20. November 2024

Leserecho: Offenheit und Mut für Neues

Persönliche Gedanken zur HOG-Fachtagung in Bad Kissingen (siehe Bericht in der SbZ Online vom 8. November 2024) von Ursula Stoll, Vorsitzende des Vereins KulturGutSchützer Siebenbürgen e.V.
Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster war ...
Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster war bei der HOG-Fachtagung online zugeschaltet. Foto: Ursula Stoll
Die HOG-Fachtagung zum Thema „Bewährtes und Neues in den Siebenbürgischen Heimatortsgemeinschaften“ war mein erster Besuch einer solchen Tagung. Ich bin HOG-Mitglied. Die Themen der Referate in der Ausschreibung und die Berichte über die Aktivitäten der HOGs haben mich interessiert. Mit Spannung habe ich die Ausführungen von der Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster zum Thema „Aktuelles zur Strategie – Umsetzung in der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR)“ erwartet.

Die Berichte über die Aktivitäten in den HOGs sprühten von Tatendrang, Energie und Herzblut. Etwas für IHRE Gemeinde zu tun, um sie wieder zu beleben oder vor dem kompletten Verfall zu bewahren, sei ihre Pflicht, hieß es von den „Ausgewanderten“. Doch es zeigte sich, dass der Einsatz und Wille, etwas zu tun, von den „Dortgebliebenen“ nicht ausnahmslos positiv gesehen wird. Es fielen Aussagen wie „Sie haben uns im Stich gelassen“ oder „Sie kommen zurück und wissen alles besser“. Anscheinend ist die Frage nach dem Grund, der zu einer Auswanderung führte, nicht von Bedeutung. Die „Ausgewanderten“ werden von einigen „Dortgebliebenen“ pauschal verurteilt. Ich bin in Hermannstadt geboren, und mit meinen Eltern, als ich elf Jahre alt war, ausgewandert. Damals war ich gar nicht in der Lage, für mich persönlich zu entscheiden. Jetzt möchte ich meiner Heimat, zu der ich mich hingezogen fühle, etwas zurückgeben. Zu bemerken ist, dass alle „Ausgewanderten“ immer noch Teil der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft sind! Sie haben ein Recht darauf, „nach Hause“ in die Heimat zu kommen und ihren Beitrag zum Erhalt des Erbes ihrer Vorfahren zu leisten. Wenn es diese Siebenbürger, die sich bereits in den Achtzigern zu Heimatortsgemeinschaften zusammengeschlossen haben, nicht gäbe, bliebe der EKR (Evangelische Kirche A.B. in Rumänien; die Redaktion) nur noch die Wahrzeichen der Siebenbürger Sachsen, die Kirchenburgen, zu veräußern, wie schon geschehen, oder sie verfallen zu lassen. Mir stellen sich hier die Fragen: „Wollen die „Dortgebliebenen“ das? Beziehungsweise: Was wollen sie wirklich?

Das von Dr. Carmen Schuster vorgestellte Konzept zur Neugestaltung der EKR, die klare Struktur wie künftig „Verantwortlich gehandelt und nachhaltig gewirtschaftet“ (Motto 2024) werden soll, war mir bei der Präsentation ihrer Folien völlig einleuchtend. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Kirche bei dem kostenintensiven Erbe profitabler handeln und sich anders aufstellen muss. Das fängt schon bei einer professionelleren Verwaltung an. Die Umsetzung des Konzeptes leidet an unzureichender Fachkompetenz und Personalmangel, heißt es.

Aus Gesprächen mit HOG-Mitgliedern sind mir einige Passagen aus der Neujahrsrede von Dr. Carmen Schuster noch bildhafter geworden. Hier einige Zitate: „Heute noch die persönliche Komfortzone verlassen …, neue Möglichkeiten erkunden …, Menschen, die sich für uns engagieren wollen, mit offenem Geist bei uns aufnehmen“.

Alle Blockierer sollten sich besinnen. Kleingeister sollten umdenken. Alles ist dynamisch. Zeitgemäßes Handeln, Offenheit und Mut für Neues sind hier nötig. So wie unsere Urväter es uns vorgemacht haben, als sie mit den Trecks in eine unbekannte Zukunft aufbrachen.

Ich wünsche der Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster viel Kraft und Durchsetzungsvermögen bei ihren nicht einfachen Aufgaben. Allen Kirchenvertretern und Mitarbeitern wünsche ich, mit Offenheit die neuen Herausforderungen anzunehmen und Miteinander das Neue, Notwendige zu gestalten.

Ursula Stoll, Mainhausen

Schlagwörter: Leserecho, EKR, Kirchenrenovierung, HOG-Verband

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