22. Mai 2018

Restaurierung des Taterlocher Altars

Für alle, die schon die erschreckende Nachricht erfahren haben, der Taterlocher Altar sei aus der Kirche entfernt worden, nun die Auflösung: Er ist in der Restauratur, wird bald fertig restauriert sein und dann in seinem alten Glanz erstrahlen, der im Lauf der Jahrhunderte doch stark verblasst und abgeblättert war.
Im Atelier des Restaurators Mihaly Ferenc hat er nur eine kurze Bleibe gefunden. Nun, nach den letzten Pinselstrichen, ist er bereit zur Heimkehr in die Taterlocher Kirche, wo er seit dem 19. Jahrhundert zu Hause war, nachdem er unsprünglich von der Seidner Kirchengemeinde in Auftrag gegeben worden war und in Seiden auch einige Zeit ad maiorem gloria Dei (zur größeren Ehre Gottes) in der Kirche gestanden hatte. Als die Seidner ihre Kirche modernisieren wollten, bestellten sie einen anderen und verkauften ihren Altar an die Taterlocher Kirchengemeinde. Diese hatte, als kleinere Gemeinde, vermutlich nicht die nötigen Mittel, einen neuen Altar anfertigen zu lassen und nahm mit einem gebrauchten vorlieb. Doch manchmal ist weniger mehr; heute ist der viel ältere Altar viel wertvoller als der Seidner Altar.
Eines der am stärksten beschädigten Bilder am ...
Eines der am stärksten beschädigten Bilder am Taterlocher Altar: Darstellung des Martyriums des Heiligen Valentin (Enthauptung) vor ...
Der Taterlocher Altar ist übrigens auch der erste siebenbürgische Altar, bei dem der Name des Schöpfers und das Jahr seiner Fertigstellung bekannt ist; Vincentius, Hermannstädter Maler, fertigte 1508 diesen Altar an. Sein Schwiegervater Simeon schnitzte dazu drei Figuren für den Schrein, die heute leider nicht mehr aufzufinden sind. Im Zuge des Protestantismus, in einer Art „Bildersturm“, überklebte der Birthälmer Maler Michael Hartmann 1715 die Gemälde des Altars mit künstlerisch wertlosen Darstellungen aus dem Leben Jesu. Auch die Darstellung der Kreuzigung, die sich heute im Schrein befindet, stammt aus jener Zeit und ist von eher provinzieller Qualität.
... und nach der Restaurierung.	Fotos: Mihaly ...
... und nach der Restaurierung. Fotos: Mihaly Ferenc
Knapp 200 Jahre später, 1914, entdeckte der Maler Hans Hermann, dass die Originalgemälde unter den Überklebungen noch erhalten waren, und entfernte diese, so dass die wunderschönen, wertvollen alten Gemälde wieder zum Vorschein kamen. Die vorletzte Restaurierung fand der Altar im Atelier der Restauratorin Gisella Richter in Kronstadt um das Jahr 1980. In den folgenden 38 Jahren aber hat er wieder einiges an Frische und Strahlkraft eingebüßt, einiges von dem Kitt der letzten Restaurierung ist abgeblättert und muss gerichtet werden. Zum Pfingstfest wird er hoffentlich wieder zurück sein in der Taterlocher Kirche und noch einge Zeit dort stehen – ad maiorem gloria Dei.

Alfred Dahinten, Stadtpfarrer in Mühlbach

Schlagwörter: Taterloch, Altar, Restaurierung, Kulturerbe, Kirche, Siebenbürgen

Bewerten:

9 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.