6. August 2006

"Ich war und blieb ein Lechnitzer" Nachruf auf Wigant Weltzer

"Ich war und blieb ein Lechnitzer". Diese Worte schrieb Wigant Weltzer noch am 22. Juni auf, nicht ahnend, dass sie für seine Familie und die Heimatortsgemeinschaft Lechnitz schon bald sein Vermächtnis sein würden. Der Tod ereilte ihn am 24. Juni in Rothenburg ob der Tauber, als er mit seiner Frau Katharina beim morgendlichen Frühstück saß. Sein Tod ist unfassbar für alle, die Weltzer näher kannten, mit ihm befreundet waren und ihn schätzten. Ein Tod, wie man ihn sich selbst und anderen nur wünschen kann: nach einem bis zur letzten Stunde aktiven, erfüllten Leben – mit allen Höhen und Tiefen.
Wigant Weltzer, am 2. Februar 1925 in Sächsisch-Regen geboren, meldete sich nach Schul- und Lehrerbildungsanstalt 1942 freiwillig zum Kriegsdienst. Nach Kriegsende und Verwundung an der Ostfront ging er nach Abschluss der Lehrerausbildung in Bayreuth 1946 nach Mittelfranken, wo er 1953 seine Frau Katharina, geb. Menyesch, aus Lechnitz heiratete. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor; zwei Söhne und eine Tochter sowie vier Enkelkinder.

Wigant Weltzer liebte das Leben mit all seinen Herausforderungen. Gerne stellte er sich in den Dienst seines Nächsten, half, wo es zu helfen galt. Wo er nicht selbst Rat wusste, vermittelte er, brachte manchen Stein ins Rollen und blieb dabei sich und seinen Aufgaben treu. So widmete er sich neben seiner Lehrertätigkeit besonders der Musikerziehung der Schuljugend. In Rothenburg ob der Tauber initiierte er die „Sternsinger“, mit denen er Jahr für Jahr in der Adventszeit durch die Stadt zog und Spenden für bedürftige Kinder im Ausland sammelte. Über 13 Jahre stand er dem Kreislehrerverband vor und war auch Mitglied des Bezirksverbandes, wofür er als erster Kreisvorsitzender die Andreas-Därr-Medaille erhielt. In seiner Kirchengemeinde „St. Jakob“ in Rothenburg engagierte er sich lange Jahre als Kirchenvorstand und vertrat den Kirchenkreis sechs Jahre in der Landessynode der evangelischen Kirche in Bayern.
Wigant Weltzer
Wigant Weltzer

In der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen war er von 1953 bis 1968 Mitglied des Bundesvorstandes und erhielt dafür 1955 die Goldene Ehrennadel. Er war auch im Vorstand des Hilfskomitees und in der Redaktion von Licht der Heimat aktiv.

Eng verbunden blieb er seiner Geburtsstadt Sächsisch-Regen. Sozusagen als Anker in die Heimat, hatte ein Bild des „Reener“ Taufbeckens in seinem Arbeitszimmer in Rothenburg einen besonderen Platz. Seit 1984 war er stellvertretender Vorsitzender der HOG Sächsisch-Regen, und 1991 erschien unter seiner Mitwirkung das Sächsisch-Reener Heimatbuch.

Für die Lechnitzer Heimatortsgemeinschaft stellte Wigant Weltzer seit 1984 als Schriftführer und Redakteur des „Lechnitzer Gemeindebriefes“ bis 1999 eine wahre „Institution“ dar. Nach der Verjüngung der Spitze der HOG Lechnitz, die er sehr begrüßte und befürwortete, stand er der neuen Vorstandschaft mit Rat und Tat zur Seite. Die unter seiner Mitarbeit erschienenen Lechnitzer Gedenkschriften von 1984 und 1994 und das im Jahr 2003 erschienene Buch „Das Lutherhaus in Lechnitz“, das er aus dem Alt- ins Neudeutsche übertrug, zeugen von seinem unermüdlichen Einsatz und seiner Liebe zur Heimat Siebenbürgen. Im vergangenen September wurde ihm dafür die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Lechnitz verliehen.

Sein Buch „Wege, Irrwege, Heimwege“ (Schulen – Erziehungsheime und Erziehungsanstalten des Volksbundes der Deutschen in Ungarn 1940-1944), das noch im Winter vergangenen Jahres erschien, beschreibt auch ein Stück weit sein Leben. Sein großes ehrenamtliches Engagement, das oft mit hohem Zeit- und Energieaufwand einherging, war ihm nur möglich, weil ihm seine Frau Katharina, eine Lechnitzerin, „den Rücken“ freihielt.

Unter großer Anteilnahme wurde Wigant Weltzer am 27. Juni in Rothenburg ob der Tauber zu Grabe getragen. In bewegenden Worten brachte der Sprecher der HOG Lechnitz, Martin Hauptmann, den Dank der Heimatortsgemeinschaft zum Ausdruck. „Mit Wigant Weltzer verlieren wir einen Freund, Weggefährten und wichtigen Ratgeber. Er hinterlässt eine nicht mehr zu schließende Lücke.“ Als letzten Gruß und Dank der Heimatortsgemeinschaft läuteten zeitgleich zu seiner Beerdigung die Lechnitzer Glocken.

Der Vorstand, HOG Lechnitz



Aus unserer Mitte genommen


Am 24. Juni verstarb Wigant Weltzer im 82. Lebensjahr. Der älteste Sohn des am Sächsisch-Regener Gymnasium tätigen Sportlehrers Gustaf Weltzer besuchte in seiner Heimatstadt das Gymnasium und anschließend die dortige Lehrerbildungsanstalt. Als Mitglied des Vorstandes der HOG Sächsisch-Regen hat er dafür gesorgt, dass die evangelische Kirche in seiner Heimatstadt renoviert werden konnte, dass ein elektrisches Läutwerk eingebaut wurde, dass die schmiedeeiserne Umzäunung des Friedhofs erneuert wurde und dass in einem ehemaligen Bürgerhaus in seiner Heimatstadt ein Begegnungszentrum für die dortigen evangelischen Gemeindemitglieder hergerichtet werden konnte. Das schönste Geschenk an seine Geburtsstadt und die ehemaligen sächsischen Bürger dieser Stadt machte er mit der Herausgabe des Heimatbuches „Sächsisch-Regen, die Stadt am Berge, Lebensbilder einer kleinen Stadt in Siebenbürgen“, von dem Hans Bergel schreibt: „Es gibt in der monographischen Literatur dieses Bereiches insgesamt wenig, was sich der Qualität dieses Bandes über Reen oder Sächsisch-Regen an die Seite stellen ließe.“ Seiner „angeheirateten“ Heimatgemeinde hinterlässt er das Buch: „Das Lutherhaus in Lechnitz“ und seinen ehemaligen Schulfreunden das Buch: „Wege, Irrwege, Heimwege.“ Hier trägt er Daten, Fakten, Erinnerungen, Beurteilungen im Rückblick auf Zeitgeist, pädagogische Ziele und Leben in Schulen und Erziehungsanstalten des Volksbundes der Deutschen in Ungarn 1940 bis 1944 zusammen. Aus einem sehr erfüllten und bis zur letzten Stunde aktiven Leben wurde er plötzlich aus unserer Mitte genommen.

E. Ph., HOG Sächsisch-Regen


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