19. November 2025

Die Welser Nachbarschaft trauert um Traute Teutsch

Am 6. Oktober musste die Welser Nachbarschaft vom überraschenden Ableben ihrer langjährigen Kassenwartin und Vereinssekretärin Traute Teutsch erfahren, die im 89. Lebensjahr aus ihrem irdischen Leben abberufen worden war.
Waldtraut Teutsch wurde am 27. August 1937 in Sächsisch Regen geboren. In ihre frühe Kindheit fallen die Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkriegs, während dem Nordsiebenbürgen zu Ungarn gehörte, mit ein Grund für Trautes gute Ungarischkenntnisse, die sie bis zuletzt immer wieder unter Beweis stellte. Im Sommer 1944 waren deutsche Soldaten auch in Sächsisch Regen einquartiert, die Bürgerfamilie Teutsch beherbergte damals einen hochdekorierten Fliegerpiloten. Als sich die bevorstehende Evakuierung der sächsischen Bevölkerung abzeichnete, soll er angeboten haben, die Mädchen nach Westen auszufliegen. Die Eltern lehnten es ab, die Flucht der Familie erfolgte schließlich per Pferdewagen und Eisenbahntransport und endete im oberösterreichischen Gallspach, wo die Familie zunächst eine Notunterkunft im Kurhotel fand. Traute besuchte in Gallspach die Grundschule und in Gallspach erfolgte 1948 auch die Wiedervereinigung der Familie, als ihr Bruder Fritz aus der Kriegsgefangenschaft dorthin zurückgekehrt war. Nach ihrer Ausbildung kam Traute nach Linz, wo sie als Sekretärin arbeitete und ihren Lebensmittelpunkt hatte.

Ausstellung „Heimat Österreich“ mit großem ...
Ausstellung „Heimat Österreich“ mit großem Internationalen Trachtentreffen vom 12. bis 20. Mai 1973 in der Jubiläumshalle der Welser Messe im Rahmen der Welser Fremdenverkehrsmesse, ganz links Traute Teutsch, in der Mitte Bundeskanzler Bruno Kreisky, rechts der damalige Landesobmann der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich, Dr. Fritz Frank. Foto: Archiv der Nachbarschaft Wels
Mit der Siebenbürger Nachbarschaft in Wels wurde Traute durch ihren Bruder Fritz verbunden. Fritz Teutsch war 1955 beruflich nach Wels übersiedelt und hier der Siebenbürger Nachbarschaft beigetreten. In der Folge übte er 32 Jahre lang das Amt des Kassiers der Welser Nachbarschaft aus und war damit auch mitverantwortlich für die Ausrichtung des ersten siebenbürgisch-sächsischen Heimattags 1958 in Wels. Von 1987 bis 2010 war Fritz schließlich Vereinsobmann und Nachbarvater der Welser Nachbarschaft, von 1987 bis 2007 fungierte er zudem als Obmann des Kulturvereins der Heimatvertriebenen in Oberösterreich und von 1997 bis 2010 als geschäftsführender Landesobmann der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich. In all diesen Jahren stand ihm seine Schwester Traute treu zur Seite, versah sie meist gemeinsam mit ihrem Bruder den Bürodienst im Vereinsheim im Welser Herminenhof und wickelte als seine rechte Hand den Vereinsbetrieb ab, erledigte den Großteil der organisatorischen Arbeiten. Wenngleich sie dabei immer im Hintergrund waltete und bleiben wollte, so wagen nicht wenige Vertraute heute zu behaupten, dass sie über all die Jahre die insgeheime Vorsitzende der Siebenbürger Sachsen in Wels war.

In der Vereinschronik der Welser Nachbarschaft findet sich Traute Teutsch zunächst nur einmal kurz zwischen 1976 und 1978 in der Liste der Vereinsfunktionäre, als sie eine Funktionsperiode lang das Amt der Schriftführerin bekleidete. Erst ab 1999 wurde sie schließlich bis 2019 Finanzreferentin der Welser Nachbarschaft. Finanzreferentin war sie zudem auch bis zuletzt beim Kulturverein der Heimatvertriebenen in Oberösterreich, der als Dachverband der Donauschwaben, Sudetendeutschen, Karpatendeutschen, Buchenlanddeutschen und Siebenbürger Sachsen Oberösterreichs ebenfalls seinen Sitz im Welser Herminenhof hat, und der ihr ein besonderes Anliegen war. In der Welser Nachbarschaft wirkte sie seit 2019 bis zuletzt noch als stellvertretende Kassenwartin und als Vereinssekretärin.

2010 wurde Traute Teutsch vom Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Österreich mit dem Goldenen Ehrenzeichen, der höchsten Auszeichnung, die die Siebenbürger Sachsen in Österreich zu vergeben haben, geehrt. Über diese Auszeichnung hat sie sich sehr gefreut, wenngleich sie getreu ihren Prinzipien immer lieber im Hintergrund wirkte. Zu ihren Prinzipien gehörte auch ihre Agnosie – der Glaube der Agnostiker, dass die Existenz Gottes oder eines höheren Wesens für die Menschen nicht beweisbar ist. In diesem Sinne hat sie verfügt, dass ihr Körper nach ihrem Tod der Wissenschaft dient und somit auch keine Trauerfeier für sie stattfinden soll.

Die Welser Nachbarschaft nützte daher am Sonntag, den 26. Oktober, die jährliche Totengedenkfeier des Kulturvereins der Heimatvertrieben beim Welser Donauschwabendenkmal, die bezeichnenderweise noch von Traute Teutsch als letzte ihrer Arbeiten im Dienst der Welser Nachbarschaft und des Kulturvereins der Heimatvertriebenen vorbereitet worden war, um sich als Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen sowie als Gemeinschaft der Welser Heimatvertriebenen mit einem Nachruf von ihr zu verabschieden und ihrer Trauerfamilie Trost und Beileid auszusprechen. Traute Teutsch möge in Frieden ruhen und in den Reihen der Welser Nachbarschaft in ehrenvoller Erinnerung weiterleben!

Christian Schuster

Schlagwörter: Österreich, Nachbarschaft, Wels, Nachruf, Teutsch

Bewerten:

5 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.