21. November 2025
Tagung in Tübingen erörtert Netzwerke der deutschsprachigen Literatur aus Rumänien
Die Tagung „Netzwerke der deutschsprachigen Literatur aus Rumänien. Akteure und Institutionen nach dem Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart“ wurde vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL) vom 9. bis 11. Oktober im Deutsch-Französischen Kulturinstitut in Tübingen veranstaltet. Für die Konzeption und Organisation war Dr. Olivia Spiridon zuständig, die den Fachbereich „Deutschsprachige Literaturen und kulturelle Interferenzen im Donauraum“ im IdGL verantwortet. Mit dem Fokus auf Netzwerke setzte sich die Tagung das Ziel, literarische Akteure und ihre Relationierung zu beleuchten und verschiedene Kontexte der Verdichtung und Ausdehnung der kulturellen Kommunikation zu erfassen. Dabei sind die unterschiedlichen medialen Infrastrukturen der literarischen Kommunikation sehr vielfältig: ob die veröffentlichte und unveröffentlichte (archivierte) Kommunikation zwischen den literarischen Akteuren, ihre Verbindungen in Literaturkreisen, Beziehungen innerhalb des deutschen Literaturbetriebs aus Rumänien, an denen auch der Geheimdienst und die Zensur teilhatten, oder der bundesdeutsche Literaturbetrieb mit veränderten Netzwerken.
Das Thema der Tagung trug auch der Überlegung Rechnung, dass der Blick auf die dynamischen Konstellationen, in denen deutschsprachige Schriftsteller aus den Regionen Banat, Siebenbürgen und Bukowina eingebunden waren, gerade angesichts der historischen Zäsuren, gesellschaftlichen Umbrüche und Zusammenbrüche in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und bis in die Gegenwart ergiebig ist.
Im einleitenden Vortrag von Prof. Dr. Waldemar Fromm von der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde beispielhaft die deutschsprachige regionale Literatur des Banats anhand des Romans „Herztier“ (1994) von Herta Müller untersucht. Damit zeigte der Vortrag die Bandbreite der Perspektiven, die Netzwerke ermöglichen. Im Vortrag „Interferierende Netzwerke deutschsprachiger Czernowitzer Literaten in den 1930er-Jahren“ von Prof. Dr. Andrei Corbea-Hoișie, emeritierter Professor von der Universität Jassy/Iași sowie unter anderem Inhaber des Lehrstuhls „Blaise Pascal“ der École Normale Supérieure in Paris, sah man Lyriker aus der Bukowina in sich ständig wandelnden Netzwerken.
Seinen Vortrag leitete Prof. Dr. András Balogh mit der Darstellung des dramatischen Bruchs nach Ende des Ersten Weltkriegs ein, als die ökonomische Krise und nahm Zeitschriften wie „Helikon“, „Klingsor“ und „Banatul“ aus diesen regionalen literarischen Zentren ins Visier.
Dr. Enikö Dácz erschloss in ihrem Beitrag „Der Dichter als ‚Werber für den deutschen Südosten‘ Heinrich Zillich und sein literarisches Netzwerk in den 1930er- und 1940er-Jahren“ eine Vielzahl an Feldern und Akteuren, die sie im Zusammenhang mit der Persönlichkeit Zillichs und seiner multilokalen Tätigkeitsfelder beschrieb. Das literarische Geschehen im Umfeld Zillichs, von dessen Schwarz-Weiß-Darstellung sich der Vortrag distanzierte, wurde aufgrund von reichhaltigem Archivmaterial im Zusammenhang mit der Wirkung verschiedener Akteure und derer mehr oder weniger mächtiger Netzwerke erläutert.
Ebenfalls in der Zeit zwischen den Weltkriegen war der Vortrag von Dr. Olivia Spiridon über das in Hermannstadt von 1922-1931 tätige Kulturamt des Verbandes der Deutschen in Rumänien angesiedelt. In einem Methodenmix wurde anhand von Archivmaterial aus dem Rumänischen Archiv, Filiale Hermannstadt gezeigt, dass das Kulturamt an einer grenzüberschreitenden Kommunikation zwischen „Auslands“- und „Binnendeutschen“ beteiligt war. Das Kulturamt intensivierte die Beziehungen zwischen den Deutschen aus Rumänien, aber auch zu deutschen Siedlungsgebieten in Zentraleuropa und Baltikum sowie zu Institutionen aus Deutschland und Österreich, die sich mit „Volkstumsarbeit“ befassten.
Dr. Maria Irod unterbreitete in ihrer netzwerkorientierten Analyse „Wolf von Aichelburg und die rumänische Literatur“ mehrere Hypothesen, die den Bezug zwischen Wolf von Aichelburg und dem Hermannstädter Literaturkreis („Cercul literar de la Sibiu“) erklärt und die Umstände der Existenz dieses Literaturkreises und seine Dauer beschreibt.
Dr. Laura Laza von der Universität Bukarest präsentierte im Vortrag „Die Inszenierung literarischer Netzwerke durch die ‚Securitate‘“ die in den Geheimdienstakten festgehaltenen Maßnahmenplänen, in denen Netzwerke zwischen Autoren fingiert wurden. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Gruppenbildungen ein rotes Tuch für den rumänischen Geheimdienst darstellten, beschrieb sie den Einsatz von IMs, die sich in die Umgebung von Schriftstellern infiltrierten, um aus Individuen gefährliche Akteure in umstürzlerischen Netzwerken zu fabrizieren. Sie beschreibt den Begriff „Netzwerk“ („reţea“) im internen Sprachgebrauch des rumänischen Geheimdienstes.
Dr. Claudia Șerbu Spiridon von der „Transilvania“-Universität in Kronstadt/Brașov befasste sich mit dem doppelten Maß der Zensur. Formell war es eine bürokratische Institution, die Kontrolle über den Literaturbetrieb inszenierte. Sie nahm in ihrem Vortrag Situationen unter die Lupe, die das Umfeld von tatsächlichen Entscheidungen in Verbindung mit der Publikationsgenehmigung von Texten sichtbar machten, und stellte dabei die Existenz teils unsichtbarer Netzwerke fest, an denen die „Securitate“ maßgeblich beteiligt war.
Prof. Dr. Valentina Glajar von der Texas State University setzte sich in ihrem Beitrag über Herta Müllers Geheimdienstakten „Cristina and Eva: The Stuff Legends are Made of“ mit narrativ konstruierten Legenden auseinander, die Mitarbeiter des rumänischen Geheimdienstes aufgrund von vorliegenden und selektierten Informationen konstruierten, um damit ihren Vorgesetzten erfolgreiche „Fälle“ zu kommunizierten. Dies blieb für die Bespitzelten nicht ohne Folgen: Am Beispiel der Informantin Eve zeigte sie, wie Desinformation sich systematisch in ein Wissen transformierte, das in Macht übersetzt wurde.
Mit dem Literaturkreis „Die Stafette“ aus Temeswar befasste sich Dr. Sorin Gadeanu von den Universitäten Bukarest und Wien und stellte damit ein literarisches Phänomen der letzten Jahrzehnte in Rumänien zur Diskussion.
Drei Beiträge lieferten Zeitzeugen und Akteure des deutschen Literaturbetriebs aus Rumänien. Prof. Dr. Anton Sterbling griff in seinem Vortrag „Aufbruch in die Moderne der deutschen Literatur des Banats“ auf die Begriffe des Soziologen Karl Mannheim der „Generationen“ und „Generationenlagen“ zurück sowie auf ihre Auswirkung auf ein bestimmtes Identitätsbewusstsein. Die Entstehung der „Aktionsgruppe Banat“ betrachtete er als einen frühen Seismographen für den in der literarischen Region vollzogenen Modernisierungsschub. Der Schriftsteller Hellmut Seiler nahm sich der selbst erlebten und mitgestalteten „Querverbindungen im literarischen Leben Rumäniens der 1980er-Jahre“ an. Er sprach von einem „Jahrzehnt der Freiheit im Kerker“ und hob die Lebendigkeit der Debatten trotz Zensur und Bespitzelung hervor. Er öffnete den Blick auf die Literaturszene dieser Jahre im Zusammenhang mit der Auswirkung, die die von Peter Motzan herausgegebene Anthologie deutscher Lyrik in rumänischer Übersetzung „Vînt potrivit pînă la tare“ („Mäßiger bis starker Wind“) auf das Selbstverständnis rumänischer Lyriker auslöste.
Der Verleger Traian Pop ließ sein Alter Ego, den Dichter, im „Erfahrungsbericht“ „Leben als Versuchung“ sprechen. Er lieferte eine poetische Umschreibung des Verlegers, der sich in einer gewinnorientierten Medienlandschaft von Herzensprojekten leiten lässt und dank dieses inneren Antriebs über 500 Bücher verlegt und dafür mehrere Preise erhalten hat.
Im Rahmen der Tagung fand in der Lyrikhandlung am Hölderlinturm eine Lesung von Ernest Wichner statt, der aus dem Band „Heute Mai und morgen du“ las und Fragen zum Schreiben von Lyrik und Übersetzen literarischer Texte beantwortete. Die Lesung wurde in Kooperation zwischen dem Studio Literatur und Theater an der Universität Tübingen und dem IdGL veranstaltet.
Die verschiedenen Vorträge zeigten die Ausdehnung, Richtungsänderung und auch Auflösung von Netzwerken in verschiedenen historischen Kontexten sowie ihre Dynamik, auf lokale und regionale Räume beschränkt zu bleiben oder sich national oder transnational zu entfalten.
In ihrer Zusammenfassung kündigte Olivia Spiridon die Herausgabe eines Bandes mit den Tagungsergebnissen und damit die Realisierung verschiedener Desiderate an. Einen roten Faden, der die Beiträge in einen Zusammenhang bringen könnte, sah sie in der Möglichkeit, ausgehend von der Beschaffenheit der Netzwerke Unterschiede zwischen den literarischen Regionen abzuleiten und herauszuarbeiten. Sie drückte den Wunsch aus, auch zusätzlich Beiträge zu verschiedenen Akteuren für den Band zu gewinnen, und machte auf Lücken aufmerksam, deren Berücksichtigung einen „idealen“ Band zur Folge hätten: etwa über die Redaktion der Zeitschrift „Neue Literatur“ aus Bukarest, an der unter anderem Gerhardt Csejka, Helga Reiter und Paul Schuster bis zu seiner Auswanderung tätig waren, über Dieter Schlesak, der sich in der Bundesrepublik für die Bekanntmachung der „rumäniendeutschen“ Literatur einsetzte, über die Redaktion der Studentenzeitschrift „Echinox“, über die Neue Banater Zeitung und ihren rührigen Chefredakteur Nikolaus Berwanger. Beiträge über Verlagsredaktionen und ihren Verbindungen zu Schriftstellern und Literaturkritikern wie Peter Motzan, Emmerich Reichrath oder unter anderem Bernd Kolf wurden bisher wenig untersucht, so wie auch in den 1980er-Jahren aufgelösten Netzwerke. Eine weitere Richtung von Netzwerken führe in die DDR, was auch zu wenig beleuchtet wurde. Ähnlich verhält es sich mit Netzwerken zwischen deutschen, rumänischen und ungarischen Schriftstellern, die in der dynamischen Übersetzungstätigkeit der letzten Jahrzehnte sichtbar geworden sind und über die Zeitzeugen über ein umfangreiches Wissen verfügen.
Im einleitenden Vortrag von Prof. Dr. Waldemar Fromm von der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde beispielhaft die deutschsprachige regionale Literatur des Banats anhand des Romans „Herztier“ (1994) von Herta Müller untersucht. Damit zeigte der Vortrag die Bandbreite der Perspektiven, die Netzwerke ermöglichen. Im Vortrag „Interferierende Netzwerke deutschsprachiger Czernowitzer Literaten in den 1930er-Jahren“ von Prof. Dr. Andrei Corbea-Hoișie, emeritierter Professor von der Universität Jassy/Iași sowie unter anderem Inhaber des Lehrstuhls „Blaise Pascal“ der École Normale Supérieure in Paris, sah man Lyriker aus der Bukowina in sich ständig wandelnden Netzwerken.
Seinen Vortrag leitete Prof. Dr. András Balogh mit der Darstellung des dramatischen Bruchs nach Ende des Ersten Weltkriegs ein, als die ökonomische Krise und nahm Zeitschriften wie „Helikon“, „Klingsor“ und „Banatul“ aus diesen regionalen literarischen Zentren ins Visier.
Dr. Enikö Dácz erschloss in ihrem Beitrag „Der Dichter als ‚Werber für den deutschen Südosten‘ Heinrich Zillich und sein literarisches Netzwerk in den 1930er- und 1940er-Jahren“ eine Vielzahl an Feldern und Akteuren, die sie im Zusammenhang mit der Persönlichkeit Zillichs und seiner multilokalen Tätigkeitsfelder beschrieb. Das literarische Geschehen im Umfeld Zillichs, von dessen Schwarz-Weiß-Darstellung sich der Vortrag distanzierte, wurde aufgrund von reichhaltigem Archivmaterial im Zusammenhang mit der Wirkung verschiedener Akteure und derer mehr oder weniger mächtiger Netzwerke erläutert.
Ebenfalls in der Zeit zwischen den Weltkriegen war der Vortrag von Dr. Olivia Spiridon über das in Hermannstadt von 1922-1931 tätige Kulturamt des Verbandes der Deutschen in Rumänien angesiedelt. In einem Methodenmix wurde anhand von Archivmaterial aus dem Rumänischen Archiv, Filiale Hermannstadt gezeigt, dass das Kulturamt an einer grenzüberschreitenden Kommunikation zwischen „Auslands“- und „Binnendeutschen“ beteiligt war. Das Kulturamt intensivierte die Beziehungen zwischen den Deutschen aus Rumänien, aber auch zu deutschen Siedlungsgebieten in Zentraleuropa und Baltikum sowie zu Institutionen aus Deutschland und Österreich, die sich mit „Volkstumsarbeit“ befassten.
Dr. Maria Irod unterbreitete in ihrer netzwerkorientierten Analyse „Wolf von Aichelburg und die rumänische Literatur“ mehrere Hypothesen, die den Bezug zwischen Wolf von Aichelburg und dem Hermannstädter Literaturkreis („Cercul literar de la Sibiu“) erklärt und die Umstände der Existenz dieses Literaturkreises und seine Dauer beschreibt.
Dr. Laura Laza von der Universität Bukarest präsentierte im Vortrag „Die Inszenierung literarischer Netzwerke durch die ‚Securitate‘“ die in den Geheimdienstakten festgehaltenen Maßnahmenplänen, in denen Netzwerke zwischen Autoren fingiert wurden. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Gruppenbildungen ein rotes Tuch für den rumänischen Geheimdienst darstellten, beschrieb sie den Einsatz von IMs, die sich in die Umgebung von Schriftstellern infiltrierten, um aus Individuen gefährliche Akteure in umstürzlerischen Netzwerken zu fabrizieren. Sie beschreibt den Begriff „Netzwerk“ („reţea“) im internen Sprachgebrauch des rumänischen Geheimdienstes.
Dr. Claudia Șerbu Spiridon von der „Transilvania“-Universität in Kronstadt/Brașov befasste sich mit dem doppelten Maß der Zensur. Formell war es eine bürokratische Institution, die Kontrolle über den Literaturbetrieb inszenierte. Sie nahm in ihrem Vortrag Situationen unter die Lupe, die das Umfeld von tatsächlichen Entscheidungen in Verbindung mit der Publikationsgenehmigung von Texten sichtbar machten, und stellte dabei die Existenz teils unsichtbarer Netzwerke fest, an denen die „Securitate“ maßgeblich beteiligt war.
Prof. Dr. Valentina Glajar von der Texas State University setzte sich in ihrem Beitrag über Herta Müllers Geheimdienstakten „Cristina and Eva: The Stuff Legends are Made of“ mit narrativ konstruierten Legenden auseinander, die Mitarbeiter des rumänischen Geheimdienstes aufgrund von vorliegenden und selektierten Informationen konstruierten, um damit ihren Vorgesetzten erfolgreiche „Fälle“ zu kommunizierten. Dies blieb für die Bespitzelten nicht ohne Folgen: Am Beispiel der Informantin Eve zeigte sie, wie Desinformation sich systematisch in ein Wissen transformierte, das in Macht übersetzt wurde.
Mit dem Literaturkreis „Die Stafette“ aus Temeswar befasste sich Dr. Sorin Gadeanu von den Universitäten Bukarest und Wien und stellte damit ein literarisches Phänomen der letzten Jahrzehnte in Rumänien zur Diskussion.
Drei Beiträge lieferten Zeitzeugen und Akteure des deutschen Literaturbetriebs aus Rumänien. Prof. Dr. Anton Sterbling griff in seinem Vortrag „Aufbruch in die Moderne der deutschen Literatur des Banats“ auf die Begriffe des Soziologen Karl Mannheim der „Generationen“ und „Generationenlagen“ zurück sowie auf ihre Auswirkung auf ein bestimmtes Identitätsbewusstsein. Die Entstehung der „Aktionsgruppe Banat“ betrachtete er als einen frühen Seismographen für den in der literarischen Region vollzogenen Modernisierungsschub. Der Schriftsteller Hellmut Seiler nahm sich der selbst erlebten und mitgestalteten „Querverbindungen im literarischen Leben Rumäniens der 1980er-Jahre“ an. Er sprach von einem „Jahrzehnt der Freiheit im Kerker“ und hob die Lebendigkeit der Debatten trotz Zensur und Bespitzelung hervor. Er öffnete den Blick auf die Literaturszene dieser Jahre im Zusammenhang mit der Auswirkung, die die von Peter Motzan herausgegebene Anthologie deutscher Lyrik in rumänischer Übersetzung „Vînt potrivit pînă la tare“ („Mäßiger bis starker Wind“) auf das Selbstverständnis rumänischer Lyriker auslöste.
Der Verleger Traian Pop ließ sein Alter Ego, den Dichter, im „Erfahrungsbericht“ „Leben als Versuchung“ sprechen. Er lieferte eine poetische Umschreibung des Verlegers, der sich in einer gewinnorientierten Medienlandschaft von Herzensprojekten leiten lässt und dank dieses inneren Antriebs über 500 Bücher verlegt und dafür mehrere Preise erhalten hat.
Im Rahmen der Tagung fand in der Lyrikhandlung am Hölderlinturm eine Lesung von Ernest Wichner statt, der aus dem Band „Heute Mai und morgen du“ las und Fragen zum Schreiben von Lyrik und Übersetzen literarischer Texte beantwortete. Die Lesung wurde in Kooperation zwischen dem Studio Literatur und Theater an der Universität Tübingen und dem IdGL veranstaltet.
Die verschiedenen Vorträge zeigten die Ausdehnung, Richtungsänderung und auch Auflösung von Netzwerken in verschiedenen historischen Kontexten sowie ihre Dynamik, auf lokale und regionale Räume beschränkt zu bleiben oder sich national oder transnational zu entfalten.
In ihrer Zusammenfassung kündigte Olivia Spiridon die Herausgabe eines Bandes mit den Tagungsergebnissen und damit die Realisierung verschiedener Desiderate an. Einen roten Faden, der die Beiträge in einen Zusammenhang bringen könnte, sah sie in der Möglichkeit, ausgehend von der Beschaffenheit der Netzwerke Unterschiede zwischen den literarischen Regionen abzuleiten und herauszuarbeiten. Sie drückte den Wunsch aus, auch zusätzlich Beiträge zu verschiedenen Akteuren für den Band zu gewinnen, und machte auf Lücken aufmerksam, deren Berücksichtigung einen „idealen“ Band zur Folge hätten: etwa über die Redaktion der Zeitschrift „Neue Literatur“ aus Bukarest, an der unter anderem Gerhardt Csejka, Helga Reiter und Paul Schuster bis zu seiner Auswanderung tätig waren, über Dieter Schlesak, der sich in der Bundesrepublik für die Bekanntmachung der „rumäniendeutschen“ Literatur einsetzte, über die Redaktion der Studentenzeitschrift „Echinox“, über die Neue Banater Zeitung und ihren rührigen Chefredakteur Nikolaus Berwanger. Beiträge über Verlagsredaktionen und ihren Verbindungen zu Schriftstellern und Literaturkritikern wie Peter Motzan, Emmerich Reichrath oder unter anderem Bernd Kolf wurden bisher wenig untersucht, so wie auch in den 1980er-Jahren aufgelösten Netzwerke. Eine weitere Richtung von Netzwerken führe in die DDR, was auch zu wenig beleuchtet wurde. Ähnlich verhält es sich mit Netzwerken zwischen deutschen, rumänischen und ungarischen Schriftstellern, die in der dynamischen Übersetzungstätigkeit der letzten Jahrzehnte sichtbar geworden sind und über die Zeitzeugen über ein umfangreiches Wissen verfügen.
Dr. Olivia Spiridon, Hellmut Seiler
Schlagwörter: Tagung, Tübingen, Literatur, Rumänien, Spiridon
11 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.