27. September 2011

7. Heimattreffen in Neppendorf

Die Vorfreude auf unsere siebte Zusammenkunft im Heimatort war schon im Vorfeld des Treffens spürbar. Die meisten Landsleute waren diesmal mit dem Flugzeug aus Stuttgart oder München angereist und auf dem internationalen Flughafen von Hermannstadt gelandet.
Für Freitag, den 5. August, hatte das Neppendorfer Presbyterium zum Kirchenputz aufgerufen. 35 Frauen und Männer sind diesem Aufruf gefolgt und haben die Kirche auf Hochglanz gebracht. Alle fleißigen Helferinnen und Helfer wurden dann mit einem deftigen Mittagessen bei unserem Landsmann Sepp Schnell in seiner Gaststätte „La Sepp“ belohnt. So konnte das 7. Heimattreffen starten.

Am 6. August um 18.00 Uhr füllte sich das Gotteshaus mit über 300 Personen fast bis auf den letzten Platz. Der Ortspfarrer und Dechant des Hermannstädter Kirchenbezirkes, Dietrich Galter, begrüßte alle Teilnehmer aufs Herzlichste und wünschte unserem Treffen ein gutes Gelingen. Er betonte die Notwendigkeit unseres Lebens im Glauben an den dreieinigen Gott und unterstrich immer wieder zwei Begriffe: Bewahrung und Erneuerung. Ja, unsere Heimatkirche ist bestrebt, was unsere Vorfahren in mühseliger Arbeit geschaffen haben, möglichst gut zu bewahren. Das sind unser Gotteshaus, das Pfarrhaus, die deutsche Schule und der Friedhof. Unsere Kirche ist auch in stetiger Erneuerung, da die einzelnen Gemeinden immer mehr geschrumpft sind und die Ökumene immer wichtiger wird. Anschließend hielt der ehemalige Dekan des Theologischen Instituts Hermannstadt, Dr. Hermann Pitters, einen Vortrag über unseren lutherischen Glauben Augsburgischen Bekenntnisses, wurden wir doch alle in unserer Heimatkirche von unseren beliebten und hochgeschätzten Pfarrern Dr. Hellmut Klima und Heinrich Galter getauft, konfirmiert und die meisten auch hier getraut. Der österreichische Botschafter aus Bukarest, Dr. Michael Schwarzinger, begrüßte die Anwesenden mit bewegenden Worten und wies auf die Verbundenheit der Republik Österreich mit den Landlergemeinden Neppendorf, Großau und Großpold hin. Schade, dass die Großpolder ihr Treffen auch an diesem Wochenende feierten, während die Großauer ihr Heimattreffen eine Woche später feierten. Im Gottesdienst war auch der 33-jährige Helge Fleischer, ein gebürtiger Neppendorfer, anwesend, der als Unterstaatssekretär in der rumänischen Regierung Verantwortung für die Belange der Minderheiten in Rumänien übernommen hat. Aus Österreich war Renate Liebhart-Bauinger angereist, die Verfasserin der drei Neppendorf-Bände. Der Kurator von Neppendorf, Josef Beer, dankte allen Helferinnen und Helfern, die das Gotteshaus so festlich hergerichtet haben. Anschließend ergriff Helmut Gromer, der 1. Vorstand der HOG Neppendorf, das Wort. Er sprach auch über die Anliegen der HOG, die sich derzeit besonders für die Friedhofspflege einsetzt, für die Hermann Gierlich verantwortlich ist. Der Neppendorfer Friedhof befindet sich in einem tadellosen Zustand. In den letzten Julitagen und den ersten Augusttagen dieses Jahres wurden Reparaturarbeiten an der Kapelle und der Friedhofsmauer durchgeführt. Gromer möchte sich in Zukunft auch mehr für die alten und bedürftigen Landsleute im Heimatort einsetzen. Auch ist es ein Anliegen der gesamten Gemeinde die beiden Schulgebäude zu sanieren, die trostlos aussehen.
Festgottesdienst in der evangelischen Kirche in ...
Festgottesdienst in der evangelischen Kirche in Neppendorf. Foto: Johann Gärtz
Musikalisch wurde dieser Eröffnungsgottesdienst vom Kammerchor Allegretto unter der Leitung von Prof. Gheorghe Stoica mitgestaltet. Im Anschluss an den Gottesdienst ging man geschlossen zum Friedhof, wo eine 12-Mann-Kapelle der Neppendorfer Blasmusik diese Feierlichkeit musikalisch umrahmte. Altpfarrer Heinrich Galter gedachte unserer Verstorbenen und betonte, dass jedes einzelne Grab Familiengeschichte bedeute. Unsere Verstorbenen sind einfach ein Teil von uns und gehören zu uns. Nach dieser ergreifenden Feierlichkeit begann die Unterhaltung im festlich geschmückten Großen Saal unserer Gemeinde. Da der Platz der festlich gedeckten Tische nicht ausreichte, mussten noch schnellstens einige Tische hergerichtet werden. Renate Köber, die Pfarramtssekretärin, löste auch dieses Problem mit ihrer sicheren und lockeren Art. Leider waren viele Anwesende mit dem dargebotenen Essen eines Party-Services unzufrieden. Es war nicht nur sehr teuer, aber auch nicht frisch zubereitet. Die Mici waren innen noch roh. Deshalb gingen die meisten am Sonntag zu unserem Landsmann Sepp Schnell und konnten seine schmackhaft zubereiteten Speisen genießen.
Neppendorfer Musikanten in Tracht vor der Kirche. ...
Neppendorfer Musikanten in Tracht vor der Kirche.
Die Kleinbesetzung unserer Neppendorfer Blaskapelle unter der fachkundigen Leitung von Mathias Hubner bekam auch aus Hermannstadt durch loan Petcu und Christian Popescu Verstärkung. Die Kapelle spielte in folgender Besetzung zum Tanz auf: Kurt Müller (Flügelhorn), Kurt Reisenauer (Flügelhorn), Johann Gärtz (Flügelhorn), Hans Reisenauer (Trompete), Andreas Beer (Tenorhorn), Christian Popescu (Bariton), Mathias Hubner (Klarinette), Kurt Reisenauer (Klarinette), Josef Liebhart (Posaune), loan Petcu (Posaune), Jens Podolski (Tuba) und Martin Stefan (Schlagzeug). Jens Podolski ist ein waschechter Berliner und fühlte sich pudelwohl in unserer Mitte. Kurt Reisenauer (Panga-Brimes) führte gekonnt durch das Abendprogramm und bereicherte mit seinen Einlagen diesen unvergesslichen Abend. Er warb seitens der HOG für neue Mitglieder. Die Mitgliederzahl ist im letzten Jahr stark angestiegen, trotzdem seien immer noch viele Landsleute zurückhaltend. Die Walzer, Polka oder Tangos, die zu Gehör gebracht wurden, erinnerten uns an die Zeit, als wir noch alle in der Heimat weilten. Schnell wurde auch das Tanzbein geschwungen und die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Das älteste anwesende Ehepaar war Mathias Beer (85 Jahre) und Katharina Beer (83 Jahre) von Hausnummer 854. Zu den älteren Teilnehmern zählten auch Altpfarrer Heinz Galter (85 Jahre), Michael Gierlich (82 Jahre), Georg Bleier (81 Jahre) und Elisabeth Rosenauer (81 Jahre). Auch altgediente Musikanten waren beim Heimattreffen dabei: Michael Schwachhofer (Hausnummer 46) spielte 34 Jahre das Tenorhorn, Josef Schnell (Nr. 448) blies 32 Jahre die Klarinette in der Kapelle und Michael Gierlich (Nr. 482) war 35 Jahre mit seinem Tenorhorn aktiver Bläser. Ein beeindruckender Moment war der Soloauftritt von Hanna Müller, der 12-jährigen Tochter des 1. Flügelhornisten Kurt Müller, die gekonnt sang und stürmischen Beifall erntete. Sie ist in einem musikalischen Wettbewerb mit über 500 Teilnehmern unter den besten zwölf gelandet. Eine großartige Stimme!

Der Sonntagsgottesdienst war erneut gut besucht. Pfarrer Dietrich Galter predigte von Erwartungen und Gefühlen, die in diesen Tagen auf uns einströmen. Im Jahr 1991, als er das Amt des Pfarrers in Neppendorf von seinem Vater Heinz Galter übernahm, waren es in Neppendorf noch über 500 Gemeindeglieder. Gegenwärtig sind es um die hundert Gemeindeglieder. Pfarrer Galter unterstrich in seiner Predigt die Notwendigkeit des täglichen Brotes und stellte dabei folgende Frage: Bekommt unsere Seele genug Nahrung? Wir sollten alles tun, damit wir in unserem Glauben gestärkt werden. Auch dieser Gottesdienst wurde musikalisch vom Kammerchor Allegretto und der Neppendorfer Blaskapelle umrahmt. Das Orgelspiel besorgte Victor Radulescu. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde vor der Kirche, beim Heldendenkmal, der Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. Allein der Erste Weltkrieg hatte 80 Todesopfer zu beklagen, während der Zweite Weltkrieg 216 Opfer für unsere Gemeinde forderte. Diese bewegende Andacht gestaltete Altpfarrer Heinz Galter, während Pfarrer Dietrich Galter das Gebet sprach und den Segen der Gemeinde erteilte. Pfarrer Galter sen. erinnerte auch an die Russland-Deportation, wo auch er als kaum 18-jähriger Bursche nach Russland zur Zwangsarbeit deportiert wurde. Als die Kapelle „Ich hatt’ einen Kameraden“ ertönen ließ, war kein Antlitz mehr tränenleer. Kurator Josef Beer und Kirchenvater Michael Rastel legten einen Kranz am Heldendenkmal nieder.
Altpfarrer Heinz Galter und Pfarrer Dietrich ...
Altpfarrer Heinz Galter und Pfarrer Dietrich Galter mit Kurator Josef Beer und Kirchenvater Michael Rastel, die einen Kranz am Heldendenkmal zum Gedenken an die gefallenen der beiden Weltkriege niederlegen.
Dann wurde der gesellige Teil im Saal fortgesetzt, wo die Kapelle erneut mit ihren Gesangssolisten Kurt Müller, Kurt Reisenauer und Mathias Hubner zum Tanz aufspielte. Man war in Hochstimmung und setzte die Unterhaltung bis in die späten Abendstunden fort. Am Montag fuhr man mit Pferdegespannen in „die Wiesen“, wo Sepp Schnell für unsere Landsleute grillte und am Abend ein riesiges Lagerfeuer aufflackern ließ.
Andacht auf dem Neppendorfer Friedhof. ...
Andacht auf dem Neppendorfer Friedhof.
Dienstag wurde zum Ausklang des Heimattreffens ein Ausflug in das Thorenburger Salinen-Museum veranstaltet, an dem sich 35 Personen beteiligten. Einen herzlichen Dank den Organisatoren dieses gelungenen und lehrreichen Unternehmens. Danke, Renate Köber! Danke, Josef Beer! Danke dem Pfarrerehepaar Sunhild und Dietrich Galter. Abschließend sei erwähnt, dass dieses 7. Heimattreffen ein Volltreffer war. Wir danken dem Presbyterium unserer Heimatkirche und ganz besonders Renate Köber für den guten Ablauf. Wir freuen uns auf das nächste Treffen im Herbst 2012 in Denkendorf.

Helmut Leonbacher

Schlagwörter: HOG, Treffen, Neppendorf

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