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5. Mai 2009

Verschiedenes

ARTE dokumentiert den Untergang des Ostblocks

Vor zwanzig Jahren haben demokratische Revolutionen überall in Mittelost-Europa den real existierenden Sozialismus hinweg gefegt. Aus diesem Anlass hat der deutsch-französische Kulturkanal ARTE den Programmschwerpunkt „Wir sind das Volk“ gesetzt. An drei Terminen im Mai zeigt der Sender fünf gemeinsam mit dem MDR und RBB produzierte Dokumentationen. In deren Mittelpunkt stehen Menschen, die für kurze Zeit in ihren jeweiligen Ländern viel bewirkten und dann zurücktraten in die breite Masse ihres Volkes. Sie waren mit dafür verantwortlich, dass der Machtkoloss des Ostblocks – der zuvor mehrere Generationen geprägt hatte – in sich zerfiel. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 28 mal kommentiert.

  • Don Carlos

    1Don Carlos schrieb am 05.05.2009, 12:13 Uhr:
    Der Untergang des Kommunismus in Osteuropa war kein Produkt des Zufalls, sondern das Ergebnis von Widerstand und Opposition.
    Das mutige und entschlossene Handeln einzelner Personen und Gruppen in allen Staaten des ehemaligen Ostblocks leitete Gorbatschows Reformen erst ein.

    Jeder politisch wie historisch Interessierte, der es mit der Kommunismus-Aufarbeitung und Bewältigung in Osteuropa ernst nimmt, sollte sich diese Film-Dokumentations-Reihe ansehen - als Pflichtprogramm!

    Gerade der Beitrag über den von langer Hand geplanten Umsturz in Bukarest(Iliescus Putsch gegen Ceausescu!)lässt neue Details bzw. Erkenntnisse erwarten.
  • The history of Igor

    2The history of Igor schrieb am 05.05.2009, 22:51 Uhr:
    Der Niedergang des Kommunismus in Osteuropa kann nicht als solches betitelt werden. Es war von Land zu Land verschieden. Zumeist sah es so aus, dass wirtschaftliche Miseren das Ende von Innen ankurbelten und eben nicht Oppositionsbewegungen.

    Zwar kann ich verstehen weshalb Don Carlos (aus biographischer Sicht) auch die Oppositionsbewegungen hier anspricht, aber ich sehe die Hauptgruende ganz woanders und von Land zu Land verschieden.

    Viele Instanzen des relativ ploetzlichen Niedergangs des Kommunismus zeichneten sich nicht durch Revolution aus (wie das oft im Nachhinein mit verklaertem Blick erklaert wird), sondern durch Reformation (Polen, Ungarn, die CSFR etc...) und wirtschaftlichem Misserfolg.

    Es klingt zynisch, aber waere die Wirtschaft nicht so dermassen den Bach hinuntergegangen, dann waere vielleicht das Draengen auf Veraenderung etwas unwesentlicher gewesen (siehe China).

    [Beitrag am 05.05.2009, 23:03 von The history of Igor geändert]
  • Carl Gibson

    3Carl Gibson schrieb am 05.05.2009, 23:12 Uhr:
    Was ist mit der Charta 77, der Goma-Bewegung, den Streiks im Schiltal, SLOMR, Solidarnosc, Igor?

    Politisch motivierte Freiheitsbewegungungen wie in der CSSR und ökonomisch-politische Bestrebungen wie bei SLOMR in Rumänien und Solidarnosc in Polen gingen Hand in Hand.
    Das führte zu regionalen Aufständen wie in Kronstadt im Traktorenwerk und dann schließlich über Temeswar zur nationalen Erhebung, zur rumänischen Revolution im Dezember 1989, verbunden mit dem Sturz des letzten Diktators in Europa.

    In Vilnius sangen die Menschen in den Stunden ihrer Befreiung die Versöhnungs-und Verbrüderungsworte Schillers aus der 9. Symphonie Beethovens - sie ließen die "Symphonie der Freiheit" ertönen.

    Und was sagte unsere Kanzlerin heute beim Besuch in der Stasi-Folterstätte Berlin-Hohenschönhausen:
    Wir dürfen die DDR-Diktatur nicht vergessen - und, das betone ich, keine andere Diktatur, wo auch immer auf der Welt.
  • The history of Igor

    4The history of Igor schrieb am 06.05.2009, 00:11 Uhr:
    Solidarnosc und die Streiks im Schiltal waren gesellschaftlich-wirtschaftlich motiviert. Dass Solidarnosc im Nachhinein als primaer gesellschaftliche Bewegung weitergefuehrt wurde (vor allem nach '89) ist klar, und natuerlich liegt das dem Ursprung der Bewegung nicht so fern.

    Aber was man bedenken muss ist dass zur gleichen Zeit Streiks auch in Grossbritannien stattfanden (viel verbreiteter, viel politischer, viel bitterer), und auch in Frankreich und Italien.

    Ich plaediere fuer eine differenziertere Interpretation dieser gesellschaftlichen Aufstaende und Unruhen. Sicherlich gab es oppositionelle Bewegungen, aber ob diese schlagausgebend fuer Veraenderung waren sei mal dahingestellt. Was wirklich den Niedergang des Kommunismus ankurbelte - ich wiederhole mich - waren wirtschaftliche Miseren, die dann in immer mehr auch Unzufriedenheit anspornte.

    Freilich war es von Land zu Land verschieden (und Litauen ist sicherlich ein besonderes Beispiel), aber was mich etwas stoert ist die Vorstellung, dass es diesen Drang zum etwas schwer zu erfassenden (und hoechst ideologisch beschriebenen) Begriff der 'Freiheit' gab oder gibt. Als ob es eine einheitliche menschliche Vorstellung gibt was denn Freiheit bedeutet (i.a.W. ein westlich definierter Begriff, der aus dem Kontext des Kalten Krieg und seines Endes hervorging).

    Im Prinzip stimme ich Ihnen ja zu mit dem letzten Plaedoyer: Wir duerfen keine Diktaturen vergessen. Aber wir muessen auch sicher stellen, dass wir uns nicht falsch (ideologisch gefuehrt) uns an ihnen erinnern und die heutigen, die uns umgeben (und nicht so offensichtlich sind) vergessen.
  • seberg

    5seberg schrieb am 06.05.2009, 00:19 Uhr:
    Blödsinn, Gibson!! Ich zitiere aus einem Bericht betreffend den Aufstand im Kronstädter LKW-Werk (wo ich jahrelang als Ausbeuterkind "Frondienst" geleistet habe) und nicht im Traktorenwerk, da gabs keinen Mucks!):

    In luna noiembrie a anului 1987, la Intreprinderea de Autocamioane "Steagul Rosu" din Brasov (IABv), mizeria sociala si financiara impusa de regimul comunist din Romania îi adusese pe muncitori într-o stare disperata: fondul de salarii era nesatisfacator, retributiile erau reduse; peste acestea, lipsa de aprovizionare necesara cu alimente, energie electrica, apa potabila, caldura, precum si scumpirea energiei electrice si a gazului, nu în ultimul rand foamea si frigul creasera o stare de indignare si tensiune printre muncitori; orasul Brasov devenise un spatiu unde mocnea "o mare acumulare de substanta exploziva" (Ruxandra Cesereanu).

    Also: die Arbeiter hatten nix zu fressen und frohren, weil die weise PCR-Parteiführung Gehälter und Prämien kurzerhand gekürzt hatte. So war es! Von SLOMR hatten die Arbeiter nie was gehört!

    Außerdem: wenn man der These zustimmt, dass der Niedergang des Kommunismus sowieso dem damaligen polnischen Papst zu verdanken ist, dann sind gemessen daran, alle andern "Helden" nichts als Trittbrettfahrer, mit SLOMR an der Spitze!

    [Beitrag am 06.05.2009, 00:36 von seberg geändert]
  • Carl Gibson

    6Carl Gibson schrieb am 06.05.2009, 06:14 Uhr:
    Wer hatte die ökonomische Misere, die allgemeinen Missstände und Zustände in der Gesellschaft Anno Domini 1977 in Rumänien herbei geführt?
    Nicht Gott, nicht der Papst, sondern die einzige "politische Kraft" im Land, die "verbrecherische" Rumänische Kommunistische Partei (PCR) unter ihrem "weisen Führer Nicolae Ceuasescu", der zufällig auch Präsident war und Diktator auf Lebenszeit wie einst in Rom oder Afrika.

    War es nicht gerade diese RKP, der die "staatsloyalen" Dichter noch zujubelten, statt auf die Barrikaden zu gehen?
    Was wissen Sie, seberg, von Widerstand, von Securitate-Repression im real existierenden Sozilismus rumänischer Prägung - was wissen sie von SLOMR?

    "Freiheit", Igor, ist hier im Westen eine Selbstverständlichkeit und wird nicht mehr als Wert an sich begriffen, ebenso wenig wie die Wahrheit, weil sich hier jeder Bürger aller "Freiheiten" erfreuen kann, die verfassungsrechtlich garantiert sind, inklusive der Freiheit, aus dem Verborgenen heraus Gerüchte zu streuen und andere mit Schmutz zu bewerfen.
    Carl Gibson.
  • The history of Igor

    7The history of Igor schrieb am 06.05.2009, 13:33 Uhr:
    Die Freiheit existiert hier wie auch sonstwo nur zum Schein. Das Schlimmste am Liberalismus - wie schon Lacan erkannt hat - sist der sadistische Charakter des Ganzen: Die wirkliche Freiheit, die einem versprochen wird, existiert gar nicht.

    Wir hier im Westen erfreuen uns einer oekonomisch geregelten Freiheit. Was die RKP in Rumaenien zur Misere beigetragen hat, hat ebenso die Erzkapitalistin Margaret Thatcher in Teilen Grossbritanniens fertiggebracht (oder eben Reagan u.a. in den USA). Es ist ja alles schoen und gut fuer die bequeme Mittelschicht ueber 'Freiheit' zu sprechen (die sie sich leisten kann), aber fuer diejenigen, die die sprichwoertliche A-Karte gezogen haben im Liberalismus ist jener Liberalismus etwas Fiktives und letztendlich ein sadistisches, niemals zu erreichendes Versprechen.

    Dass es qualitative Unterschiede gibt zwischen Freiheitslimitationen zwischen Laendern laesst sich nicht abstreiten, aber ich wehre mich gegen die liberale Erzaehlweise, dass es eine simplistische Trennung zwischen 'frei' und 'unfrei' gibt.

    Und schliesslich, es gibt ein Lied von einer walisischen Band mit dem Titel Freedom of speech won't feed my children. Das ist kein Plaedoyer fuer Freiheitsberaubung (im Gegenteil) sondern dafuer, dass man zu verstehen versucht was das Quintessentielle menschlicher Freiheit (wenn so etwas ueberhaupt existiert) ist.
  • Carl Gibson

    8Carl Gibson schrieb am 06.05.2009, 14:31 Uhr:
    Die "Freiheit" ist die Grundbedingung der menschlichen Existenz, ohne die nichts geht.
    Sie ist ein Wert an sich, die conditio sine qua non aller menschlichen Entfaltung in allen Bereichen des Lebens - sie ist der Motor,der alles antreibt und alles möglich macht.

    Weil ich davon überzeugt bin, widmete ich ihr ein ganzes Buch.
    In diesem Werk, Igor, sind auch negative Freiheiten abgehandelt, pervertierte Formen der Freiheit - bis hin zur Freiheit der Diktatoren, Andersdenke in Gefängnisse zu werfen oder einfach totzuschlagen.

    Freiheit ist immer Freiheit innerhalb der Grenzen des kategorischen Imperativs - und nie schrankenlose Freiheit der Ideologien ganz egal welcher Ausrichtung.
    Carl Gibson.
  • seberg

    9seberg schrieb am 07.05.2009, 21:26 Uhr:
    Bringen wir es auf den Punkt: wer seine eigene Freiheit - wie auch immer hochtrabend definiert - nicht selbst begrenzen kann, ob nun durch den "kategorischen Imperativ" oder einfach durch gutes Benehmen, dem muss sie zwangsweise beschnitten werden, z.B. durch "administratives Zurücknehmen", diktiert ausschließlich von der "Ideologie" der Höflichkeit im sozialen Miteinander!
  • Johann

    10Johann schrieb am 08.05.2009, 18:29 Uhr:
    Igor Schrieb:
    "Ich plaediere fuer eine differenziertere Interpretation dieser gesellschaftlichen Aufstaende und Unruhen. .... Was wirklich den Niedergang des Kommunismus ankurbelte - ich wiederhole mich - waren wirtschaftliche Miseren"
    Da verlangt jemand Differenzierung, um sofort eine undifferenzierte, monokausale Erklärung abzuliefern.

    Neoliberale Marktradikale und Marxisten dominieren mit ihrem ökonomischen Reduktionismus leider oft nicht nur die öffentliche Diskussion, sondern auch das staatliche Handeln seit nunmehr über 200 Jahren.

    Beide, Etatisten und Marktradikale, betrachten die Welt durch eine ökonomische Brille, nur deren Medizin ist verschieden. Beide Therapien sind schon zig mal gescheitert, es gehört nicht viel Fantasie dazu zu sagen, dass dies leider nicht das letzte mal sein wird.

    Zwar sind in dieser Finanzkrise vor allem die neoliberalen Marktradikalen gescheitert. In Deutschland, soviel Differenzierung sollte schon sein, haben die größten Schäden vor allem die Etatisten mit ihren Banken (Landesbanken) verursacht, erst danach die neoliberalen Marktradikalen in den privaten Banken.

    Die Etatisten sind die Staatsgläubigen erstmals in der SPD (Marxisten bzw. Linkshegelianer) und zweitens die Rechtshegelianer in der CDU/CSU, beide Gruppen spielen gerne mit Steuergeldern Bänker.

    Es gibt aber auch erfolgreichere Ideen des 19. Jahrhundert, es sind aber nicht die von Hegel, Marx oder Adam Smith, sondern die von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Volks- und Raiffeisenbanken).
    Die Genossenschaftsbanken haben die Finanzkrise (BISHER) ohne Existenzgefährdende Verluste überstanden. Sie sind auch an den Übertreibungen kaum schuldig!

    [Beitrag am 08.05.2009, 18:35 von Johann geändert]
  • The history of Igor

    11The history of Igor schrieb am 10.05.2009, 11:02 Uhr:
    Johann, das ist ein alter Taschenspielertrick, Neoliberalismus und Marxismus in einem Atemzug zu nennen. Im Prinzip disqualifiziert das auch den Rest Deines Beitrags. Ein lachhafter Versuch, wie Du wohl selbst wissen wirst.

    Also, vielleicht koenntest Du uns ja erklaeren was denn die Beweggruende fuer den Niedergang des Kommunismus waren. Waere interessant zu wissen ob Du den Kantschen Kindergeschichten vom innewohnenden Liberalismus als Hauptantrieb hinter ideologischen und wirtschaftlichen Fragen glaubst.

    Vielleicht willst Du uns ferner erklaeren wie Du denn zum Thema Steuern stehst.
  • Carl Gibson

    12Carl Gibson schrieb am 10.05.2009, 11:23 Uhr:
    Das Schlagwort der Zeit: systemimmanente Vertrauens-Krise!

    Der Kommunismus scheiterte an der Diskrepanz zwischen Ideal und Wiklichkeit.

    Der Neoliberalismus nach Smith und J.St. Mill scheiterte an der Manchester-Kapitalismus-Fratze des Neokonservativismus a la Margret Thatcher and Co.

    Dass wir uns in einer "Umwertung aller Werte befinden", in einer Zeit des allgemeinen Niedergangs und Zerfalls ehemals gültiger "alter Werte" ( Moral, Moralität, Ethos,konnte durch den "Fall" des Kommunismus nur kurzfristig verdrängt werden.

    Wer die geistige Situation seiner Zeit seit zwei Jahrzehnten kritisch beobachtet, wird festsstellen, wie die "Lüge" - auf ihrem Vormarsch über "Heuchelei" in allen Formen, Korruption und inkonsequentes politisches Handeln ausgerichtet an falschen Symbolen und Signalen -die "Wahrheit" vernichtet hat ...

    und mit ihr das Vertrauen in die politische Struktur.

    Der Sturz der Giganten der Wirtschaft und ganzer Staaten im - vor einiger Zeit noch "unmöglichen" Staatsbankrott -

    ist nur eine Beweis der "systemimmanenten Vertrauen-Krise".

    Das Welt-Finanz-System und Welt-Wirtschafstsystem befanden sich noch vor kurzer Zeit am Kollaps, unmittelbar vor dem endgültigen Zusammenbruch mit katastophalen, mehr als pandemischen Folgen.
    Und noch ist diese Entwicklung nicht gebannt.

    Der "angebliche" Fall des Kommunismus in Osteuropa soll uns von den tatsächlichen Problemen der Welt nicht ablenken, auch nicht von der "Lüge" vor unserer Haustür.
    Verantwortung ist gefragt!
    Carl Gibson.
  • Joachim

    13Joachim schrieb am 10.05.2009, 11:36 Uhr:
    Carl Gibson heißt Du Johann ?
  • Carl Gibson

    14Carl Gibson schrieb am 11.05.2009, 13:41 Uhr:
    Haben wir gemeinsam die Schafe gehütet, Joachim? Mit Ihnen bin ich noch längst nicht per Du!

    Wie wäre es mit einem kompetenten Kommentar zum Thema "Sturz des Kommunismus in Osteuropa"? Schimpfen gehört bestimmt nicht zur Sache!

    [Beitrag am 11.05.2009, 13:46 von Carl Gibson geändert]
  • Johann

    15Johann schrieb am 11.05.2009, 21:12 Uhr:
    @Igor
    Den Schwarzen Peter kannst du gut an andere weiter leiten;-)
    Du wirfst mir Taschenspielertricks vor und machst selber gleich welche:
    1. Trick: Erklärst meine Argumente für irrelevant, ohne meine These argumentativ zu wiederlegen.
    2. Trick: Wechselst das Thema (Steuern).

    Ich habe behauptet, dass es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Marxisten (Basis-Überbau-Theorei) und Neoliberalen/Marktradikalen (homo Oekonomicus) gibt.

    Widerlege diese mal argumentativ. Am Austausch von Bekenntnissen habe ich kein Interesse bzw. bin an einer Diskussion interessiert, bei der man Argumente, nicht Glaubensbekenntnisse austauscht.
  • The history of Igor

    16The history of Igor schrieb am 13.05.2009, 09:57 Uhr:
    Johann,

    Natuerlich gibt es Aehnlichkeiten. Man kann ueberall Aehnlichkeiten finden, aber das macht zwei Konzepte (oder was auch immer zur Frage steht) nicht aehnlich. Vermutlich spielst Du hier auf den 'historisch vorgegebenen' Pfad der Menschheit an. Allerdings finde ich, dass Aehnlichkeiten in Form viel uninteressanter sind als Aehnlichkeiten in Substanz; und da (in Bezug auf Substanz) liegst Du weit daneben.

    Ausserdem habe ich ganz konkret eine Frage zum Niedergang des Kommunismus in Osteuropa gestellt. Bist Du der Meinung, dass der 'Freiheitsdrang' sich so aeusserte wie es uns von Liberalen im Nachhinein (und auch zu der damaligen Zeit) erklaert. Wir haben ja wahrscheinlich alle den Niedergang des Kommunismus auf der einen oder anderen Art und Weise erlebt. Das was uns vorgegaukelt wurde (Osten = alles schlecht; Westen = die 'absolute' Freiheit) war ein Mythos, und die Beweggruende bzw die Gruende fuer den Niedergang des Kommunismus waren wohl viel facettenreicher als dieses simplistische Narrativ.

    Uebrigens, Johann, Diskussionen basieren immer auf 'Glaubensbekenntnissen', sonst koennte man ja nicht argumentieren.
  • Johann

    17Johann schrieb am 13.05.2009, 21:36 Uhr:
    Igor deine Erklärung
    "Was wirklich den Niedergang des Kommunismus ankurbelte - ich wiederhole mich - waren wirtschaftliche Miseren"

    würden sowohl Marxisten als auch Neoliberale/Marktradikale aufgrund ihres ökonomischen Reduktionismus Wort wörtlich unterschreiben!
    Die Gemeinsamkeit bezieht sich hier sowohl auf die Inhalte (Substanz) als auch auf die methodische Einfältigkeit! Hier kann man nicht nur von Ähnlichkeiten sprechen, geschweige denn von Differenzen.

    Zweitens diese Erklärung ist einfach falsch.
    Gegenbeispiele: Kuba, Nordkores und China, dot war die Misere Ende der 80ger Jahren mindestens genauso groß, trotzdem gab es KEINEN Systemzusammenbruch.
    Das Gleich gilt für viele andere Staaten in Lateinamerika, Asien oder Afrika, ob sie nun mehr kapitalistisch oder sozialistisch organisiert waren bzw. heute noch sind.

    Igor schrieb:

    "Das was uns vorgegaukelt wurde (Osten = alles schlecht; Westen = die 'absolute' Freiheit) war ein Mythos, und die Beweggruende bzw die Gruende fuer den Niedergang des Kommunismus waren wohl viel facettenreicher als dieses simplistische Narrativ."

    Du kämpfst anscheinend gerne gegen Pappkameraden!

    Dass das kommunistische Freiluftgefängnis bzw. das Fehlen von Freiheit ein Faktor von mehreren war, der sowohl zur wirtschaftlicher Misere als auch zum Zusammenbruch des politischen System beigetragen hat, steht für mich außer Zweifel.
  • The history of Igor

    18The history of Igor schrieb am 13.05.2009, 22:00 Uhr:
    Johann,

    Ich denke es hat wenig mit Reduktionismus zu tun, mehr mit Realitaet (meines Erachtens nach). Die wirtschaftliche Realitaet war kein Diskurs sondern eben jenes: Realitaet.

    Das hat natuerlich nichts mit angeblichen Aehnlichkeiten mit dem Neoliberalismus zu tun, sondern mit dem Einfluss der wirtschaftlichen Lage auf den Niedergang des Kommunismus.

    Die Kritik der Neoliberalen am Ende des Kommunismus faellt ganz anders aus als andere Kritiken (und meine Kritik ist uebrigens nicht unbedingt marxistisch). Sie faellt substentiell ganz anders aus. Letztendlich nimmt sie solche Ausmasse an wie der rechts-liberale Thomas Frank mit seinem (unwahrscheinlichen) Buch "One Market Under God". Ich sehe allerdings wirklich ueberhaupt keine Aehnlichkeiten mit Marxismus. Da musst Du mir noch auf die Spruenge helfen.

    Das mit dem Freiluftgefaengnis ist natuerlich wahr. Aber fuer mich, so wie ich die Geschichte interpretiere spielt dieser Faktor fuer den Niedergang des Kommunismus (also nicht fuer Entscheidungen wie Auswanderung) erst bei der rueckwirkenden Interpretation eine Rolle; also nicht beim eigentlichen Ereignis (bzw 'kaum', 'nicht' ist natuerlich viel zu stark ausgedrueckt).

    Ich koennte uebrigens ebenfalls Beispiele vortragen - so aus dem Kontext gegriffen ;0) - die Deine These des Freiheitsdrangs widerlegen. Ich zitiere:

    "Kuba, Nordkores und China"

    Eine Randbemerkung noch zu diesen drei Beispielen, die Du verwendet hast: Es ist recht interessant, dass Du Dich vehement gegen vorgegebenen Geschichtsinterpretationen wehrst (zu Recht, Johann), aber Du dann versuchst eine Tendenz (die ich vorgebracht habe - wirtschaftliche Misere etc) dadurch zu widerlegen indem Du darauf aufmerksam machst, dass das nicht ueberall eingetreten ist und deshalb so nicht stimmen kann...

    [Beitrag am 13.05.2009, 22:01 von The history of Igor geändert]
  • Carl Gibson

    19Carl Gibson schrieb am 13.05.2009, 23:00 Uhr:
    Haben Sie die Verbrechen der Securitate gesehen, seberg?
    Haben Sie gesehen, wie Kinder verhaftet, an die Wand gestellt und verprügelt wurden, von den Securitate-Schergen gewungen:

    "Freiheit", "Freiheit", "Freiheit"
    zu schreien?
    Haben Sie die Opfer der verbrecherischen Securitate gesehen?

    Was wissen Sie vom Kampf um die Freiheit, seberg?

    Die Botschaft der Dokumentation ist eindeutig - vieles ist noch nicht aufgeklärt im nachrevolutionären Rumänien. Aber die Helfer und Helfershelfer der verbrecherischen Securitate und der Kommunistischen Partei als Auftraggeber aller Morde werden auch noch bekannt werden.
    Carl Gibson.

    [Beitrag am 13.05.2009, 23:12 von Carl Gibson geändert]
  • seberg

    20seberg schrieb am 13.05.2009, 23:36 Uhr:
    Ich lese gerade den Hinweis des Admins:
    Sie können hier Kommentare, die sich auf den obigen Artikel beziehen, verfassen. Wenn Sie mit anderen Teilnehmern darüber diskutieren wollen, empfehlen wir, das Diskussionsforum hierfür zu nutzen.

    Mal sehen, wer mit Ihnen, Herr Gibson, überhaupt diskutiert.
  • Gustavo

    21Gustavo schrieb am 15.05.2009, 08:43 Uhr:
    @seberg,
    du hast aber auch ein Pech. Jetzt hat Gibson auch noch deinen letzten Nick entlarft.
    Mach dir nichts drauss und behalte schön deine Nerven.
  • der Ijel

    22der Ijel schrieb am 15.05.2009, 11:26 Uhr:
    Woher stammen die Begriffe Glasnost und Perestroika ?
    Gorbatschov hat sie sicher nicht selbst erfunden.
    Wie hiess der "Prophet" der grundlegende Reformen in der Sovietunion ankündigte bevor Gorbatschov ans Ruder kam?
    Sacharov ? Lew Kopelew ?
    Ich erinnere mich an ein Interviw via Radio.
    Es klang damals alles Uglaublich.

    Zitat aus Wikipedia :
    Angesichts der schwierigen Situation der Wirtschaft in der UdSSR kündigt Generalsekretär Gorbatschow grundlegende Reformen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft an. Im Januar 1987 kritisiert er in einer programmatischen Rede die Fehler der KPdSU und fordert eine demokratische Umgestaltung von Partei und Gesellschaft. Entscheidend ist die Aufhebung der "Breschnew- Doktrin": Gorbatschow sichert den Ostblock-Staaten außerhalb der UdSSR zu, deren Eigenständigkeit zu achten sowie in keinem Fall militärisch einzugreifen


    [Beitrag am 15.05.2009, 11:36 von der Ijel geändert]
  • sächsin

    23 • sächsin schrieb am 16.05.2009, 12:37 Uhr:
    glasnost und perestroika sind vokabeln der russischen sprache. übersetzt bedeutet glasnost offenheit, transparenz.
    perestroika: umgestaltung
    "propheten" hat es wie überall und für alles viele gegeben und wird es immer geben.
    antworten auf ihre frage nach denen vor gorbatschow könnten sein:
    lenin (ja, auch der!)
    solschenizyn (84), der für seine "seherei" und "rederei" jahrzehnte hat büßen müssen (haft,verbannung,schriftstellerverbot),bis er 1990 rehabilitiert wurde.
    vielleicht meinen sie auch jelzin als den vor gorbatschow.


    [Beitrag am 16.05.2009, 12:39 von sächsin geändert]

    [Beitrag am 16.05.2009, 12:41 von sächsin geändert]
  • Johann

    24Johann schrieb am 16.05.2009, 13:12 Uhr:
    Ich habe im Diskussionsforum geantwortet, die Admins haben recht, dort sollten Diskussionen stattfinden.

    http://www.siebenbuerger.de/forum/allgemein/119-aufarbeitung-der-kommunistischen/seite4.html#forumid8647
  • fritz1966

    25fritz1966 schrieb am 16.05.2009, 20:48 Uhr:
    Hallo, Carl Gibson,

    als einer, der selbst im Rumänien der Ceausescu-Zeit aufgewachsen ist, glaube ich in etwa ermessen zu können, dass ein bürgerrechtliches Engagement wie jenes, das Sie in der SLOMR gezeigt haben, großen Respekts würdig ist. Vielleicht bin ich nicht so ganz auf dem Laufenden, aber ich frage mich, warum Sie erst jetzt – nach Ihren Beiträgen hier im Forum erst im Laufe etwa des letzten Jahres – damit an die Öffentlichkeit gehen. Seit dem Sturz Ceausescus sind immerhin fast 20 Jahre vergangen; in dieser Zeit ist viel geschrieben, gemeint und vielleicht sogar gedacht worden. Da hätte eine Geschichte wie die der SLOMR und letztlich Ihre eigene Geschichte wertvolle Beiträge leisten können. Oder habe ich da nur etwas verpasst?

    Viele Grüße
    Fritz
  • Carl Gibson

    26Carl Gibson schrieb am 19.05.2009, 12:59 Uhr:
    Nur ganz kurz zur freien Gewrkschaft SLOMR, Fritz 1966! Seit ich 1979 hier im Westen ankam, setzte ich mich als Kritiker der Ceausescu-Regierung bzw. der kommunistischen Diktatur von hier aus - und unter Lebensgefahr für demokratische Verhältnisse in Rumänien ein, über RFE-Interviews, über Rundfunk- und Presseberichte etc.

    Eine Geschichte der SLOMR-Bewegung aus meiner Feder lag bereits 1981 als Buch-Manuskript vor, konnte aber nicht veröffentlicht werden, nicht zuletzt weil das damals schon "marginal" erscheinende Ereignis in Rumänien mit nur wenigen Tausend Mitgleidern von der "Solidarnosc-Gewerkschaftsbewegung" ( 10 Millionen Mitgklider) und den Umbrüchen in Polen überrollt wurde.

    Zwischen 1981 und 1984 brachte ich als Kronzege eine Klage der UNO gegen das Ceausescu-Regime auf den Weg.
    (Siehe mein SbZ-Interview bzw.die Dokumention im Internet
    ILO - SLOMR)

    Meine Opposition für die Demokratisierung in Rumänien dauerte hier im Westen bis zur Revolution an.
    Danach entfiel die Rolle der westlichen Opposition bzw. der exilierten Dissidenten, da die Rumänen selbst ihr Schicksal in die Hand nahmen.
    Natürlich wartete ich auf meine Rehabilitierung, eventuell auch auf einen "symbolischen" Rückruf, ohne an einer "materiellen" Entschädigung" ( etwa für Haftschäden) zu erwarten.
    Nichts davon trat ein.

    Meine "Memoiren" mit dem Kern "Geschichte der freien Gewerkschaft SLOMR " kommen spät, weil ich als Mensch und Wissenschftler noch an anderen Fronten agierte ( als ganz nomaler Bundesbürger, ohne Haft- und Verfolgungs-Bonus!),
    vor allem aber, weil ich diese Aufklärungsdiskussion mit den vielen Enttabuisierungen nicht "gerne" führen wollte,
    auch weil eine solche Debatte,
    wenn sie geführt wird,
    konsequent geführt werden muss.

    "Geschichte" bleibt immer aktuell - manchmal kommen die Fakten erst später ans Tageslicht, nicht zuletzt,weil Sperrfristen den Zugang zur Wahrheit hemmen, verbauen, behindern etc.
    Vieles ist in meinem Buch beschrieben. Wer sich für die Materie interessiert, kann alles nachlesen und selbst viels vertiefen.
    Die ARTE-Sendung, die in der knappen Sendezeit komplexe historische Umwälzungen nicht ganz einfangen konnte, hat doch einiges in den Köpfen wieder wachgerufen.
    Sie, Fritz 1966, wissen, wovon ich rede. Für viele Hiergeborenen und Bundesbürger ist der Ostblock-Kommunismus noch Neuland.
    Aber hoffen wir auf die "kritische Generation der Nachgeborenen", Fritz 1966, die das rote Gesicht des Totalitarimus genau so vollständig aufarbeiten werden wie das braune.
    Carl Gibson.
  • fritz1966

    27fritz1966 schrieb am 19.05.2009, 20:41 Uhr:
    Hallo, Carl Gibson,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Nun kann ich einiges besser einordnen, und darin, dass Geschichte immer aktuell bleibt, kann ich Ihnen zustimmen; je mehr Menschen sie allerdings rechtzeitig erreicht, umso besser.
    Ihre Hoffnung auf die "kritische Generation der Nachgeborenen" vermag ich jedoch, so schwer es mir fällt, nicht zu teilen, und ich glaube auch nicht, dass der rote Totalitarismus jemals (in Deutschland) so aufgearbeitet werden wird wie der braune (wenn wir einmal unterstellen, dass der einigermaßen vernünftig aufgearbeitet wurde). Ich stelle immer wieder mit Schrecken fest, wie salonfähig, um nicht zu sagen schick, in unserer doch "offenen Gesellschaft" de facto kommunistisches Denken ist (auch wenn es natürlich nicht so genannt wird) - einer jener "Feinde der offenen Gesellschaft". Wie dem auch sei, das ist ein anderes Thema, und ich will hier auch nicht politisieren.

    Viele Grüße
    Fritz

    [Beitrag am 19.05.2009, 20:42 von fritz1966 geändert]

    [Beitrag am 19.05.2009, 20:43 von fritz1966 geändert]

    [Beitrag am 19.05.2009, 20:44 von fritz1966 geändert]
  • Carl Gibson

    28Carl Gibson schrieb am 19.05.2009, 22:01 Uhr:
    Zustimmung auf breiter Front, Fritz1966!

    Links sein ist immer noch schick, nicht zuletzt deshalb, weil die Kommunisten einst die Gegner der "Faschisten" waren, seinerzeit in der Weimarer Republik.

    Wie sang Claire Waldoff damals: "Niemand weiß mehr, was er ist, Nazi oder Kommunist"! -
    Die DDR mit altstalinistischen Staatsverbrechern wie Walter Ulbricht und Co., Ceausescu u. a. führten die "kommunistische Utopie" bzw. die Vorstellung vom "edlen Kommunisten" tatkräftig ad absurdum -

    und keiner der staatsloyalen Ja- und Amen-Sager ( heute perfekte Wendehälse!) schrie auf, als die totalitäre rote Lüge 45 Jahre lang die Völker Osteuropas unterjochte!

    Keiner sang mehr unter Ceausescu:

    Völker hört die Signale,
    auf zum letzten Gefecht,
    die Internationale erkämpft das Menschenrecht!

    "Menschenrechte" - ein Fremdwort
    (in der rumänischen Textfassung kommt das Wort gar nicht vor!)

    in den Ohren aller Kommunisten im Ostblock, dafür aber kennen sie Knüppel, Knute, Folter, Gefängniosse und Terror.

    Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!
    Also lasst uns, unsere Gegner totschlagen.
    Danach handelten die Kommunisten überall im Ostblock seit Stalin.

    Dieser Zynismus ist die "Freiheit", Fritz1966, die die "Kommunisten" meinten.

    Nur vergessen einige staatsloyale Schriftsteller heute, ihre "kommunistische Weltanschauung" von gestern heute an die große Glocke zu hängen!

    Raten Sie mal, wen ich meine!
    Aber auch ich, Fritz1966, will nicht politisieren.

    Seit einigen Tagen existiert ein Beitrag "Freie Gewerkschaften (Osteuropa)" unter Wikipedia.org im Internet, mit einem Hinweis auch auf mein SbZ-Interview zu SLOMR.
    Sie sehen, die Berichte hier werden gelesen und nachgelesen!
    Und die Resultate werden von neutralen Personen objektiviert.
    Und Sie sehen ferner, Fritz1966, die Wahrheit setzt sich doch durch, lansam aber stetig wie der Tropfen der den Stein hölt.
    Geschichte bleibt aktuell und spannend. Helfen wir mit, sie konstruktiv zu gestalten.
    Carl Gibson


    [Beitrag am 19.05.2009, 22:11 von Carl Gibson geändert]

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