9. Februar 2011

Nachruf auf Hermann Richter, einen großen Birthälmer

Die Heimatortsgemeinschaft Birthälm trauert um ihren Gründungsvorsitzenden Hermann Richter, der am 16. Januar 2011 nach langer, schwerer Krankheit verstarb. Er prägte und beschenkte die Gemeinschaft über mehr als drei Jahrzehnte hinweg in vielfältiger Weise.
Hermann Richter wurde am 18. Januar 1932 in Birthälm geboren. Weil sein Vater nach Beendigung des II. Weltkrieges in Deutschland blieb, gehörte seine Familie zu den ersten, die im Dezember 1951 im Zuge der Familienzusammenführung von Siebenbürgen aus- und nach Deutschland einwandern durften.

In Tumlingen fand er, gemeinsam mit Ehefrau Emma und den drei Kindern, eine neue Heimat und eine verantwortungsvolle Arbeitsstelle bei den Fischerwerken. Dort konnte er durch Fleiß und Gewissenhaftigkeit zum Abteilungsleiter der Qualitätssicherung aufsteigen.

Hermann Richter (1932-2011) ...
Hermann Richter (1932-2011)
Als in den 70er Jahren die ersten Familien seiner Birthälmer Verwandtschaft nach Deutschland umsiedelten, erkannte er, dass viele – wie auch er – nicht bereit waren, ihre siebenbürgische Vergangenheit und die dort so intensiv gelebte Gemeinschaft nun abreißen zu lassen. Das brachte ihn auf die Idee, die zerstreute Großfamilie regelmäßig zusammenzuführen, was sich im Laufe der Zeit zu großen „Sippentreffen“ entwickelte. Wichtig war ihm stets, Gemeinschaft zu stiften und zu pflegen. Er wollte etwas gegen das Vergessen wirtschaftlicher, sozialer und religiöser Zusammenhänge, gegen das Vergessen deutscher Lebensart jenseits unserer Bundesgrenzen tun.

Parallel dazu leitete er die ersten Treffen aller im Westen lebenden Birthälmer in die Wege. Damit legte er den Grundstein unserer Heimatortsgemeinschaft in Deutschland, deren langjähriger erster Vorsitzender er wurde. Leider musste er erkennen, dass die bloße menschliche Beziehungspflege ein vergängliches Erlebnis bleibt, weswegen sich ihm die Notwendigkeit einer aktuellen Dokumentation der Birthälmer Vergangenheit in Wort und Bild aufdrängte. So kam es, dass er in der Umsetzung dieser Idee seine Lebensaufgabe fand.

Ämter und Funktionen waren ihm in diesem Zusammenhang nur insofern wichtig, als sie ihm behilflich sein konnten, etwas für das gemeinsame Ziel zu bewegen. In den 90er Jahren startete er in Siebenbürgen, gemeinsam mit seiner Frau, eine gewaltige Beschaffungsaktion von Unterlagen. Gleichzeitig bat er bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Landsleute um Spenden, versuchte Beziehungen zu Sachverständigern aufzubauen und neue Mitstreiter zu gewinnen. So war er bei der Erstellung des Birthälmer Heimatbuches eine zentrale Schlüsselfigur.

Er war kein Einzelkämpfer oder Selbstdarsteller, sondern ein streitbarer Demokrat, dem die breite Meinungsbildung und Beteiligung am Herzen lag. Dafür opferte er viel Herzblut und Energie. Es ging ihm darum, alles was er tat, einvernehmlich mit anderen und für andere zu tun. Deshalb enttäuschten ihn das moderate Echo auf seine Bemühungen und die vornehme Zurückhaltung mancher Landsleute.

Fasziniert von der Kulturgeschichte Siebenbürgens

Nur eines konnte er nicht: Aufgeben. Er war fasziniert von der Dokumentation siebenbürgisch-sächsischer Kulturgeschichte. Rastlos und unermüdlich bemühte er sich, die verfügbaren Zeugnisse einer einzigartigen und bewegten Geschichte für die Nachkommen niederschreiben zu lassen. So als hätte er es geahnt, dass seine Zeit dafür bemessen war.

Hermann Richter versuchte, uns bewusst zu machen, dass die Beschäftigung mit unserer Herkunft identitätsstiftend nachwirkt. Sie legt Werte frei, die wir nicht verkümmern lassen dürfen, weil sie unser Selbstwertgefühl festigen. Zweifelsohne wird er breite Spuren hinterlassen. Auch das gemeinsam mit seiner Frau errichtete Archiv in seinem Wohnhaus zeigt, wie sehr er seine alte siebenbürgische Heimat ins Herz geschlossen hatte. Darum läuteten für ihn, anlässlich der Trauerfeier von Tumlingen, auch die Kirchenglocken in Birthälm.

Auch seiner Frau gebührt ein Wort des Dankes dafür, dass sie ihm geduldig über viele Jahrzehnte den Rücken gestärkt und ihn bis zuletzt bei der Erfüllung seiner Berufung und beim Gang durchs Leben gestützt hat.

Wenn anlässlich der Heimatortstreffen im Refrain des Birthälmer Liedes gesungen wird: „Ach wie teuer bist du mir, Gut und Leben weih’ ich dir (Anmerkung: Birthälm)“, dann weiß man: Hermann Richter hat diese Worte in ihrer ganzen Konsequenz ernst genommen, hat sie in die Tat umgesetzt und für sich wahr werden lassen. Dafür danken ihm alle Birthälmer von ganzem Herzen.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Wilhelm Maurer

Schlagwörter: Nachruf, Birthälm

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