7. August 2015

Orgeleinweihung in Nußbach

„Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen“, erklang es am 11. Juli 2015 beim Festgottesdienst in der evangelischen Kirche Nußbach, und in Begleitung der renovierten Orgel wirkte der Gesang der Gemeinde inniger, flehender und machtvoller.
Sie steht wieder über dem Altar in der Kirche in neuem Glanz und mit neuem Klang. Generationen von Nußbachern hat sie bei freudigen und traurigen Anlässen begleitet und ist ihnen ein Stück Heimat: die Orgel von Nußbach. 1907 von den Gebrüdern Rieger aus Jägersdorf (Österreichisch-Schlesien) gebaut, ersetzte sie das Instrument von Johann Prause aus dem Jahr 1793, dessen barockes Gehäuse heute noch steht. Die pneumatische Orgel ist zweimanualig, mit Pedal und zehn Registern, ihre letzte Reparatur erfolgte 1931 durch den Kronstädter Orgelbauer Karl Einschenk. Der schlechte Zustand dieser Orgel war dem damaligen Pfarrer Günter Herberth und dem Presbyterium schon lange bekannt. Zu Beginn der achtziger Jahre mussten jedoch andere Prioritäten gesetzt werden: Kirche und Pfarrhaus wurden renoviert und Pfarrer Helmut Otto Reich wurde 1989 der neue Seelsorger. Infolge der Ereignisse vom Dezember desselben Jahres verließen viele die Heimat, darunter auch die Pfarrfamilie. Die Zukunftspläne, einschließlich der Orgelreparatur, scheiterten. Von einst 653 Seelen schrumpfte die Gemeinde auf heute 96. Ein Gemeindepfarrer war nicht mehr tragbar.

Das Verdienst der Orgelrestaurierung ist dem jetzigen Presbyterium, dem Kurator und allen in Nußbach Verbliebenen zuzuschreiben, die im Vertrauen auf Gott den Mut nicht verloren und trotz aller Widrigkeiten die Kraft gefunden haben, diese Orgel in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen, so dass ihre Stimme heute wieder rein und kraftvoll zum Himmel emporsteigen kann.

Damit das große Werk gelingen konnte, waren viele fleißige Hände nötig. Neben László Bors mit seinem Team engagierten sich Kurator Foof, das Presbyterium und viele Helfer aus der Gemeinde. Die Familien Philippi und Schlandt boten stets fachkundigen Rat zur Unterstützung. Eine solch großartige Leistung kann nur erbracht und vollendet werden, wenn man sie gemeinsam angeht und das Miteinander bis zu ihrer Vollendung durchhält. Zweifellos war das kein geringer Kostenfaktor für die Gemeinde, doch in gemeinsamer Anstrengung und mit Hilfe von Spenden als Zeichen der Verbundenheit seitens gutgesinnter Menschen wurde das Vorhaben in die Tat umgesetzt. Nußbach und seiner Kirche fühlen sich einzelne Familien und Personen, aber vor allem unsere Heimatortsgemeinschaft als Ganzes verbunden. Über die Renovierung der Orgel wurden unsere Mitglieder rechtzeitig informiert (über das „Nußblatt“ und unsere Homepage www.nussbach.de) und es wurde viel darüber gesprochen – nicht zuletzt Pfingsten 2015 beim Heimattag in Dinkelsbühl, an dem 50 Landsleute teilnahmen.

Orgelbauer László Bors vor dem Altar und der ...
Orgelbauer László Bors vor dem Altar und der Orgel in der evangelischen Kirche Nußbach. Foto: Harald Johannes Zelgy
„Identität lohnt sich“ war das Motto dieses Heimattages. Anknüpfend möchte ich sagen: Unsere Identität lebten wir auch in Nußbach. Wir haben uns gemeinsam dazu bekannt, als in feierlichem Gottesdienst die renovierte Orgel wieder eingeweiht wurde. Nimmt eine Gemeinschaft ein solch großes Unterfangen in Angriff, so ist das wohl bedacht, und im Bewusstsein ihrer Identität bekennt sie sich damit nicht nur zu ihrer evangelischen Kirchenmusiktradition, die über Jahrhunderte in unserem Gotteshaus gepflegt wurde, sondern auch zu ihrer evangelischen und siebenbürgisch-sächsischen Tradition und Kultur als Ganzem.

Der sonnige Sommertag der Orgelweihe war ein unvergesslicher Festtag für die Nußbacher, die Pfarrer und Kuratoren der Burzenländer Gemeinden, die Vertreter des Forums, der Heimatortsgemeinschaft und für die vielen Gäste von nah und fern. Den besinnlichen Gottesdienst gestaltete Pfarrerin Adriana Florea, die diese Gemeinde unterm Geisterwald betreut. Die Festpredigt hielt Dr. Daniel Zikeli, Bischofsvikar und Dechant des Kronstädter Kirchenbezirks. Der musikalische Rahmen wurde von Frau Prof. Ursula Philippi an der Orgel und Kurt Philippi am Violoncello ausgeführt. Im Anschluss an den Gottesdienst, bei Baumstriezel und Fruchtsäften, bot sich am Pfarrhof die Gelegenheit für gute Gespräche und auch über die Tätigkeit des Orgelbauers László Bors wurde manches bekannt.

Am Nachmittag erklang erneut die „Königin der Instrumente“ in der gotischen Saalkirche von Nußbach, diesmal in einem Orgelkonzert, kunstvoll gespielt von den Organisten Ursula Philippi und Eckart Schlandt, mit Gesangseinlagen von Maria Kohlenberg, einer jungen Musikpraktikantin aus Deutschland, während Kirchenmusiker Kurt Philippi den Gästen die renovierte Orgel vorstellte. Dieser wundervolle Tag klang mit einem Festessen im Gemeindesaal und lobenden Gruß- und Dankesworten an die Beteiligten dieses Gemeinschaftswerkes aus.

Unsere Heimatortsgemeinschaft spricht allen, die durch Arbeit, wertvolle Ratschläge oder Spenden zur Vollendung der Orgelrenovierung beigetragen haben, ihre volle Anerkennung aus und wir danken dem Presbyterium für die herzliche Einladung samt dem Ehepaar aus Franken, Erich und Rosi Adler, Organist beim Gottesdienst des Nußbacher HOG-Treffens. Bei dieser Gelegenheit konnten wir ihnen unseren Herkunftsort vorstellen und erlebten zusammen einen bedeutungsvollen Tag.

Wir wünschen der Gemeinde sowie allen Besuchern, die hören und genießen wollen, allen Organisten, die auf dieser Orgel musizieren werden, schöne musikalische Erlebnisse. Denn Musik ist unverzichtbar für unser Gemüt, für unsere Seele, sie schenkt uns stets ein ruhiges und fröhliches Herz.

Harald Johannes Zelgy

Schlagwörter: Nußbach, Orgel, Einweihung

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