6. Juni 2016

"Ehrenamtlicher Burgeinsatz": Ein Projekt der HOG Wurmloch e.V.

Am 23. April 2016 machten sich Michael Pelger, Matthias Schmidt und Christa Beckenbauer, Mitglieder des Vereins HOG Wurmloch e. V., auf den Weg in ihre Heimatgemeinde Wurmloch. Ihre Aufgabe war es, die Voraussetzungen für das Projekt „Ehrenamtlicher Burgeinsatz“ zu realisieren. Was ist damit gemeint? Nach dem Beispiel des Projekts „Bergeinsatz-Caritas-Schweiz“, bei dem motivierte Freiwillige Bergbauernfamilien in schwierigen Situationen helfen, möchte der Verein HOG Wurmloch e.V., ehrenamtliche Helfer für die Kirchenburg Wurmloch gewinnen. Christa Beckenbauer und ihr Mann Werner hatten 2011 selbst eine Bauernfamilie zehn Tage lang tatkräftig unterstützt.
Aus dieser Erfahrung entstand die Idee, etwas Ähnliches ins Leben zu rufen. Die ersten Gespräche mit dem Bezirkskuratorium in Mediasch fanden im Sommer 2014 statt. Die positive Resonanz ermutigte den Vereinsvorstand, weiter zu planen. Anlässlich einer Reise nach Rumänien im Mai 2015 fand ein Treffen mit der für Wurmloch zuständigen Pfarrerin Bettina Kenst statt. Dabei wurden detaillierte Vorstellungen und Wege zur Realisierung geklärt. Bettina Kenst war von dieser Idee begeistert, zumal sie sich über die angeschlagene Gesundheit von Johanna Schneider, welche sich damals um die Öffnung der Kirchenburg kümmerte, sorgte. Als Johanna Schneider Ende 2015 gesundheitsbedingt aufhörte, übernahm Kurator Michael Weber ihre Aufgaben. Das neue Projekt soll ihn dabei unterstützen.

Wie wurde die Idee für die Wurmlocher Kirchenburg modifiziert? Zunächst galt es, eine Unterkunft für die freiwilligen Helfer zu finden. Hierfür gut geeignet schien die ehemalige Burghüterwohnung, welche im Winter für die Gottesdienste genutzt wurde. Entsprechend umgestaltet, würde sie als kostenfreie Wohnung für die unentgeltlich Arbeitswilligen einsetzbar werden. Worin besteht der ehrenamtliche Arbeitseinsatz/die ehrenamtliche Hilfe? Wie allgemein bekannt sein dürfte, gehört die Wurmlocher Kirchenburg und der Ortskern bereits seit 2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Dadurch reisen viele Touristen nach Wurmloch, um die imposante Burganlage und die Kirche zu besichtigen. Vielen, die zum ersten Mal durch Siebenbürgen reisen, ist die Geschichte der Siebenbürger Sachsen nur wenig oder gar nicht bekannt. Sie wissen z.B. nicht, wie die Menschen dort über mehr als 800 Jahre gelebt haben, welche Bräuche und Traditionen überliefert wurden, was dazu geführt hat, dass so viele ausgewandert sind. Ehrenamtliche Helfer sollen die Besucher nun empfangen, durch die Kirchenburg führen und Details aus der Geschichte weitergegeben. Sie könnten von den Siebenbürger Sachsen erzählen, von ihren Festen, ihren Trachten, ihrem Tagesablauf. Darüber wird ausreichend Material zur Verfügung gestellt.

So steht es auch im dafür erstellten Flyer: „Wir suchen ehemalige Wurmlocher und Siebenbürger Sachsen, die ihren Heimatort Wurmloch oder ihre umliegende Heimat wiederentdecken und anderen gerne präsentieren möchten. Wir bieten die Möglichkeit, einfach aber kostenfrei, in der Burghüterwohnung zu wohnen.“ Bereits im Weihnachtsbrief 2015 wurden die ehemaligen Wurmlocher über dieses Projekt informiert und ermutigt, sich zu beteiligen. Die positive Resonanz, die finanzielle Unterstützung, neue Mitglieder sowie die eine oder andere Spende trugen dazu bei, die nächsten Schritte in Angriff zu nehmen.

So fand im April die eingangs erwähnte Reise statt, um die Burghüterwohnung zu renovieren. Was war zu tun? Zuerst musste ausgeräumt und gründlich geputzt werden. Dann folgten Arbeiten an der Strom- und Wasserversorgung. Löcher in den Wänden wurden verspachtelt, herabgebröckelter Putz erneuert. Teile des Fußbodens wurden ebenfalls erneuert und gescheuert. An den Fenstern fehlten Glasscheiben, welche ersetzt wurden. Dann ging es ans Weißeln. Drei Schichten mussten aufgetragen werden, bis eine schöne gleichmäßige Farbschicht die Räume in neuem Licht erstrahlen ließ. Am 5. Mai kam, trotz einer ersten Terminverschiebung, der Vorstand des Vereines HOG Wurmloch e.V., Martin Wagner, mit dem angekündigten Hilfstransport. Der Verein für mehr Humanität und Frieden e.V. spendete die gesamte Einrichtung und lieferte sie auch direkt vor Ort. Der große Wohn- und Schlafraum wurde mit Betten, Sofas und einem großen Esstisch gemütlich eingerichtet. Ein alter handbemalter Schrank in traditioneller Optik rundet die Einrichtung ab. Die Küche wurde mit einem großen Kühlschrank, Elektroherd und Spülbecken ausgestattet. Mikrowelle, Kaffeemaschine, Wasserkocher, allerlei Geschirr und Küchenutensilien stehen zur Verfügung.

Kurz gesagt: Die Reise von Michael Pelger, Matthias Schmidt und Christa Beckenbauer war mehr als erfolgreich. Freunde und Bekannte, die von dem Einsatz wussten, waren neugierig auf die Ergebnisse. Bilder, welche die Räume vor und nach der Renovierung zeigen, können auf der Homepage www.hog-wurmloch-siebenbuergen.de angeschaut werden. Dort finden Interessierte auch weitere Informationen.

Alle angefallenen Kosten für die Renovierung der Burghüterwohnung wurden vom Verein HOG Wurmloch e.V. übernommen und konnten dank Mitgliedsbeiträgen sowie Spenden ehemaliger Wurmlocher, problemlos getragen werden. Für die eigene Übernachtung und Verpflegung während des 14-tägigen Aufenthalts kamen die drei „Ersthelfer“ selbst auf.

Nun hoffen die Initiatoren des Projekts „Ehrenamtlicher Burgeinsatz“, dass sich auch andere ehemalige Wurmlocher und Siebenbürger Sachsen für dieses Projekt interessieren und durch eine aktive Teilnahme ihre Erinnerungen dabei bewahren, weitergeben, auffrischen und erneuern.

Interessierte Leser, die sich anmelden möchten, kontaktieren die Organisatoren bitte über das Kontaktformular der Homepage. Geben Sie bitte Ihren Namen, Ihre Adresse und Telefonnummer sowie den angedachten Zeitraum für ihren Einsatz an. Sie werden zeitnah zurückgerufen und können sich dann verbindlich anmelden. Auf der Homepage findet man auch freie und belegte Zeiträume. Es wird nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ verfahren.

Über ein reges Interesse, viele Anmeldungen und eine hoffentlich erfolgreiche Zusammenarbeit freuen sich der Vorstand des Vereins HOG Wurmloch e.V. und die Ansprechpartner vor Ort.

Christa Beckenbauer

Schlagwörter: Wurmloch, Kirchenburgen

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