30. Dezember 2024
Vor 80 Jahren Evakuierung aus Nordsiebenbürgen: Im Güterwagen unterwegs
Sehr viel schwieriger als die Trecks gestalteten sich wider Erwarten die Bahntransporte, die in sehr viel stärkerem Maße den immer zahlreichen Angriffen, der anglo-amerikanischen und rumänischen Jagdbomber ausgesetzt waren. Dennoch konnten die ersten Flüchtlingszüge zum Teil ungehindert bis Budapest oder sogar Wien durchfahren.

"Dieser Tag der Kapitulation Rumäniens war für die Siebenbürger Sachsen eine Schicksalswende; es begann mit diesem Tag ein neuer Abschnitt unserer Geschichte. Wenn bisher das Verhältnis und die Einstellung des rumänischen Volkes und der Regierung uns gegenüber eine zufriedenstellende war, so hatte sich nach der Kapitulation das Blatt gewendet: Wir wurden als Deutsche nun von der kommunistischen Regierung nicht mehr als Freunde sondern als Feinde angesehen.
Am 15. September 1944 wurden in Nordsiebenbürgen die Mütter mit Kleinkindern über Anordnung in Güterwagen zum Transport einem Lazarettzug angeschlossen, wo auch meine Frau mit meiner jüngsten Tochter und ihren beiden Knaben im Alter von zwei Jahren und vier Wochen dabei waren. Der Andrang der Evakuierten war groß, dauernd kamen Menschen noch dazu. Der Zug fuhr auf einer Seitenlinie auf unterminierter Strecke, unterwegs kamen noch vier flüchtende russische Gefangene hinzu, so dass also 26 Personen ohne Verpflegung im Güterzug waren. Bei Szatmár Németi waren schwere Luftangriffe. (...)
Da der Feind immer näher heranrückte und bereits vor den Toren Budapests stand, und unsere Situation infolgedessen immer besorgniserregender wurde, und auch der größte Teil des ungarischen Volkes uns und allen anderen deutschen Flüchtlingen feindselig gegenüberstand, mussten wir nach Aufforderung des deutschen Militärkommandos Budapest wieder verlassen. (…)"
Dr. Viktor Gondosch, Bistritz Erlebnisbericht 1956, Quelle: Ost-Dok. 2, Nr. 350, Seiten 139-148
Textauswahl: Horst Göbbel
Schlagwörter: Flucht und Evakuierung, Nordsiebenbürgen, Zeitzeugenbericht
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