Nach einem erfüllten Leben, geprägt von Verantwortungsbewusstsein und Engagement für die Familie und die Gemeinschaft, ist Anna Auner am 27. März 2025 in Oberhausen verstorben. Bei der Trauerfeier am 14. April in der Friedhofshalle sagte Pfarrerin Dorothee Sprick, dass Gott sie ihr Leben lang in guten und in leidvollen Zeiten begleitet hätte. Beeindruckend verband sie den Lebenslauf der Verstorbenen mit dem Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“. Sie ergänzte: „Fleiß, Bescheidenheit und soziales Engagement gehörten zu ihrer Wesensart.“
Bei leisem Orgelspiel der Melodie verabschiedete sich die Tochter, Dorle Auner, mit dem Text des Liedes „Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden“ von ihrer Mutter. Nach der Trauerfeier wurde die Urne auf dem Friedhof an der Landwehr beigesetzt. Die Familie, Freunde und viele Steiner Landsleute aus Oberhausen und Umgebung sowie aus Dortmund begleiteten Enni Auner auf ihrem letzten Weg. Zum Vaterunser am Urnengrab erklangen die Steiner Glocken. Beim Tränenbrot in der Gaststätte sprach Dorle mit berührenden Worten über die Beziehungen ihrer Mutter zu Familie, Mitmenschen und Gemeinschaft. Sie erwähnte die Geborgenheit und Liebe, die die Mutter ihren Kindern, Enkeln, dem Urenkel und den Geschwistern geschenkt hatte. Den frühen Tod des Mannes und des Sohnes hätte sie nie verkraftet. Ihre Lebensmottos „Man muss es annehmen und unter Tränen andere glücklich machen“ halfen ihr die Schicksalsschläge zu ertragen.
Enni Auner (1938-2025)
Geboren wurde Anna Auner, bei den Steinern als Homner Enni bekannt, am 5. April 1938 in Stein in Siebenbürgen. Die deutsche Volksschule besuchte sie zuerst in Stein und dann in Reps. Es folgten der Besuch der Technischen Mittelschule in Hermannstadt für Kataster und die Ausbildung zur Buchhalterin. Hier lernte sie ihren Ehemann Eduard Auner kennen, der das Pädagogische Lyzeum in Hermannstadt besuchte. 1961 heirateten sie und gründeten mit ihren zwei Kindern eine Familie. 1968 verstarb der Ehemann bei einem Autounfall. Mit 30 Jahren wurde die junge Mutter Witwe und blieb mit zwei kleinen Kindern zurück. Doch mit Hilfe ihrer Eltern konnte sie weiter im Beruf als Chefbuchhalterin in der LPG in Stein und Rosenau arbeiten. Hier lernte sie die täglichen Sorgen und Nöte der Menschen kennen und stand ihnen nach Möglichkeit mit Rat und Tat zur Seite.
Trotz Schwierigkeiten und Verboten in der kommunistischen Zeit setzte sie sich mit ihrem Vater Andreas Homner, dem Kurator in der Kirchengemeinde Stein, und ihrer Schwester Hildegard für den Erhalt der sächsischen Kultur und das für die Gemeinschaft so wichtige Brauchtum ein. Zu Weihnachten und Ostern wurden, wie auf den sächsischen Dörfern üblich, unter ihrer Leitung mehrere sächsische Theaterstücke aufgeführt.
Gleich nach der Wende 1989 half sie vielen Landsleuten bei der Beschaffung und beim Ausfüllen von den für die Auswanderung nach Deutschland benötigten Unterlagen.
Im Mai 1991 verließ sie mit ihren Eltern Stein und fand eine neue Heimat in Oberhausen, wo schon die Kinder mit ihren Familien wohnten. Auch setzte sich Enni Auner für die Gemeinschaft und den Erhalt des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes ein. Schon im Dezember 1991 gestaltete sie mit Frauen aus Stein eine Weihnachtsfeier. Seither versammelten sich jedes Jahr im Advent unter ihrer Regie über 100 Steiner mit Kindern aus dem Raum Oberhausen und Dortmund zu einer Feier mit Krippenspiel, Weihnachtsliedern, Gedichten, selbst gebackenen Krapfen und Nussstrudel, um zusammen Erinnerungen auszutauschen, aber auch Kraft für die Erfordernisse der Eingliederung zu schöpfen. Für die Friedhofspflege in Stein sammelte sie jedes Mal Spenden ein.
In der immer kleiner werdenden Kreisgruppe Oberhausen-Osterfeld des Verbandes war sie als langjährige Kulturreferentin tätig und half bei der Gestaltung der Muttertags- und Weihnachtsfeiern. Seit 1996 gehörte sie dem Vorstand der HOG Stein (Steiner Nachbarschaft in Deutschland) als Chronistin an. Sie führte die in Stein begonnene Chronik weiter, stellte Familiendaten zusammen, kümmerte sich um die Pflege der Adressen, erkundete die persönlichen Daten im Leben der Steiner und schrieb im Namen der Heimatortsgemeinschaft zu wichtigen Jubiläen bzw. bei Todesfällen ausführliche Briefe an die Betroffenen. Damit erfreute sie die Empfänger und hielt die Verbundenheit zwischen Mitgliedern der Nachbarschaft aufrecht. Mit vielen Steinern und Steinerinnen war sie gut vernetzt.
Bei der Erstellung des Steiner Grußes leistete sie unverzichtbare Hilfe. Sie suchte und schrieb passende Artikel und stellte die zeitraubenden Familiendaten zusammen. Für ihren Einsatz in der HOG Stein wurde sie mit der Ehrennadel in Gold des HOG-Verbandes ausgezeichnet.
Ihren Lebensabend verbrachte Enni Auner in ihrer eigenen Wohnung Wand an Wand mit Dorle und Uli, der für sie wie ein Sohn war. Sie war glücklich, sie so nahe bei sich zu haben und von ihnen so gut betreut zu werden. Ende Januar 2025 ging nichts mehr, sie war nicht mehr in der Lage, allein aufzustehen. Nach einem Krankenaufenthalt kam sie zur Kurzzeitpflege in das nahe gelegenen Seniorenheim, wo sie wenige Tage vor ihrem 87. Geburtstag verstarb.
Die Steiner Nachbarschaft trauert mit der Familie um ein liebes Mitglied, das sich für den Zusammenhalt der Gemeinschaft sowohl in Stein als auch hier in Deutschland mit aller Kraft eingesetzt hat. Wir werden sie vermissen und uns immer gerne an sie erinnern. Möge ihre Seele in Frieden ruhen!
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist
nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.