11. Januar 2025
„Sichere Daten, smarte KI“: 16. Internetseminar in Bad Kissingen
Das Online-Referat des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und die Akademie Mitteleuropa haben auch 2024 zum Internetseminar eingeladen. Vom 6. bis 8. Dezember ging es im Heiligenhof in Bad Kissingen um „Schutzkonzepte für die digitale Zukunft“. Nachdem im Jahr zuvor an dieser Stelle über die digitalen Werkzeuge referiert worden war, die sich unter dem Begriff „Künstliche Intelligenz (KI)“ mit großer Geschwindigkeit in unserer Arbeitswelt und auch im privaten Bereich breit machen, lag der Schwerpunkt diesmal auf einer differenzierten Betrachtung der Potenziale und der Grenzen dieser Technologie. Ein besonderes Augenmerk galt dabei den Risiken, die mit deren Anwendung verbunden sind, und den Möglichkeiten zum Schutz davor.
Mit einem Impulsvortrag eröffnete Robert Sonnleitner, der danach auch das gesamte Seminar souverän moderierte, die Reihe der Vorträge und konfrontierte die Teilnehmer gleich zu Beginn mit einer bedenkenswerten Behauptung: „Die KI-getriebene Transformation birgt die Gefahr, dass sich die Gesellschaft in zwei Gruppen aufteilt: diejenigen, die mit der Entwicklung Schritt halten können, und diejenigen, die abgehängt werden.“ Ausführlich und kompakt zugleich gab er einen Überblick über das Ausmaß, in dem KI-basierte Instrumente in unserem Alltag Einzug gehalten haben und wie schnell sich dieser Prozess vollzieht. Um davon nicht überrollt zu werden und auch nicht ein Opfer der ausgelegten Fallstricke zu werden, bedarf es einiger Schlüsselqualifikationen, die Sonnleitner wie folgt benannte: „Medienkompetenz, Sicherheitsbewusstsein, kritisches Denken und ethisches Bewusstsein“. Um das wichtigste Ergebnis des Seminars an dieser Stelle vorwegzunehmen: Es ist den Referenten gelungen, den 33 Teilnehmern Wege aufzuzeigen, wie diese Schlüsselqualifikationen erworben bzw. trainiert und vertieft werden können.
Den eigentlichen Reigen der Vorträge eröffnete Petra Rezac Sneed. Ihr gelang es, die Inhalte des Seminar mit dem ersten und letzten Vortrag wie mit einer Klammer in der harten Wirklichkeit des Rechts zu verankern. Das Thema war „Medienrecht im Zeitalter von KI“, wobei der Eröffnungsvortrag sich mit den Grundlagen und der Schlussvortrag mit Anwendungsgebieten und Praxisbeispielen beschäftigte. Begriffe wie Urheberrecht, Copyright, Schutz der Persönlichkeitsrechte sind sicher jedem der Teilnehmer geläufig oder zumindest schon begegnet. Mit ihren Referaten gelang es Frau Rezac Sneed, Ordnung in dieses komplizierte Gebiet zu bringen, indem sie die Begriffsbestimmung der Rechtsgüter klar strukturiert darstellte. Im Rahmen des zweiten Vortrags ging die Referentin auf zahlreiche konkrete Anwendungsfälle mit Daten aus dem digitalen Raum ein und fasste folgende Schritte zusammen, die zu beachten sind, um die Rechte Dritter nicht zu verletzen: Klärung des Urheberrechts, Erwerb von Lizenzen oder Genehmigungen zur Nutzung der Daten und Beachtung von „Opt-out-Erklärungen“ bezüglich Datennutzug für KI-Training.
Auch Gunther Krauss hielt ein zweiteiliges Referat, und auch sein Thema war Sicherheit – doch diesmal ging es um den Schutz vor Bedrohungen, die dem Besucher der digitalen Welt von außen drohen. Es dürfte unter den Seminarteilnehmern niemanden geben, der nicht schon Opfer des einen oder anderen miesen Angriffs aus dem „world wide web“ (www) geworden wäre – und so hatte Gunther Krauss bei seinem lebhaften Vortrag die volle Aufmerksamkeit garantiert. In einem ersten Teil seines Vortrags ging es darum, Begriffe zu erläutern und ein vertieftes Verständnis für den Zusammenhang von Datensicherheit, Datenschutz und Datenintegrität zu entwickeln. Aufbauend auf diesem theoretischen Gebäude sprudelten im zweiten Teil des Vortrags die konkreten Tipps nur so aus dem erfahrenen Praktiker heraus.
Wenn sich die beiden erstgenannten Referenten auf Themen konzentriert hatten, die als Handhabe für den besorgten Nutzer gedacht waren, um sich möglichst sicher im virtuellen Raum und der von künstlicher Intelligenz mehr und mehr durchdrungenen „Parallelwelt“ zu bewegen, so betrat mit Günther Melzer ein Anwender die Bühne, der anhand praktischer Beispiele zeigte, was mit KI-Tools erreicht werden kann. „Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich“, fiel mir nur ein, als der Referent am Bildschirm live demonstrierte, wie ChatGPT das Transskript eines mehrstündiges Video von der Feier zu „75 Jahre Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbands der Siebenbürger Sachsen“ analysierte, strukturierte und auf inhaltliche Fragen dazu präzise und vor allem in Windeseile antwortete. Melzer zeigte weiterhin Möglichkeiten zur Bildgenerierung und auch das Erzeugen von Liedern, hier mit Siebenbürgenbezug. So faszinierend es auch war, den vorgestellten KI-Tools „bei der Arbeit zuzusehen“, so drängten sich dennoch auch zweifelnde Gedanken auf. Liest man doch allenthalben in den Medien immer häufiger von „Fake news“, mit denen zweifelhafte Mächte die öffentliche Meinung zu manipulieren versuchen. Erinnern wir uns an die Schlüsselqualifikationen aus dem Impulsvortrag von Robert Sonnleitner. Am Ende der dem Thema KI gewidmeten Vorträge gilt es festzuhalten, dass die Referenten sowohl durch Hinweise auf die theoretischen Grundlagen als auch anhand zahlreicher praktischer Beispiele zeigen konnten, wie wichtig es ist, darauf zu achten, über Medienkompetenz, Sicherheitsbewusstsein, kritisches Denken und ethisches Bewusstsein zu verfügen, wenn man sich im www bewegt und unbeschadet daraus herauskommen will.
Nach den Exkursionen in die virtuelle Welt war es gut, dass die Veranstalter auch Beiträge aus der sehr realen Welt eingeplant hatten. Rainer Lehni, Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft und Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, hielt einen aufschlussreichen und reich bebilderten Vortrag mit dem Titel „Vernetzt. Verwurzelt. Global: Siebenbürgisch-Sächsische Nachbarschaften im Wandel“. Es gelang ihm, eine weiten Bogen über Raum und Zeit zu schlagen. Das Nachbarschaftswesen, dessen Ursprünge wohl in der „Urheimat“ der ersten Siedler zu suchen sind, hat über Jahrhunderte dazu beigetragen, dass sich die Siebenbürger Sachsen als starke Gemeinschaft gegen ständige Bedrohungen behaupten konnten. Nachdem sie im 20. Jahrhundert ihrer langjährigen Heimat fast vollständig den Rücken zugekehrt haben, sind die Gliederungen des Verbandes und die Heimatortsgemeinschaften quasi in die Nachfolge des Nachbarschaften getreten und sorgen für Zusammenhalt in der Zerstreuung.
Harte Kost aus einer harten Wirklichkeit hatte schließlich Dietmar Martini im Gepäck. Er führte uns den brandneuen Film „Whats liberty“ vor. Der Untertitel „Moderne Rattenfänger – wie Fake News, Manipulation und Täuschung unserer Demokratie schaden“ weist auf die Gefahr des Missbrauchs der auf breiter Basis verfügbaren KI-Tools hin. In 43 Minuten führen uns die Filmemacher anhand von konkreten Beispielen vor Augen, wie Manipulation in unserer an „Informationen“ ach so reichen Wirklichkeit funktioniert. Der Zuschauer soll sensibilisiert werden und ein paar praktische Tipps an die Hand bekommen, wie er in dieser Welt die Orientierung nicht verlieren kann. Der Film geht unter die Haut, wie eine rege Diskussion im Anschluss zeigte – und es ist vielleicht nicht nur meine bescheidene Meinung, diesem Streifen die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums zu wünschen. Er ist sicherlich auch als schulischer Unterrichtsstoff zu empfehlen.
Nach zweieinhalb Tagen, in denen die Referenten und Seminarteilnehmer zwischen der realen und der virtuellen Welt hin und her gependelt sind, gilt es den Veranstaltern Dank zu sagen für das Gebotene. Neben den Vorträgen blieb ausreichend Zeit für Geselligkeit und Gespräche, heute gerne als „Networking“ bezeichnet. Danksagen will ich auch den Spendern von festen und flüssigen Köstlichkeiten aus Siebenbürgen, die uns zwei gesellige Abende gewürzt bzw. versüßt haben. Man darf gespannt sein auf des nächste Internetseminar, das im Dezember 2025 schon fest geplant ist. Die Veranstaltung wurde vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen aus Mitteln des bayerischen Sozialministeriums gefördert.
16. Internetseminar in Bad Kissingen
Den eigentlichen Reigen der Vorträge eröffnete Petra Rezac Sneed. Ihr gelang es, die Inhalte des Seminar mit dem ersten und letzten Vortrag wie mit einer Klammer in der harten Wirklichkeit des Rechts zu verankern. Das Thema war „Medienrecht im Zeitalter von KI“, wobei der Eröffnungsvortrag sich mit den Grundlagen und der Schlussvortrag mit Anwendungsgebieten und Praxisbeispielen beschäftigte. Begriffe wie Urheberrecht, Copyright, Schutz der Persönlichkeitsrechte sind sicher jedem der Teilnehmer geläufig oder zumindest schon begegnet. Mit ihren Referaten gelang es Frau Rezac Sneed, Ordnung in dieses komplizierte Gebiet zu bringen, indem sie die Begriffsbestimmung der Rechtsgüter klar strukturiert darstellte. Im Rahmen des zweiten Vortrags ging die Referentin auf zahlreiche konkrete Anwendungsfälle mit Daten aus dem digitalen Raum ein und fasste folgende Schritte zusammen, die zu beachten sind, um die Rechte Dritter nicht zu verletzen: Klärung des Urheberrechts, Erwerb von Lizenzen oder Genehmigungen zur Nutzung der Daten und Beachtung von „Opt-out-Erklärungen“ bezüglich Datennutzug für KI-Training.
Auch Gunther Krauss hielt ein zweiteiliges Referat, und auch sein Thema war Sicherheit – doch diesmal ging es um den Schutz vor Bedrohungen, die dem Besucher der digitalen Welt von außen drohen. Es dürfte unter den Seminarteilnehmern niemanden geben, der nicht schon Opfer des einen oder anderen miesen Angriffs aus dem „world wide web“ (www) geworden wäre – und so hatte Gunther Krauss bei seinem lebhaften Vortrag die volle Aufmerksamkeit garantiert. In einem ersten Teil seines Vortrags ging es darum, Begriffe zu erläutern und ein vertieftes Verständnis für den Zusammenhang von Datensicherheit, Datenschutz und Datenintegrität zu entwickeln. Aufbauend auf diesem theoretischen Gebäude sprudelten im zweiten Teil des Vortrags die konkreten Tipps nur so aus dem erfahrenen Praktiker heraus.
Wenn sich die beiden erstgenannten Referenten auf Themen konzentriert hatten, die als Handhabe für den besorgten Nutzer gedacht waren, um sich möglichst sicher im virtuellen Raum und der von künstlicher Intelligenz mehr und mehr durchdrungenen „Parallelwelt“ zu bewegen, so betrat mit Günther Melzer ein Anwender die Bühne, der anhand praktischer Beispiele zeigte, was mit KI-Tools erreicht werden kann. „Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich“, fiel mir nur ein, als der Referent am Bildschirm live demonstrierte, wie ChatGPT das Transskript eines mehrstündiges Video von der Feier zu „75 Jahre Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbands der Siebenbürger Sachsen“ analysierte, strukturierte und auf inhaltliche Fragen dazu präzise und vor allem in Windeseile antwortete. Melzer zeigte weiterhin Möglichkeiten zur Bildgenerierung und auch das Erzeugen von Liedern, hier mit Siebenbürgenbezug. So faszinierend es auch war, den vorgestellten KI-Tools „bei der Arbeit zuzusehen“, so drängten sich dennoch auch zweifelnde Gedanken auf. Liest man doch allenthalben in den Medien immer häufiger von „Fake news“, mit denen zweifelhafte Mächte die öffentliche Meinung zu manipulieren versuchen. Erinnern wir uns an die Schlüsselqualifikationen aus dem Impulsvortrag von Robert Sonnleitner. Am Ende der dem Thema KI gewidmeten Vorträge gilt es festzuhalten, dass die Referenten sowohl durch Hinweise auf die theoretischen Grundlagen als auch anhand zahlreicher praktischer Beispiele zeigen konnten, wie wichtig es ist, darauf zu achten, über Medienkompetenz, Sicherheitsbewusstsein, kritisches Denken und ethisches Bewusstsein zu verfügen, wenn man sich im www bewegt und unbeschadet daraus herauskommen will.
Nach den Exkursionen in die virtuelle Welt war es gut, dass die Veranstalter auch Beiträge aus der sehr realen Welt eingeplant hatten. Rainer Lehni, Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft und Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, hielt einen aufschlussreichen und reich bebilderten Vortrag mit dem Titel „Vernetzt. Verwurzelt. Global: Siebenbürgisch-Sächsische Nachbarschaften im Wandel“. Es gelang ihm, eine weiten Bogen über Raum und Zeit zu schlagen. Das Nachbarschaftswesen, dessen Ursprünge wohl in der „Urheimat“ der ersten Siedler zu suchen sind, hat über Jahrhunderte dazu beigetragen, dass sich die Siebenbürger Sachsen als starke Gemeinschaft gegen ständige Bedrohungen behaupten konnten. Nachdem sie im 20. Jahrhundert ihrer langjährigen Heimat fast vollständig den Rücken zugekehrt haben, sind die Gliederungen des Verbandes und die Heimatortsgemeinschaften quasi in die Nachfolge des Nachbarschaften getreten und sorgen für Zusammenhalt in der Zerstreuung.
Harte Kost aus einer harten Wirklichkeit hatte schließlich Dietmar Martini im Gepäck. Er führte uns den brandneuen Film „Whats liberty“ vor. Der Untertitel „Moderne Rattenfänger – wie Fake News, Manipulation und Täuschung unserer Demokratie schaden“ weist auf die Gefahr des Missbrauchs der auf breiter Basis verfügbaren KI-Tools hin. In 43 Minuten führen uns die Filmemacher anhand von konkreten Beispielen vor Augen, wie Manipulation in unserer an „Informationen“ ach so reichen Wirklichkeit funktioniert. Der Zuschauer soll sensibilisiert werden und ein paar praktische Tipps an die Hand bekommen, wie er in dieser Welt die Orientierung nicht verlieren kann. Der Film geht unter die Haut, wie eine rege Diskussion im Anschluss zeigte – und es ist vielleicht nicht nur meine bescheidene Meinung, diesem Streifen die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums zu wünschen. Er ist sicherlich auch als schulischer Unterrichtsstoff zu empfehlen.
Nach zweieinhalb Tagen, in denen die Referenten und Seminarteilnehmer zwischen der realen und der virtuellen Welt hin und her gependelt sind, gilt es den Veranstaltern Dank zu sagen für das Gebotene. Neben den Vorträgen blieb ausreichend Zeit für Geselligkeit und Gespräche, heute gerne als „Networking“ bezeichnet. Danksagen will ich auch den Spendern von festen und flüssigen Köstlichkeiten aus Siebenbürgen, die uns zwei gesellige Abende gewürzt bzw. versüßt haben. Man darf gespannt sein auf des nächste Internetseminar, das im Dezember 2025 schon fest geplant ist. Die Veranstaltung wurde vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen aus Mitteln des bayerischen Sozialministeriums gefördert.
Hansotto Drotloff
Online-Bildergalerie:16. Internetseminar in Bad Kissingen
Schlagwörter: Internetseminar, AK Internet, Heiligenhof, Online-Referat
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