31. August 2025

Ort der Begegnung, des Austauschs und der Bildung: Neubau des Heiligenhofs in Bad Kissingen eingeweiht

Am 13. Juli fand die Einweihung eines Neubaus von Seminarsälen, Küche und Restaurant der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Anwesenheit der Bayerischen Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, der Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt, Dorothee Bär, des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius, sowie weiterer Ehrengäste aus der Politik und rund weiteren 400 Freunden und Förderern des Heiligenhofs aus dem Spektrum der deutschen Heimatvertriebenen statt. Für den Verband der Siebenbürger Sachsen nahmen Manfred Binder, Landesvorsitzender in Bayern, sowie andere Landsleute teil.
Außenansicht des Neubaus des Heiliegenhofs in Bad ...
Außenansicht des Neubaus des Heiliegenhofs in Bad Kissingen. Fotos: Torsten Fricke
Der Heiligenhof in Bad Kissingen ist das erste kollektive Eigentum einer Vertriebenengruppe. Zum Zwecke der Kinder-, Jugend- und Verbandsarbeit kaufte 1952 der seinerzeit neu gegründete Verein Sudetendeutsches Sozialwerk eine Herrenvilla am Ortsrand der unterfränkischen Kurstadt. Das Sozialwerk – mittlerweile in Rechtsform einer Stiftung und dem Zusatz Sozial- und Bildungswerk – ist eine der wenigen durchgängig bestehenden und weiterhin für die ideellen Zwecke der Gründer funktionalen Einrichtungen. In den letzten 25 Jahren wurden Erweiterungsbauten und Modernisierungen vorgenommen. Die Um- und Neubauten im neuen Jahrtausend summierten sich auf rund neun Millionen Euro und konnten jeweils mit einem Drittel durch Kreditaufnahme, öffentliche Förderungen – vor allem durch den Freistaat Bayern – sowie Spenden und Nachlässe finanziert werden.
Einweihungsfeier im Heiligenhof, erste Reihe, von ...
Einweihungsfeier im Heiligenhof, erste Reihe, von links: Ulrike Scharf, Steffen Hörtler, Dorothee Bär, Dr. Bernd Fabritius, Klaus-Peter Willsch, Steffan Buttler, Volkmar Halbleib.
Der Heiligenhof hat derzeit rund 220 Betten und rund 40.000 Übernachtungen im Jahr. In den letzten 20 Jahren fanden auf dem Heiligenhof rund 400 siebenbürgisch-sächsische Familien-, Klassen- und Heimatortstreffen statt. Auch im Bildungsprogramm fanden siebenbürgische Themen dank eines sächsischen Studienleiters in diesem Zeitraum ihren Niederschlag.

Nachdem sich ein Ende der Schulden abzeichnete, regte der damalige Vorstand der Stiftung einen Erweiterungsbau von Küche, Restaurant und Seminarsälen an. Mehrere zaghafte Erweiterungen wurden verworfen, bis man den Architekten Stefan Buttler mit einer Konzeption eines Neubaus beauftragte. Dieses war ein großer Wurf und fand bei allen Beteiligten Zuspruch. Die Kosten wurden seinerzeit mit etwa sechs Millionen Euro veranschlagt. Es wurde eine Förderung des Freistaates Bayern über das bayerische Sozialministerium in Aussicht gestellt. Im Jahr 2020 kam jedoch die Coronakrise in die Welt und die öffentliche Förderung konnte nicht gewährt werden. Nach Abklingen der Krise konnte das Projekt wieder aufgenommen werden, und es wurde eine öffentliche Förderung im vorher genannten Rahmen bewilligt. Der Spatenstich für den Neubau fand am 10. Dezember 2022 im Beisein der Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf und weiterer Gäste, u.a. auch von Rainer Lehni, des Bundesvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, statt.

In gut dreieinhalbjähriger Bauzeit wurde nun dieser Bau vollendet. Aufgrund von Bauverzögerungen und anderweitigen Kostensteigerungen verteuerte sich der Neubau auf einen Stand von derzeit 8,2 Millionen Euro. Zwei Millionen davon kommen vom Freistaat Bayern, zwei Millionen aus Rücklagen, Spenden und Nachlässen und vier Millionen durch einen Kredit, den man sich zu günstigen Konditionen gesichert hatte.

Der moderne Neubau – es ist ein weitgehend quaderförmiges Gebäude mit zwei Stockwerken und fast rundum großen Glasflächen – hat insgesamt eine Fläche von 1.600 qm. Im ebenerdigen Erdgeschoss ist ein modernes Restaurant mit – durch Raumteiler getrennt – 230 Sitzplätzen und dahinter die Essensausgaben und Selbstbedienungstheken sowie Abgabemöglichkeiten für das benutze Geschirr. Die Präsentation der Speisen und Beilagen ist hotelmäßig. Auf der oberen Etage gibt es drei Seminarsäle mit flexiblen Wänden und rundum freier Sicht. Bei der Öffnung aller Wände kann man 400 Personen an Tischen platzieren. Alle diese Räume sind mit Beamer, Leinwänden und moderner Veranstaltungstechnik ausgestattet. Der Neubau ist trotz großer Glasflächen ein Niederenergiehaus mit eigener Fotovoltaikanlage.

Steffen Hörtler, Direktor des Heiligenhofs, eröffnete am Nachmittag des 13. Juli die Einweihung. Die bayerische Sozialministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf nannte den Heiligenhof „ein Haus der Erinnerung, ein Zeichen des Dialogs und ein Haus für Europa“. Sie nannte als wichtigste Funktion des Heiligenhofs die Bildungsarbeit und die menschlichen Begegnungen, vor allem zwischen jungen Menschen aus Deutschland und den östlichen Nachbarstaaten, und versprach, dass der Freistaat Bayern weiterhin ein verlässlicher Partner und Förderer einer solchen solitären Einrichtung sein werde.

Bundesaussiedlerbeauftragter Dr. Bernd Fabritius ...
Bundesaussiedlerbeauftragter Dr. Bernd Fabritius beim Grußwort im Heiligenhof.
Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Bernd Fabritius, auch er ein langjähriger persönlicher Freund des Heiligenhofs, würdigte die Einrichtung als „Ort der Begegnung, des Austauschs und Bildung“, insbesondere „für die Pflege des kulturellen Erbes und die Versöhnung zwischen den Menschen, die durch Flucht und Vertreibung miteinander verbunden sind“.

Weitere Grußworte kamen von Bundesministerin Dorothee Bär, Staatssekretär im Innenministerium Bayerns Sandro Kirchner, Vertriebenenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag Klaus-Peter Willsch, Landrat Thomas Bold, Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel, dem Präsidenten des Bayerischen Jugendherbergswerks Klaus Umbach und von Architekt Stefan Buttler. Eine ökumenische Segnung wurde von der Kissinger evangelischen Pfarrerin Jaqueline Barraud-Volk und dem Präses sudetendeutscher Katholiken, Monsignore Dieter Olbrich, vorgenommen. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt von Theresa Kiesel und Janna Olfen mit zwei Klarinetten, die klassische Stücke interpretierten.

Im Anschluss an die Festreden gab es Gelegenheit im neuen Speisesaal oder auf der neuen Terrasse sich mit Kaffee, Kuchen und einer Gulaschsuppe zu stärken. Viele der Gäste blieben bis Mitternacht bei Gesprächen und einem Getränk beisammen und reisten erst am Folgetag ab. Besonders viel Lob erhielt die Bildgestaltung des Restaurants mit einem 20 x 5 m langen und breiten Wandbild der Schneekoppe. Ein beinahe dreidimensionales Bild, mit LED-Lichtern unterlegt, gestochen scharf, so dass man im Vordergrund jeden Grashalm sieht, aber auch jeden Baum in der Ferne. Fazit aller Gäste: „Der Heiligenhof“ ist ein außergewöhnliches Schmuckstück, eine der schönsten Tagungsstätten Deutschlands. Aus Leid geboren, auf eine friedliche und versöhnliche Zukunft ausgerichtet.

G. B.

Bildunterschriften Dr. Bernd Fabritius beim Grußwort



Einweihungsfeier im Heiligenhof, erste Reihe, von links: Ulrike Scharf, Steffen Hörtler, Dorothee Bär, Dr. Bernd Fabritius, Klaus-Peter Willsch, Steffan Buttler, Volkmar Halbleib. Fotos: Torsten Fricke

Schlagwörter: Heiligenhof, Bad Kissingen

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Neueste Kommentare

  • 31.08.2025, 09:25 Uhr von Peter Otto Wolff: Eine tolle Einrichtung, die ich im Rahmen der Mitarbeit beim Projekt "Genealogie der Siebenbürger ... [weiter]

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