7. April 2017

Burzenländer präsentieren sich als starke Gemeinschaft

Die Burzenländer präsentieren sich als starke Gemeinschaft, bemühen sich aber auch um eine gute Vernetzung mit partnerschaftlichen Organisationen, um ihre Ziele umzusetzen. 43 Vertreter der 15 Burzenländer Heimatortsgemeinschaften, der assoziierten HOG Bukarest und der Neuen Kronstädter Zeitung e.V. erörterten auf ihrer 34. Arbeitstagung vom 24. bis 26. April in Crailsheim-Westgartshausen mehrere Vorhaben der Gemeinschafts- und Kulturpflege. Nachdem sie in den beiden letzten Tagungen ihre Männer- und Frauentracht dokumentiert haben, werden die Burzenländer sie in diesem Jahr auf drei großen Festumzügen präsentieren: beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen am 4. Juni in Dinkelsbühl, beim Sachsentreffen am 5. August in Hermannstadt und beim Oktoberfest am 17. September in München.
Beim Oktoberfest zeigen rund 150 Trachtenträger unter der Leitung von Udo Buhn, stellvertretender Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland, sowie 45 Mitglieder der Vereinigten Burzenländer Blaskapelle unter dem Dirigenten Klaus Knorr die Festtrachten des Burzenlandes.

Die Med(en), d.h. die konfirmierten Mädchen im Burzenland, tragen seit den 1920er Jahren bis zu ihrer Heirat in der Regel die cremefarbene Mädchen- oder Jugendtracht. Die Frauentracht ist hingegen schwarz und der Schmuck zumeist golden. Das kennzeichnende Merkmal der Frauentracht ist „die das Gesicht strahlenkranzartig umrahmende meist schwarzsamtene Spitzenhaube“, heißt es in der Bewerbungsmappe, die die Burzenländer in sehr guter Zusammenarbeit mit dem Bundeskulturreferenten des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Hans-Werner Schuster, beim Festring e.V., dem Organisator des Oktoberfestzuges einreichten.
Teilnehmer der 34. Burzenländer Arbeitstagung. ...
Teilnehmer der 34. Burzenländer Arbeitstagung. Foto: Udo Buhn
Die typische Burzenländer Kopfbedeckung der Männer, ein steifer halbrunder Hut aus feinem schwarzem Filz, mit schmaler Krempe und geziert durch ein breites Samtband, wurde vor über 100 Jahren durch einen modernen, „städtischen“ Hut verdrängt und wird nun speziell für den Trachten- und Schützenzug des Oktoberfestes wiederbelebt. Beide Varianten, der weiche, eingedrückte „städtische“ und der wiederbelebte runde Hut, werden nun beim Oktoberfest zu sehen sein, wobei die Männer in dem aus dunkelblauem Tuch gefertigten Rok, dem blauen Kirchenmantel, auftreten. Die Burzenländer freuen sich über diese großartige Möglichkeit der Präsentation, wird doch der Oktoberfestzug am 17. September im Ersten (ARD) und Bayerischen Fernsehen weltweit ausgestrahlt.

Rosemarie Chrestels, Schriftführerin der HOG-Regionalgruppe Burzenland, wird ihre herausragende Dokumentation der Frauentracht, die sie bei der letztjährigen Tagung vorlegte, um die Dokumentation der Männertracht ergänzen und zu einer Broschüre ausbauen, die im nächsten Jahr gedruckt wird.
Regionalgruppenleiter Karl-Heinz Brenndörfer und ...
Regionalgruppenleiter Karl-Heinz Brenndörfer und Schriftführerin Rosemarie Chrestels bei der 34. Burzenländer Arbeitstagung in Crailsheim. Foto: Petra Reiner
Schriftliche Grußworte an die HOG-Regionalgruppe Burzenland gingen von Landeskirchenkurator Friedrich Philippi und Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt, ein. Wittstock erinnerte an die „intensiven Kontakte und lebendige partnerschaftliche Beziehung“, die das Kreisforum und die Regionalgruppe seit bald zehn Jahren pflegen. Der Evangelische Kirchentag wird Ende September 2017 in Kronstadt im Zeichen des 500-jährigen Reformationsjubiläums gefeiert, wobei die HOG-Regionalgruppe Burzenland und die Heimatgemeinschaft der Kronstädter das Großereignis mit beachtlichen Spenden unterstützen werden.

Heimattreffen vor und nach dem Sachsentreffen in Hermannstadt

Über die Planung des Sachsentreffens in Hermannstadt berichtete Karl-Heinz Brenndörfer (Heldsdorf), Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland. Die Burzenländer werden dort am 5. August in einem eigenen Trachtenblock auftreten und ihre 2011 registrierten Wappenschilder tragen. Vor und nach dem Sachsentreffen sind Heimattreffen und Begegnungen in mehreren Ortschaften des Burzenlandes geplant: am 29. Juli in Tartlau, 1.-2. August in Zeiden, 10. August in Rothbach und Petersberg, 11.-13. August in Heldsdorf, 12. August in Nußbach (auf Einladung des Bürgermeisters), 10.-13. August: viertes Neustädter Heimattreffen, 13. August: zweites Wolkendorfer Heimattreffen. Zusätzlich wird auf die Kulturwoche Haferland, die vom 9.-14. August ebenfalls im Kreis Kronstadt stattfinden wird, verwiesen.

Initiativen der Heimatkirche werden begrüßt

Aus den Berichten der HOG-Vorsitzenden ging hervor, dass die Seelenzahl nicht nur in den Heimatgemeinden in Siebenbürgen, sondern auch in den Heimatortgemeinschaften generell abnimmt. Die Kirchturmeinstürze in Radeln und Rothbach im Februar 2016 haben uns bewusst gemacht, dass die Gemeinschaft von immer weniger Sachsen getragen wird. Deshalb sind die Initiativen der Evangelischen Kirche in Rumänien A.B. (EKR) zu begrüßen. Die Heimatkirche hat sich in den letzten Jahren gegenüber den Heimatortsgemeinschaften als natürlichen Partnern beim Erhalt des Kulturerbes geöffnet. So gibt es jährliche Konsultationen der EKR mit den Vertretern der Verbände, auch des HOG-Verbandes, in Deutschland, das touristische Programm „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ wurde aufgelegt, eine Zweitmitgliedschaft der Ausgesiedelten in der EKR wurde eingeführt, um ihnen mehr Mitspracherechte einzuräumen und sie stärker in die Arbeit der Kirchengemeinden einzubinden.

Zusammenarbeit mit den politischen Gemeinden

Udo Buhn betonte, dass die Heimatortsgemeinschaften vor etwa 15-20 Jahren daran gemessen wurden, ob sie einen guten Kontakt zu ihrer Kirchengemeinde hatten. Heute sei es wichtig, darüber hinaus auch mit der politischen Gemeinde, dem Bürgermeisteramt, zusammenzuarbeiten. Dies bestätigte auch Siegbert Bruss, Vorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“. Beim ersten Heimattreffen in Brenndorf im August 2016 habe er in einem Arbeitsgespräch mit dem neuen Bürgermeister Sergiu Arsene festgestellt, dass eine gewisse Schicht von Rumänen offen für unsere Kultur sei und uns als Vorbild, als Partner auf dem Weg nach Europa betrachte. Diese Gemeinsamkeiten gilt es zu nutzen. Auch andere HOG-Vorsitzende finden die Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde als Gebot der Stunde, um unsere Gemeinschaftsbauten zu erhalten, die sächsische Geschichte in Broschüren (Heldsdorf) oder Heimatmuseen (Zeiden) zu präsentieren usw.

Vorbildliche religiöse Toleranz in Siebenbürgen

Einen bemerkenswerten Vortrag über „Die Reformation im Burzenland“ hielt Pfarrer i.R. Bernddieter Schobel am Sonntag. Er zeigte auf, wie sich das reformatorische Gedankengut, beginnend mit Martin Luthers 95 Thesen, auch in Siebenbürgen verbreitete und Zustimmung fand. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der Reformator, Humanist und Schulmann Johannes Honterus, der – vom Kronstädter Magistrat gebilligt – im Oktober 1542 die „evangelisch Mess“ in Kronstadt einführte und ein Jahr später das Reformationsbüchlein herausgab. Zudem schilderte Schobel den Fortgang der Reformation in Siebenbürgen, der einzigartig im Vergleich zu anderen Ländern sei. Im Karpatenbogen habe sich die religiöse Toleranz behauptet und sei nur deshalb möglich gewesen, weil die „Träger der Reformation vornehmlich selbstorganisierte Bürger waren“. Diese Tradition verpflichte uns heute, „allen Glaubensgemeinschaften, die sich zum Kreise derer zugehörig fühlen, die das Reformationsjubiläum feiern, wie beispielsweise Evangeliumschristen, Baptisten, Adventisten, Pfingstler und andere, brüderlich zu begegnen“, betonte Bernddieter Schobel.
Kassenwart Klaus Foof (links) und Udo Buhn, ...
Kassenwart Klaus Foof (links) und Udo Buhn, stellvertretender Regionalgruppenleiter. Foto: Perta Reiner
Der von der HOG-Regionalgruppe herausgegebene und von Udo Buhn betreute Burzenländer Heimatkalender wird 2018 Fotos der Denkmäler und Gedenktafeln, die den Opfern des Ersten Weltkrieges gewidmet sind, präsentieren.
Regionalgruppenleiter Karl-Heinz Brenndörfer zeigte sich zufrieden mit der Tagung, in der auch manchmal kontrovers, aber stets konstruktiv diskutiert wurde und viele Vorhaben geplant werden konnten. Wenn nächstes Jahr nur die laufenden Probleme zur Debatte stehen, könne auch ein neues Familienwochenende geplant werden. Zwei Termine stehen jetzt schon fest: Das fünfte Burzenländer Musikantentreffen findet vom 16.-18. März 2018 in Friedrichroda statt und vier Wochen später, vom 13.-15. April, die 35. Burzenländer Arbeitstagung wieder in Crailsheim.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Burzenland, Oktoberfest, HOG-Verband, Trachten

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