19. September 2007

Neppendorfer feierten sechstes Heimattreffen

Zu diesem gelungenen Treffen hatte das Presby­terium von Neppendorf eingeladen. Schon einige Tage vor Beginn des eigentlichen Festes kamen die Menschen von nah und fern, um in der alten Heimat ein Wiedersehen mit Freunden und Nachbarn von einst zu feiern.
Am Anfang des Festes stand ein ungewöhnlicher Programm­punkt: Das Presbyterium hatte für den 9. August, 9 Uhr, zum Reinigen der Kirche eingeladen. Schon einige Minuten vor 9 Uhr kamen die ersten Gäste, ausgerüstet mit Eimern, Besen und Putzlappen. Bald waren so viele Helferinnen und Helfer zur Stelle, dass man sich viele Jahre zurückversetzt fühlte, als die Kirche durch die Nach­barschaften gereinigt wurde. Das lebendige Gemeinschaftsgefühl von einst war für einige Stunden wieder da. Mit Spaß an der Arbeit und am Zusammensein konnte die Kirche innerhalb von drei Stunden wieder verlassen werden und zwar mit der Genugtuung, etwas Wesentliches gemeinsam geleistet zu haben. Das Presbyte­rium bedankte sich mit einem kleinen Imbiss bei den fleißigen Helfern.
Der „Original Karpaten-Express“ der Siebenbürger ...
Der „Original Karpaten-Express“ der Siebenbürger Blaskapelle Stuttgart gestaltete die Ge­denkfeier für die Opfer des Zweiten Weltkrieges in Neppendorf mit. Foto: Klaus Knorr
Am 10. August, um 18 Uhr, fand die Eröffnung des 6. Heimattreffens in der frisch gereinigten Kirche statt. Pfarrer i. R. Heinz Galter hielt den Festvortrag. Er erinnerte daran, dass das Wieder­sehen mit lieben Menschen in der Heimat kostbare Augenblicke sind, die man aber nicht nur mit Essen und Trinken und leichter Unterhal­tung zubringen sollte. Vielmehr benötige es auch Momente der Besinnung und der Einkehr.

Passend dazu sagte z. B. ein jüngerer Mann: „Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Fest mit alten Freunden und Bekannten so ergriffen machen kann. Vor allem beim Siebenbürgenlied spürte ich Tränen in meinen Augen.“ Beein­druckend war die große Zahl der jungen Men­schen, die sich auf den Weg zu diesem Treffen aufgemacht und ihre Kinder mitgebracht haben.

Nach dem Festvortrag von Pfarrer Galter stellte Mag. Renate Bauinger-Liebhart den dritten Band ihrer Reihe über Neppendorf vor. Der erste Band („Monographie des Ortes“, erschienen 2005) beinhaltet die Geschichte des Ortes von der Ansiedlung der Sachsen im 13. Jahrhundert, die Ansiedlung der Landler im 18. Jahrhundert, das Zusammenleben dieser beiden Gruppen, die beiden Weltkriege, den Kommunismus und die Veränderungen der Gemeinde nach 1990. Das zweite Buch „Neppendorf-Bewohner“ (erschienen 2006) beschreibt die Besonderheit des Ortes mit seinen Bewohnern, den Sachsen und den Landlern, deren verschiedene Mundarten und die jeweiligen Trachten sowie das gemeinsame Vereinsleben der Gemeinde, die Schule, die Art des Zusammenlebens mit der rumänischen Bevölkerung und den Roma-Familien.

Bei der Präsentation des zweiten Bandes im Teutsch-Haus in Hermannstadt hob Pfarrer i.R. Wolfgang Rehner die Bedeutung dieser Arbeit hervor. Es handele sich nicht nur um Neppendorf, vielmehr sei die Geschichte des Ortes in die Geschichte Siebenbürgens eingebettet und ein gutes Beispiel für das heutige Zusammenleben der verschiedenen Völker in Europa. So habe sich die zweisprachige Mundart und beide Trachten (die der Sachsen und Landler) bis zu ihrer Auswande­rung erhalten. Im dritten Buch, „Neppendorf-Familiengeschichten“, das voraussichtlich noch 2007 erscheinen wird, sollen die einzelnen Neppendorfer Familienstammbäume dokumentiert werden. So wie die beiden ersten Bücher basiert auch dieses Buch auf den Aufzeichnungen von Dr. H. Klima. Damit wäre ein Ort in Sieben­bürgen sehr umfangreich dokumentiert. Ich weiß nicht, ob ich falsch liege, wenn ich behaupte, dass so eine Dokumentation einzigartig in Europa ist.

Am Samstag gab es eine gemeinsame Gedenk­fei­er auf dem Friedhof. Der Neppen­dorfer Pfar­rer Dietrich Galter gedachte in einer besinnlichen Ansprache derer, die in der Heimaterde ruhen. Danach spielte die Blasmusik einige bekannte Choräle. Anschließend durfte im großen Saal gefeiert und getanzt werden. Für das leibliche Wohl sorgte unser Landsmann Josef Schnell mit seiner Frau Maria. Am nächsten Tag, dem 12. August, riefen die bekannten Heimatglocken zum Festgottesdienst. Die Kirche war voll besetzt. Wie schon vor zwei Jahren war ein Bus mit Gästen aus Bad Goisern und Umgebung dabei. Von der Empore erklang die Orgel und lud die Besucher ein, die bekannten Kirchenlieder mitzusingen. Am Heldendenkmal wurde ein Kranz niedergelegt, der „Karpaten-Express“ aus Stutt­gart spielte das Lied „Ich hatt’ einen Kame­ra­den“. So ging der ernste Teil des Festes zu Ende. Im großen Saal wurde bis in die späte Nacht hinein noch getanzt und gefeiert.

Wer noch Kraft aufbringen konnte, und davon gab es genügend unter den jüngeren Teilneh­mern, natürlich auch einige ältere Damen und Herren, brachten die nötigen Kräfte auf, um Montag beim Grillfest in „den Wiesn“ dabei zu sein. Wir alle haben wunderschöne Tage miteinander verbringen dürfen. Ich hoffe, dass diese Begegnungen den jungen Menschen helfen, ihre Kultur und ihre Herkunft neu zu entdecken, bevor sie die Hektik des Alltags wieder hat.

Eva Hoffmann

Schlagwörter: Landler, Treffen

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