1. Dezember 2011

Von A wie Ausreise bis Z wie zurück nach Zied

Zied ist eine kleine Ortschaft in der Nähe von Agnetheln in Südsiebenbürgen. Die Gemeinde zählte auch auf ihrem Höhepunkt nie mehr als 500 sächsische Einwohner. Trotzdem sind wir stolz, dass unsere Großväter es als kleine Gemeinschaft in schwierigen Zeiten geschafft haben, die typischen und wichtigen Gebäude eines sächsischen Dorfes wie Kirche, Pfarrhaus, Schule, Kulturhaus zu bauen und einen schönen Park anzulegen.
Nach der Ausreise auch des letzten Zieder Sachsen im Jahr 1993 verpachtete das Landeskirchenkonsistorium in Hermannstadt ohne große Einbindung der Zieder einen Teil dieses kulturellen Erbes (das Pfarrhaus) für 99 Jahre an die Stiftung Don Bosco. Da zu diesem Zeitpunkt alle hier in Deutschland lebenden Zieder mit der Suche einer „neuen Heimat“ beschäftigt waren, wurde dieser Prozess kaum wahrgenommen. Erst 15 Jahre später, als auch kirchliche Liegenschaften in anderen Dörfern im Internet angeboten wurden, wurde vielen Ziedern bewusst, dass sie etwas unternehmen sollten, um mindestens den Rest zu bewahren und nicht „fremden Händen“ zu überlassen. An den Gebäuden wurden keine erhaltenden Maßnahmen durchgeführt. Einiges wurde auch mutwillig von den neuen Bewohnern Zieds zerstört. Da der Vorstand der HOG Zied hauptsächlich mit den Belangen der Zieder in Deutschland beschäftigt war, wurde beschlossen einen Verein zu gründen, der seine Priorität mehr auf die Zieder Gebäude richten sollte. Dies erfolgte im Herbst 2007.

Die Zahl der Gründungsmitglieder war mit sieben Ziedern überschaubar. Nachdem alle darüber informiert wurden, erhöhte sich die Zahl auf heute 71. Ich möchte mich hiermit im Namen des Vorstandes bei allen für das mir bis jetzt entgegengebrachte Vertrauen bedanken.

Eine erste Aktion war im Frühjahr 2008 dem Dach der Kirche und Schulgebäude gewidmet. Erste Priorität war es, die gröbsten „Löcher erst mal zu stopfen“. Schon drei Jahre später zeigte sich, dass die alten Dachziegel für die langen Frostperioden nicht mehr geeignet sind. Wir erkannten die Notwendigkeit, das gesamte Dach neu einzudecken. Um ausreichend Mittel zu generieren, wurde auch der Zieder Chor aktiv und produzierte die Musik-CD „Bam olde Kirschbåum“ mit bekannten deutschen und sächsischen Liedern. Der Erlös aus dieser CD, die inzwischen ausverkauft ist, wurde komplett dem Verein zur Verfügung gestellt. Danke nochmals allen Chormitgliedern für den Einsatz.
Das Dach der Zieder Kirche wurde renoviert. Foto: ...
Das Dach der Zieder Kirche wurde renoviert. Foto: Pfarrer R. Boltres
Nach mehreren Gesprächen mit dem Bezirkskonsistorium und Bezirksdechant Dietrich Galter samt Verwaltungskomitee erhielten wir im Frühjahr 2011 die erhoffte Unterstützung. Das Kirchendach konnte neu eingedeckt werden. Dabei übernahm der Verein die Material- und das Bezirkskonsistorium die Arbeitskosten. Mitte September wurde der Vertrag mit einer Firma unterzeichnet, die das Dach inzwischen saniert hat. Wir hoffen, hiermit das Problem eines undichten Daches erstmal gelöst zu haben. Unser Beitrag für den Erhalt der Kirchenburg ist noch nicht abgeschlossen, allerdings einen großen Schritt vorangekommen. Zusätzlich wurde in einem anderen, kleineren Nebenprojekt das Dach am Saal (Kulturhaus) überstiegen. Dieses Gebäude können wir dadurch vor dem weiteren Verfall vorerst bewahren.

Kleinere Reparaturen wurden auch am Schulgebäude getätigt. Hier drang das Wasser neben den Schornsteinen bei länger anhaltendem Regen in größeren Mengen ein. Um dem entgegenzuwirken, wurden die Dachrinnen gereinigt und zum Teil erneuert. Der Keller des Gebäudes war auch schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Es drohte an manchen Stellen eine komplette Destabilisierung des Gebäudes, was mittelfristig den Einsturz zur Folge gehabt hätte, wenn ein Untermauern nicht erfolgt wäre. Diese Notwendigkeit erkannte auch das Bezirkskonsistorium und stimmte einer Sanierung zu. Auch diese ist inzwischen zu 99 Prozent abgeschlossen. Der Keller wurde freigelegt und gesäubert.

Für das Pfarrhaus wurde inzwischen eine tragbare Lösung gefunden. Nachdem der Vertrag mit Don Demidoff gekündigt wurde, bestand erstmals die Möglichkeit, auch dieses Haus vor dem Verfall zu schützen.

Die Herausforderung das Pfarrhaus in Eigenregie zu sanieren, war für den Verein und die HOG zu groß. Daher wurden mehrere Möglichkeiten besprochen und geprüft. Nach fast zweijähriger Diskussion (intern und mit dem Bezirkskonsistorium) wurde das Haus privat an einen Zieder veräußert. Die wichtigsten Arbeiten sind inzwischen abgeschlossen: Dach neu eingedeckt, Fassade in alter Form wieder hergestellt, Drainagen gelegt etc. Wir sind der festen Überzeugung, dass unser Bemühen nicht sinnlos sein wird. Die Welt verändert sich schneller denn je, die Erwartungen ändern sich täglich. Wir versuchen mit der Arbeit in unserem Verein, mit dem Geld und der Zeit, die wir investieren, die Geschichte und unsere Heimat für unsere Nachwelt zu erhalten.

Ich wünsche allen Vereinsmitgliedern und allen Ziedern eine schöne Weihnachtszeit und ein gesundes neues Jahr 2012. Wir werden uns den Herausforderungen auch im nächsten Jahr stellen und die erforderlichen Aufgaben, soweit möglich, erfolgreich lösen.

Zum Schluss möchte ich noch einen besonderen Dank meiner Frau und Willi Schneider aussprechen. Sie haben mich immer wieder ermuntert und mit Rat und Tat unterstützt! Allen anderen Lesern, die Ähnliches vorhaben (planen), kann ich gerne Fragen beantworten. Am besten erreichen Sie mich über die E-Mail-Adresse Friedrich-Rottmann[ät]t-online.de.

Friedrich Rottmann

Schlagwörter: Zied, Kirchenrenovierung, HOG

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