24. Mai 2025

Besuch der Cleveland Saxon Dance Group in Europa: Vorstellung, Vorbereitung, Vorfreude

An was denken Sie, wenn Sie Cleveland/Ohio hören? Vielleicht an das weltberühmte Cleveland Orchestra? Den herausragenden Basketballspieler LeBron James? Den Niedergang der Automobilindustrie und die Große Depression in den 1930ern? Oder eher an den Mediascher Schlosserlehrling Wilhelm (später William) Folberth, der sich 1921 den automatischen Scheibenwischer patentieren ließ? Denn, ja, unter den vielen deutschsprachigen Einwanderern in der Stadt am Eriesee, unweit der kanadischen Grenze, befinden sich seit jeher auch Siebenbürger Sachsen.
Die Tanzgruppe aus Cleveland freut sich auf ihren ...
Die Tanzgruppe aus Cleveland freut sich auf ihren Besuch in Österreich und Deutschland. Foto: Desiree Causevic
Dass sich die Sachsen in den USA bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Unterstützungs- und Kulturvereinen organisierten, war im Porträt der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS) in Folge 6 dieser Zeitung vom 15. April 2025, Seite 4 zu lesen. Im Rahmen des Kulturaustausches der Föderation der Siebenbürger Sachsen entsendet die ATS in diesem Jahr nun die Cleveland Saxon Dance Group nach Österreich und Deutschland. Bundeskulturreferentin Dagmar Seck hat sich bei der Tanzgruppe und ihrer Präsidentin, Amanda Donnellan, ein wenig umgehört, wer die Gäste sind, die Mitte Juni nach Europa kommen.

Die Cleveland Saxon Dance Group wurde 1972 gegründet und konnte kürzlich ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Früher hatte die Gruppe neben Tänzern auch mehrere passive Mitglieder, doch im Laufe der Jahre ist sie kleiner geworden und hat jetzt hauptsächlich nur noch tanzende Mitglieder, 21 an der Zahl.

Nicht alle Mitglieder sind Siebenbürger Sachsen, die Gruppe ist offen für alle, die an der Unterstützung der sächsischen Kultur interessiert sind. Ein gutes Beispiel ist Michael Donnellan, der Mann der Präsidentin Amanda: Er ist Ire, wurde aber ein engagiertes Mitglied der Gruppe, als er Amanda kennenlernte, und ist mittlerweile der Erste, der mit anpackt, wenn für eine Veranstaltung gekocht, die Musik für die Tanzproben angeworfen oder etwas für eine Benefizveranstaltung vorbereitet werden muss.

Die Gruppe übt jeden Freitagabend und es gibt drei Hauptveranstaltungen pro Jahr: das Traubenfest im Oktober, eine Chili-Cook-off-Spendenaktion im März (ein Kochwettbewerb mit Chili con Carne, dessen Erlös einem guten Zweck zukommt) und den Trachtenball im Mai. Daneben tritt die Gruppe im Laufe des Jahres etwa zwei bis drei Mal pro Monat bei anderen Veranstaltungen des Clubs oder der siebenbürgisch-sächsischen Community auf.

Die Bevölkerung von Cleveland und Umgebung sieht die Trachten sehr gerne und schätzt das Engagement der Tänzer für ihre Kultur. Deutsche Traditionen sind in der Gegend sehr präsent, was sich beispielsweise auch an den gut besuchten Oktoberfesten in der Region sowie am beliebten Hofbräuhaus in Cleveland ablesen lässt.

Der Weg, den Amandas Familie aus Osteuropa in die USA zurückgelegt hat, steht beispielhaft für viele: Während ihr siebenbürgischer Großvater 1944 aus Felldorf vor der Roten Armee fliehen musste, ereilte ihre donauschwäbische Großmutter zeitgleich in Sotting (Jugoslawien) dasselbe Schicksal. Die beiden lernten sich im österreichischen Mattighofen kennen, wo sie 1950 heirateten. Nachdem sie vier Jahre lang auf die Papiere gewartet hatten, durften sie 1956 in die USA ausreisen. Sie flogen von München nach New York und fuhren dann mit dem Zug nach Cleveland, wo sie im Sachsenheim, dem Clubhaus, ankamen. Dankbar für die große Unterstützung, die ihnen durch eine Familie vor Ort zuteilwurde, waren sie lebenslange Mitglieder des Sachsenheims und gingen voll in der dortigen Gemeinschaft auf. (Englischsprachige Informationen sowie Bilder des Sachsenheimes unter: https://clevelandhistorical.org/items/show/671)

Damit das sächsische Erbe auch in ihren Enkeln Wurzeln schlagen konnte, meldete Amandas Großmutter jedes ihrer Enkelkinder in der ATS als Mitglied an, kaum dass sie geboren waren. Sie nahm sie regelmäßig zu Veranstaltungen und Events mit und erinnerte sie ständig an die Bedeutung ihrer Kultur. Mit fünf Jahren begann Amanda in der Cleveland Saxon Dance Group zu tanzen, machte auch während Highschool und College weiter und führt diese Traditionen nunmehr in ihrer eigenen Familie fort. In den letzten 30 Jahren war sie – wie davor auch schon ihre Oma – viele Male Präsidentin der Tanzgruppe, ein Amt, das sie bis heute inne hat. Sie schätzt sich glücklich, dass vier ihrer fünf Kinder am Kulturaustausch 2025 teilnehmen werden und dass ihre älteste Tochter eine Familientradition fortsetzt: In diesem Jahr ist sie die Vizepräsidentin der Tanzgruppe.

Amanda Donnellan war bereits zweimal mit der Tanzgruppe in Europa und weiß, was sie beim Kulturaustausch erwartet. Sie selbst empfindet vor allem Dank für die Gastfreundschaft. Was denken die anderen Tanzgruppenmitglieder? Was erwarten sie und wie bereiten sie sich vor? Hier sind einige Stimmen:

Dave Leifer (61): Ich bin der Tanzgruppe 2018 beigetreten und freue mich auf die Möglichkeit, an diesem Austausch teilzunehmen und durch Übung und Unterricht ein besserer Tänzer zu werden. Ich freue mich sehr darauf, verschiedene Gegenden in Deutschland und Österreich zu sehen.

Christine Roppelt (56): Ich habe im Alter von acht Jahren mit dem Tanzen begonnen und tanze mit kleineren Pausen seit fast 46 Jahren. Am meisten freue ich mich darauf, meine sächsischen Freunde in Europa wiederzusehen, aber noch wichtiger ist es, dass die Jugendlichen in unserer Gruppe die Kultur unserer Gemeinschaft in Europa erleben und lebenslange Verbindungen mit anderen Sachsen auf der ganzen Welt knüpfen.

Stephanie Miller (52 Jahre): Ich bin seit 1999 in der Tanzgruppe. Wir bereiten uns auf ein straffes Auftrittsprogramm vor, hoffen aber auch auf eine kleine Auszeit, um uns zu entspannen und unsere sächsischen Mitstreiter kennen zu lernen. Unsere Gruppe war bereits 2006 in Deutschland und Österreich unterwegs. Wir haben viele neue sächsische Freunde gefunden und waren von der großen Gastfreundschaft berührt, die uns überall entgegengebracht wurde. Meine Tochter Katie tanzt auch in der Gruppe mit, und dies wird ihre erste Reise nach Deutschland und Österreich sein. Ich weiß, dass diese Reise wunderbare Erinnerungen für sie schaffen wird und dass sie Freundschaften schließen wird, die ein Leben lang halten.

Katie Hanek (12): Ich bin seit 2017 Mitglied der Tanzgruppe. Ich werde sicher lustige Erfahrungen machen, die nicht jeder machen kann, und freue mich darauf, mehr über unsere sächsische Kultur zu erfahren. Ich hoffe auch, dass ich ein paar neue Freunde in meinem Alter kennenlernen kann. Ich übe fleißig und überlege schon, was ich einpacken soll. Ich kann es kaum erwarten, dass die Reise losgeht!

Kristen Pechatsko (50): Ich habe in den 1980er Jahren in Youngstown zu tanzen begonnen. Nach dem College zog ich beruflich nach Cleveland, wo ich mich Anfang der 2000er Jahre der Cleveland Saxon Dance Group anschloss. Bald darauf kam auch mein Mann dazu, um mit mir zu tanzen und an etwas teilzuhaben, das mir Spaß machte. Auch unsere Kinder tanzen, seit sie klein sind. Wir alle sind glücklich, eine so großartige Gruppe von Menschen als erweiterte Familie zu haben, und wir sind stolz darauf, zu dieser Gruppe zu gehören. Wir hoffen, die Gemeinschaft mit unseren Gruppenmitgliedern zu teilen und neue Freundschaften zu schließen. Wir freuen uns darauf, alles zu erfahren und zu sehen, was jede Stadt zu bieten hat. Es gibt so viel Geschichte und Schönheit in Europa zu bewundern. Für unsere beiden Mädchen wird es das erste Mal sein, dass sie das Land verlassen.
Da wir in der Vergangenheit selbst schon Gäste bei uns aufgenommen haben, wissen wir die die Planung und die persönliche Zeit, die sich jede Gastfamilie für uns nimmt, um unsere Reise zu etwas Besonderem zu machen, sehr zu schätzen.

Schlagwörter: Kulturaustausch, Föderation, Tanzgruppe, USA

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