [weiter]
- 23.08.2024, 08:14 Uhr von Katzken: Sehr geehrter Herr Schoppel! Mit allem Respekt, muss ich Eines sagen: Warum sind Sie und alle die ... [weiter]
Artikel wurde 3 mal kommentiert.
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