2. Dezember 2025

Den Raum erfahrbar machen: Zum Tod des Bühnen- und Kostümbildners Helmut Stürmer

Am 21. Oktober 2025 ist der bekannte Bühnenbildner Helmut Stürmer nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren verstorben. Geboren wurde er in Temeswar am 7. Februar 1942 als Sohn des Musikpädagogen Franz Stürmer.
Helmut Stürmer mit Geburtstagsgästen in seiner ...
Helmut Stürmer mit Geburtstagsgästen in seiner Schwabinger Wohnung (später nur noch als Atelier genutzt), aufgenommen im Februar 1992. Links von ihm die TV-Journalistin Helga Höfer (1941-1993), rechts der im September dieses Jahres verstorbene Schauspieler Jochen Grumm (1953-2025).
Seine Liebe zur Bühne wurde am Deutschen Staatstheater in Temeswar geweckt, wo er nach dem Abitur am Deutschen Lyzeum als Schauspieler tätig war. Danach studierte er Bühnenbild an der Akademie für Bildende Künste in Bukarest und arbeitete von 1968 bis 1977 zunächst am Theater in Hermannstadt und am Bulandra-Theater in Bukarest. In dieser Zeit entwarf er jedoch auch Bühnenausstattungen für Theaterproduktionen in ganz Rumänien (auch in Temeswar). Sein Bühnenbild für die Hamlet-Produktion des Bukarester Nottara-Theaters erhielt 1974 eine Auszeichnung der Union der Bildenden Künste Rumäniens. Bis 1977 war Stürmer auch bei fünf rumänischen Filmproduktionen als Bühnenbildner und teils auch Kostümbildner tätig. Mit Filmtiteln wie „Nunta de piatră“, „Duhul aurului“, „Tănase Scatiu“, „Dincolo de nisipuri“ und „Rătăcire“ erregten junge Regisseure damals Aufsehen mit modernen Inszenierungskonzepten, die eigenwilligen Ausstattungen Stürmers trugen dazu bei. Der Film „Tănase Scatiu“ des Regisseurs Silviu Purcărete wurde 1975 mit dem nationalen Preis für das beste Bühnenbild eines historischen Films ausgezeichnet.

Schon 1971 erhielt er die Gelegenheit, am Stadttheater Köln zu arbeiten, 1975 erneut. Es folgten Aufträge an den Kammerspielen München (1976) und sogar in Sydney (1977). 1977 übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland und arbeitete für Theater und Opernhäuser in ganz Europa, u.a. im Hamburg, Paris oder die Oper in Bonn.

Nach der Wende zeigte er auch in Rumänien wieder Präsenz und war mit dem Temeswarer Deutschen Staatstheater besonders eng verbunden, wo er in den letzten Jahren zahlreichen Inszenierungen seine gestalterische Handschrift verlieh. Für seine Ausstattung der Inszenierung „Die unglaubliche und traurige Geschichte von der einfältigen Eréndira und ihrer herzlosen Großmutter“ des Regisseurs Yuri Kordonsky nach einem Stück von Gabriel García Márquez (2017) wurde er mit einem Preis des rumänischen Theaterverbandes ausgezeichnet. Auch viele andere Bühnenausstattungen brachten ihm Auszeichnungen im In- und Ausland ein. 2004 verlieh ihm die rumänische Theaterunion UNITER den Preis für sein Lebenswerk.
In Hermannstadt fühle ich mich als ewiger ...
In Hermannstadt fühle ich mich als ewiger Wiederkehrer: Walpurgisnacht-Szene aus Silviu Purcăretes „Faust“-Inszenierung des Hermannstädter Radu-Stanca-Nationaltheaters, die seit 2007 (!) vor ausverkauftem Haus gespielt wird. Wesentlichen Anteil am Erfolg der Aufführung hat Stürmers Bühnenbild (aufgenommen August 2017). Fotos: Konrad Klein
International war Helmut Stürmer weiterhin ein gefragter Ausstatter und arbeitete mit namhaften Regisseuren wie Leander Haußmann, André Heller, Karin Brandauer, Andrei Șerban, Lucian Pintilie, Radu Gabrea, dem ebenfalls aus dem Banat stammenden Niki Wolcz und vielen mehr zusammen. Seine Bühnenentwürfe waren am Tollwood-Festival oder am Glyndebourne Festival zu sehen, ebenso wie an großen Häusern der Theaterwelt in München, Wien, Paris, Zürich, London oder New York.

Doch auch mit einem kleinen Haus wie den Landshuter Kammerspielen und dessen Intendanten Sven Grunert arbeitete Stürmer eng zusammen. Dieses Theater zeigte im Jahr 2021 eine Ausstellung seiner Bühnenzeichnungen und Entwürfe mit dem Titel: „Das Theater des Zeichners“. Die Ausstellung macht deutlich, worin der berufliche Erfolg Helmut Stürmers begründet ist: Er wollte einen „psychologischen Raum“ erfinden“: „Jeder Raum hat eine geahnte Geschichte“, äußerte er in einem Interview. Dieses Vermächtnis bleibt über seinen Tod hinaus.

Unsere Anteilnahme gilt der hinterbliebenen Familie.

Halrun Reinholz (Banater Post)

Schlagwörter: Porträt, Nachruf, Bühnenbildner

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