31. August 2017

Fünfte Zeidner Begegnung: "Lasst uns fröhlich sein"

Unter dieses Motto stellte Pfarrer Andreas Hartig in seiner Begrüßung die fünfte Zeidner Begegnung, die am 1. und 2. August am Fuße des Zeidner Berges stattfand. Es war ein Treffen der vielen guten Nachrichten mit einem bunten und umfangreichen Programm – inklusive zweier Arbeitstage im Anschluss an den offiziellen Teil. Etwa 250 Gäste aus Deutschland und aus Zeiden beteiligten sich an den Feierlichkeiten.
Der Pfarrer der Zeidner Kirchengemeinde erinnerte daran, dass man mit fünf Begegnungen schon von einem kleinen Jubiläum sprechen könne. Zeiden feiert darüber hinaus seinen 640. Geburtstag, seit es zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde und es stehen 500 Jahre Reformation auf dem Programm. Aus diesem Anlass hat der Direktor des Kulturhauses und Bildhauer Petre Buhnici die Statuen der beiden Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon „nachgebastelt“, die nun ihren ursprünglichen Platz an der Front der deutschen Schule in der Marktgasse zurückbekommen haben. Außerdem wurde an diesem Tag im Anschluss an die Eröffnungsfeierlichkeiten der erste Stock des „Museums der Traditionen“ eröffnet mit weiteren Exponaten zur Geschichte Zeidens.
Bei schönstem Wetter fand die Eröffnung der ...
Bei schönstem Wetter fand die Eröffnung der fünften Zeidner Begegnung im Kirchhof der evangelischen Kirche statt (im Bild Nachbarvater Rainer Lehni mit Übersetzerin Mirela Kulin). Foto: Udo Buhn
Nachbarvater Rainer Lehni als Vertreter der Zeidner aus Deutschland bedankte sich bei der Kirchengemeinde für die Ausrichtung dieser Begegnung und beglückwünschte die aktive und lebendige Zeidner Gemeinschaft für ihre vielfältigen Aktivitäten. Bürgermeister Cătălin Muntean seinerseits lobte die gute Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft sowie der Kirchengemeinde. Bischofsvikar und Bezirksdechant Dr. Daniel Zikeli verwies auf das Motto der diesjährigen, zahlreichen Heimattreffen im Luther-Jubiläumsjahr: „In der Welt zu Hause, in Siebenbürgen daheim“ und appellierte an die Verantwortung jedes Einzelnen, das geistige Erbe unserer Vorfahren zu bewahren. Der Vorsitzende der Regionalgruppe Burzenland der Heimatortsgemeinschaften, Karl-Heinz Brenndörfer, machte in seinem Grußwort deutlich, wie vorteilhaft eine Zusammenarbeit der politischen Gemeinde mit der Nachbarschaft sein kann und nannte als Beispiel die Entstehung des Zeidner Museums, das vor allem auf Initiative des Altnachbarvaters Udo Buhn zustande gekommen ist. Museumdirektorin Corina Slăveanu bezeichnete in ihrer Rede die Eröffnung des Museums im vorigen Jahr als „historischen“ Tag für Zeiden. Der Direktor des Historischen Museums des Kreises Kronstadt, Nicolae Pepene, war ebenfalls voll des Lobes und bezeichnete Zeiden als die „Kulturhauptstadt des Burzenlandes“. Die Einweihung der Statuen der beiden Reformatoren Luther und Melanchthon fand im Anschluss an die Eröffnungsfeier vor der deutschen Schule statt. Redner wie Nachbarvater Rainer Lehni, Bürgermeister Cătălin Muntean, Reinhold Mieskes, in seiner Funktion als Vorsitzender der Stiftung Zeiden und einer der Sponsoren der Statuen, wiesen in ihren Reden auf die Bedeutung der beiden Reformatoren im Allgemeinen und auf ihr geistiges Erbe in Siebenbürgen hin. Man könne es als ein ganz besonderes Ereignis betrachten, dass nach über 70 Jahren, nachdem die kommunistischen Machthaber nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diese Statuen mutwillig zerstörten, diese nun auf ihren angestammten Platz zurückkehren. Und auch das muss und darf ruhig erwähnt werden: Auch hier war Altnachbarvater Udo Buhn, wie beim Museum, der „Motor der Bewegung“. Zum Schluss überreichte Kurator Peter Foof den wichtigen Sponsoren dieses Projekts Urkunden als Anerkennung für ihre Arbeiten und pekuniären Einsatz, also dem Geschäftsmann Nicolae Stinghe, dem Baumanager Ovidiu Tomazeli, dem Bürgermeister sowie dem Bildhauer Buhnici.
Einen Höhepunkt der fünften Zeidner Begnung ...
Einen Höhepunkt der fünften Zeidner Begnung bildete die Einweihung der Statuen der beiden Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon, die nun ihren ursprünglichen Platz an der Front der deutschen Schule zurückbekommen haben. Foto: Udo Buhn
Ein Bunter Nachmittag bot unter der sympathischen Moderation von Christine Vlădărean und Mihai Catargiu einen bunten Strauß mit musikalisch-tänzerischen Darbietungen – angefangen von den beiden jungen Tanzgruppen der evangelischen Kirchengemeinde, über den Kirchenchor, Flötengruppe, Zeidner Blaskapelle aus Deutschland bis hin zum Tanzensemble Măgura. Den Abend beschloss dann die Zeidner Blaskapelle, die großartig zum Tanz aufspielte. Sie ist das Herzstück einer jeden Zeidner Veranstaltung.

Auch der zweite Tag der Begegnung hatte es in sich. Pfarrer Andreas Hartig äußerte seine Freude in der Predigt am Vormittag: „Es ist schön, diese Kirche wieder voll zu sehen“, das passiere selten. Gerade jetzt, angesichts der zahlreichen Krisenherde, müsse sich die Kirche erneuern. Im Anschluss an den Gottesdienst, den Pfarrer Hartig gemeinsam mit dem Kronstädter Bezirksdechant Dr. Daniel Zikeli gestaltete und den fünf Klarinettisten unter Leitung von Heinz Mieskes musikalisch umrahmten, ging es geschlossen in den Friedhof. In einer feierlichen Zeremonie gedachten die Anwesenden ihren verstorbenen, vertrauten Menschen. In einer kurzen Ansprache rezitierte Nachbarvater Rainer Lehni das Gedicht von Rudi Gross „Das Kreuz in der Steppe“, das an das Schicksal der Verstorbenen im Donbass erinnert. Spätestens als die Blaskapelle die sogenannten „Leichenmärsche“ spielte, die Generationen von Zeidnern vertraut sind, blieb so gut wie kein Auge trocken.
Der Gang durch den „Wunderkreis“ auf der ...
Der Gang durch den „Wunderkreis“ auf der Schulfest-Wiese zu den Klängen der Blaskapelle ist ein „Pflichttermin“ einer jeden Zeidner Begegnung. Foto: Udo Buhn
Nach so einem feierlichen Vormittag ging es fröhlich weiter mit dem gemeinsamen Spaziergang auf die Schulfest-Wiese. Im Schatten der großen Kastanienbäume an Tischen oder auch auf Decken wurde fleißig erzählt und gespeist. Und natürlich durfte der Gang durch den „Wunderkreis“ nicht fehlen – nach wie vor in Begleitung unserer beliebten Blaskapelle und der gutgelaunten Zeidnern.

Am Spätnachmittag fand dann eine Führung durchs Zeidens Kirche statt. Die München-Stadtführerin Annette Königes wollte einmal nicht über ihren aktuellen Wohnort erzählen, sondern diesmal über ihren Heimat- und Geburtsort. Klaus Dieter Untch, Zeidens engagierter Organist, Lehrer, Komponist, Dirigent und Musiker rundete diesen kulturellen Spätnachmittag mit einem Orgelkonzert ab. Den Abschluss des Tages und des Festes bildete der Tanzabend mit der mittlerweile über die Grenzen Siebenbürgens bekannten „Pfarrerband“ Trio Saxones+, zu der auch der Zeidner Pfarrer Andreas Hartig gehört. Es wurde ausgelassen gefeiert, gelacht, getanzt – und mit dem Burzenlandlied nach Hause gegangen. Für einige ging es dann am nächsten Tag mit der Arbeit in der Kirchenburg weiter. Immerhin knapp über 20 Zeidnerinnen und Zeidner von hüben und drüben beteiligten sich an diesem freiwilligen Einsatz, um den sich Altnachbarvater Udo Buhn in den letzten Wochen intensiv kümmerte. Einige Kornkommern wurden von ihrem zum Teil jahrhuntertealten Müll entsorgt.

Es gilt ein großes Dankeschön zu sagen der Kirchengemeinde mit ihren vielen Helfern – vor allem den Jugendlichen, die das Treffen vorbereiteten, im Kirchhof für das leibliche Wohl sorgten, immer mit Rat und Tat weiterhelfen konnten, aber auch für gute Stimmung beim Tanzabend zuständig waren. Stellvertretend sollen Pfarrer Hartig, Nachbarvater Lehni, Altnachbarvater Buhn und der Bürgermeister genannt werden.

Hans Königes

Weitere Fotos von der fünften Zeidner Begegnung auf der Homepage der Zeidner Nachbarschaft

Schlagwörter: Zeiden, Heimattreffen

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