12. Juli 2009

Das Stadthaus in Stockholm, Ort der Nobelpreisfeierlichkeiten

Stockholm, das „Venedig des Nordens“, ist mit seinen 14 Inseln, 57 Brücken und einem Zugang zum Meer nicht nur die „schwimmende Stadt“ Selma Lagerlöfs, sondern auch eine der ökologisch saubersten Städte der Welt, die auch kulturell viel zu bieten hat. Der siebenbürgische Weltreisende Dipl.-Ing. Hans Füger hat im Rahmen einer umfangreichen Skandinavien-Reise das Rathaus in Stockholm besucht, wo bekanntlich die alljährlichen Nobelpreisfeierlichkeiten stattfinden.
Die neben dem königlichen Schloss am meisten besuchte Sehenswürdigkeit Stockholms ist das Stadthaus (Rathaus), wo das Stadtparlament tagt. Der repräsentative Bau ist eines der markantesten Wahrzeichen Stockholms. Der dunkelrote Klinkerbau mit seinen grün patinierten Kupferdächern wurde 1911-1923 errichtet. Die Südost-Ecke bildet ein vierkantiger, von einer offenen Laterne gekrönter 106 m hoher Turm, dessen Spitzen die drei Kronen des schwedischen Staatswappens tragen. Von der Plattform unter dem Glockenstuhl des Turmes hat man eine gute Rundsicht über die Innenstadt und weit darüber hinaus. Am Fuße der Turmflanke, unter einem von Säulen getragenen Baldachin, sieht man die ruhende Gestalt des Stadtgründers (um 1252) Birger Jarl. Rund 3000 Stockholmer Bürger stifteten seinerzeit die Kupferplatten für das Dach und wurden somit Eigentümer eines Stückes vom Stadthaus, in das jeweils ihr Name eingraviert ist.

Sehenswürdig und kunstvoll ausgeführt ist auch das Innere des Stadthauses, wo seit 1901 am 10. Dezember das jährliche Bankett zu Ehren der frisch gekürten Nobelpreisträger stattfindet (Todestag von Alfred Nobel, der 1896 starb). Übrigens: Die offizielle Verleihung der Nobelpreise erfolgt im Konzerthaus der Stockholmer Philharmoniker, mit Ausnahme des Friedensnobelpreises, der in Oslo vergeben wird.

Drinnen im Stadthaus fing die Begehung mit der so genannten „Blauen Halle“ an. Diese Halle (oder Saal) ist ein überdachter Innenhof mit Säulengang. Blau ist er allerdings nicht. Die Wände aus unverputzten roten Ziegeln fand Architekt Östberg so schön, dass er den Plan aufgab, sie unter einer Schicht aus blau gefärbtem Putz zu verstecken. Doch der Name, den der Saal im Entwurf erhalten hatte, blieb bestehen. Im Blauen Saal werden die Bankett-Tafeln für bis zu 1600 Personen eingerichtet. Die Sitzordnung beim Bankett nach der Nobelpreisverleihung ist eine heikle Sache. Das Dinner dauert etwa dreieinhalb Stunden. Da ist es wichtig, dass sich Tischherr und –dame gut verstehen. Deshalb hat die Nobelstiftung ein ausgeklügeltes System entwickelt: Sie holt Informationen über jeden Preisträger ein und entscheidet dann zu welchem Mitglied der königlichen Familie er am besten passt. Wochen im Voraus wird die Liste der anwesenden Gäste erstellt, zusammen mit dem Menü, das jeder sich wünscht. Dementsprechend werden auch die Speisen bereitet und die Köche ausgewählt; falls sie in Stockholm oder Schweden nicht zu finden sind, sogar aus der ganzen Welt. Der Saal wird zu diesem Anlass mit Zigtausend Blumen (Rosen, Lilien und Nelken) geschmückt, gewöhnlich aus San Remo, der Stadt in der Alfred Nobel (1833-1896) seinen Lebensabend verbrachte. Hier werden auch die geistreichen Lob- und Dankesreden der Laureaten gehalten.

Aus dem Blauen Saal gelangt man über breite Treppenaufgänge in den seitlich gelegenen „Goldenen Saal“, dessen Wände mit prächtigen, goldgrundigen Mosaiken geschmückt sind, die aus über 18 Millionen Steinchen zusammengesetzt wurden. Nach dem Bankett-Dinner folgt im Goldenen Saal zu Orchesterklängen der offizielle Ball, mit Gesprächen und Unterhaltung in kleineren Gruppen in den Separees und Fluren. Es wird in gemütlicher aber anregender Weise über die Menschheit und deren Probleme philosophiert. Sehenswert ist auch der große Ratsaal des Stadthauses, der heutzutage als Sitzungssaal des Stockholmer Gemeinderates dient. Vom Reiseleiter wurde uns die Sitzordnung der Abgeordneten erklärt und wie es bei verschiedenen Tagesabläufen zugeht, wo alles seine Ordnung haben muss. In einem Ausstellungsraum des Hauses werden verschiedene Kunstgegenstände gezeigt, unter anderem auch ein edles Gedeck mit Goldverzierungen, das beim offiziellen Bankett-Dinner der Nobelpreisträger benutzt wird.

In meinen Augen ist die Nobelpreisverleihung das höchste und ehrenvollste Kulturereignis der Welt. Mit dem Nobelpreis ausgezeichnet zu werden, bedeutet, einen bleibenden und anerkannten Wert für die gesamte Menschheit geschaffen zu haben. Ich habe mir schon immer die Frage gestellt: Warum wird dieses alljährliche Event in den Medien (besonders im Fernsehen) so stiefmütterlich behandelt, bis hin zur totalen Ignorierung? Ich meine, man sollte auch das Motto „Ehre, wem Ehre gebührt“ walten lassen.

Dipl.-Ing. Hans Füger

Schlagwörter: Reise, Reisebericht

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