24. Juli 2025

25. Zeidner Treffen: „Das Zusammensein – es ist schön und macht viel Arbeit“

Das war der Kommentar eines Mitmachenden bei der Jubiläumsveranstaltung der Zeidner Nachbarschaft Ende Juni in Dinkelsbühl. Der ergänzende Kommentar des Autors: Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Denn es war wieder eine Veranstaltung mit einem sehr abwechslungsreichen Programm – mit Kunst, Kultur, Unterhaltung, Tanz – natürlich und vor allem Umarmungen, Gespräche, Austausch im Großen wie im Kleinen. Und auch die Besucherzahl ist Anlass, zufrieden zu sein.
Der neue erweiterte Vorstand der Zeidner ...
Der neue erweiterte Vorstand der Zeidner Nachbarschaft stellt sich zum Gruppenfoto auf. Bundesvorsitzender Rainer Lehni bleibt weiterhin Nachbarvater der Zeidner. Foto: Heike Mai-Lehni
Skeptiker hatten einen Rückgang der Gäste vorausgesagt: Die ältere Generation bleibt fern, auf die mittlere ist kein Verlass und auf die Jungen sollte man seine Hoffnung nicht setzen. Es wurden 335 „Mäschchen“, also unsere Eintrittskarten, verkauft, zehn mehr als vor drei Jahren, und es lässt sich getrost sagen, dass es wohl um die 400 Gäste waren, denn es gab auch viele Tagesgäste, die vor allem den Samstag bei schönsten Wetter für einen kurzen Ausflug in diese schöne fränkische Stadt nutzten. Besonders freuten sich viele Zeidner, dass Hermann Aescht, mit seinen 98 Jahren (im Oktober wird er 99) ältester Teilnehmer, das Treffen besucht hat.

Und ja, so wie es die Diskussion um diese Mäschchen im Großen gibt, also zum Heimattag der Siebenbürger Sachen zu Pfingsten, als die Bundeskulturreferentin des Verbandes, Dagmar Seck, in einem flammenden Appell in der Siebenbürgischen Zeitung begründete, warum der Erwerb dieser Eintrittskarte so wichtig ist – so findet diese Diskussion auch im Kleinen auf solchen Nachbarschaftstreffen statt. Wenn dann zum Beispiel gesagt wird, man komme ja nur zum Klassentreffen oder bleibe nur ein paar Stunden. Und wieso der Eintritt so teuer sei?

Wie das bei so einem Treffen üblich ist, gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. Dazu gehört zum Beispiel die schon erwähnte Eröffnungsveranstaltung am Freitagvormittag und am Samstag dann der Richttag, in dem unter anderem der Nachbarvater Rechenschaft ablegt über die vorherige Wahlperiode, der Kassier seine Zahlen präsentiert und Wahlen für den neuen Vorstand stattfinden.

Erfreulich auch hier, dass beide Veranstaltungen gut besucht wurden. In seiner Eröffnungsrede ging Nachbarvater Rainer Lehni auf das Motto des diesjährigen Heimattages „Zusammen Seite an Seite“ ein: „Nur zusammen Seite an Seite kann unsere sächsische Gemeinschaft bestehen und sich auch weiterentwickeln. Genauso ist es auch im Kleinen. Wir Zeidner sind aufgerufen, unsere Identität, als Siebenbürger Sachse, als Zeidner Sachse, auch heute in der Gegenwart zu bewahren.“

In ihrem Grußwort berichtete die Erste Bürgermeisterin von Dinkelsbühl Nora Engelhard über den kürzlichen Besuch einer Abordnung der Stadt Dinkelsbühl in die Partnerstadt Schäßburg und eine Führung in der Stadtpfarrkirche Hermannstadt, die, wie der Zufall es so wollte, von der Zeidnerin Netti Königes, Moderatorin der Eröffnung, die dort seit einigen Wochen als Kirchenführerin arbeitet, durchgeführt wurde.

Die Bürgermeisterin ließ es sich auch nicht nehmen, am darauffolgenden Tag wieder vorbeizukommen, um im berühmten Zeidner „Wunderkreis“ mitzumachen.

Ein Grußwort sprach auch der Bürgermeister der Stadt Remseck am Neckar, Dirk Schönberger. Der schwäbische Ort ist Partnerstadt von Zeiden. Für den Bürgermeister war es eine Premiere, so ein Treffen zu besuchen. Er forderte die Zeidner auf, „ihr Stück Heimat aufrechtzuerhalten“, aber auch gleichzeitig die Beziehungen zu Zeiden nicht abzubrechen. „Codlea und Zeiden sind eins“, sagte er und stellte die Beziehungen in einen europäischen Zusammenhang. Als aktuelles Beispiel nannte er den geplanten Schüleraustausch zwischen einer Remsecker und einer Zeidner Schule.

Der Kurator der Evangelischen Kirchengemeinde A.B. Zeiden, Christian Eduard Popa, betonte in seiner Rede, dass Zeiden nicht nur aus Mauern und der Kirche bestünde, sondern dass die Gemeinschaft lebe, sei es mit der Tanzgruppe, mit dem Chor, dem Nähkreis, den verschiedensten Aktivitäten. Man wolle das Erbe „nicht nur verwalten, sondern auch gestalten“.

Grußworte seitens der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften sprachen Manfred Binder als Sprecher der HOG-Regionalgruppe Burzenland und Harald Zelgy, Nachbarvater der Heimatortsgemeinschaft Nußbach und fleißiger Aushelfer in der Zeidner Kapelle – auch ihnen lag das Thema Gemeinschaft und Zusammenhalt am Herzen.

Das Nachmittagsprogramm begann mit der Eröffnung der von Netti Königes organisierten Ausstellung im Kunstgewölbe, einem idealen Platz für solche Veranstaltungen. Die vier ausstellenden Künstler Hans Aescht, Doris Göbbel, Theo Kloos und Ute Mieskes haben sich auf ihre kreative Art mit dem Thema Freiheit beschäftigt.

Zum gleichen Thema Freiheit fand im Anschluss der letzte Zeidner ortsgeschichtliche Gesprächskreis (ZOG), oder besser gesagt, der erste Zeidner Gesprächskreis (ZGK) statt. Im Namen der Nachbarschaft verabschiedeten zunächst Netti Königes und Nachbarvater Rainer Lehni die langjährigen Macher des ZOG, Helmuth Mieskes und Udo Buhn, die großartige Pionier- und Kärrnerarbeit leisteten, verdammt dicke Bretter bohrten, wenn es um die Geschichte Zeidens ging. Man wolle es nun mit einem Gesprächskreis ausprobieren, Diskussionsbedarf zu historischen und aktuellen Themen gäbe es immer. Netti Königes hatte dazu zwei großartige Redner engagieren können, Hon.-Prof. Konrad Gündisch und Georg Aescht. Gündisch befasste sich mit dem Begriff der Freiheit im Andreanum, dem Freiheitsbrief der Sachsen, Aescht sezierte eher die gesellschaftspolitischen Aspekte und auch deren Konsequenzen im Ost-West-Vergleich.

Der Freitagabend läuft traditionell als „Bunter Abend“, den die Blaskapelle mit ihrem Leiter Reinhard Göbbel gestaltet. Die Kapelle erzählte diesmal eine musikalische Geschichte, eine Liebesgeschichte aus dem Burzenland von vor 100 Jahren: die Liebesgeschichte von Hanni und Martin – ein Sechs-Akter über und von Martin Thies. „Darin hören wir Wahrheit und Dichtung aus dem Leben unseres Heimatkomponisten Martin Thies, der in den 1930er Jahren auch die Zeidner Blaskapelle dirigierte“, wie es Dirigent Göbbel formulierte. Nach der musikalischen Geschichte ging es nahtlos zum Tanz über.

Abgerundet wurde der Abend durch einige Volkstänze, einstudiert von Christine Greger. Sie hatte es – trotz ihrer intensiven Erziehungsarbeit mit ihren drei Jungs – auf sich genommen, wieder eine Projekt-Tanzgruppe zusammenzustellen, die sich davor zum „Probetraining“ traf, um dann souverän die Tänze vorzuführen.

Den Schlusspunkt machte dann Lorant Aescht, seines Zeichens Zeidens Immer-jung-gebliebener-DJ, der seit Jahrzehnten dankenswerterweise seine Musik-Licht-Technik-Ausstattung zu allen Veranstaltungen mitbringt, damit es sich Jung und Alt auf der Tanzfläche richtig geben können. Und das Kellergewölbe der Schrannenhalle bildet dafür den idealen Raum: klein, einladend für fetzige Musik, damit gute Stimmung aufkommt.

Der Samstagvormittag ist der offizielle Höhepunkt so eines Treffens. Nachbarvater Rainer Lehni präsentiert die zahlreichen Aktivitäten der vergangenen Wahlperiode. Hier soll nur soviel vermerkt werden: Kassier Reinhold Mieskes übergibt die Finanzen in einem sehr guten und soliden Zustand an seine Nachfolgerin Elke Wagner, die einstimmig zur neuen Kassierin gewählt wurde. Zur großen Freude und Erleichterung aller bleibt Rainer Lehni Nachbarvater. Er nahm Ehrungen vor und beglückwünschte verdiente Mitarbeiter der Nachbarschaft für ihr langjähriges Engagement. Dabei waren diesmal Kassier Reinhold Mieskes, Mitgliederverwaltungschef Rüdiger Zell, der neue Stiftungsvorsitzende Kuno Kraus, Genealogie-Kümmerer und Wunderkreis-Experte Helmut Wenzel und Tanzgrup- penorganisatorin Christine Greger.

Nie fehlen darf der Marsch durch den „Wunderkreis“; die Marketing-Leute würden sagen, Zeidens richtiger USP (Unique Selling Point), also unser Alleinstellungsmerkmal. Dieser ist traditionell für den Samstagnachmittag vorgesehen. Helmut Wenzel zeichnet mit Helfern den Kreis in Schneckenform auf der Straße vor der Schranne auf, in dem sich dann alle Teilnehmer zu den Klängen der Blaskapelle klatschend und gut gelaunt bewegen.

Die Zeit bis zum Abendessen nutzten einige Jahrgänge für Klassentreffen – übrigens eine gute und bewährte Idee mit Ausbaupotenzial, um immer mal wieder Menschen zu so einem Treffen zu bewegen. Denn es hat sich auch diesmal gezeigt, dass Personen anreisten, die noch nie so eine Veranstaltung besuchten oder schon seit Jahren nicht mehr dabei waren, und nun doch Gefallen daran finden und zumindest mit besten Absichten, wieder zu kommen, abreisen.

Die Abendveranstaltung mit Tanz mit den „Partystürmern“, der Musikband um den Zeidner Wolfgang Ehrlich, beschloss den Samstag.

Der Gottesdienst mit goldener Konfirmation des Jahrgangs 1960 bildete den Abschluss des Zeidner Treffens. Gestaltet wurde er von Pfarrer i.R. Hans Schneider und an der Orgel von Ilse Maria Reich und Sohn Jürgen an der Querflöte.

Hans Königes

Schlagwörter: Treffen, Zeiden, Dinkelsbühl

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