11. Februar 2009

Benefizveranstaltung zugunsten der Kirchenrestaurierung in Bistritz

Mehrere Hundert Landsleute und Freunde der Bistritzer konnte die Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe des landsmannschaftloichen Verbandes, Enni Janesch, am 31. Januar im Kulturhaus Hermann Oberth in Drabenderhöhe begrüßen. Zu den Festgästen hatte sich der Wiehler Bürgermeister Werner Becker-Bloningen gesellt, der in einem warmherzigen Grußwort dem Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft Bistritz-Nösen, Dr. Hans Georg Franchy, zu der Initiative der HOG zur Restaurierung der Stadtpfarrkirche in Bistritz gratulierte und eine persönliche Spende übergab.
Bürgermeister Werner Becker-Bloningen erinnerte an den Besuch seines Bistritzer Amtskollegen, mit dem er im vergangenen Sommer einen guten Gedankenaustausch gepflegt hatte.

Dem Ruf der Vorsitzenden der Kreisgruppe war das Blasmusikorchester Drabenderhöhe gefolgt, das unter der Leitung von Michael Hartig heimatliche Klänge zu Gehör brachte. Die Tanzgruppe Drabenderhöhe, bestehend aus drei verschiedenen Altersgruppen, trat unter der bewährten und geschätzten Leitung von Christa Brandsch-Böhm auf und erntete reichen Applaus. Dr. Hans Georg Franchy begrüßte seinerseits alle Besucher der Benefizveranstaltung und ganz besonders diejenigen, die die Arbeit der HOG Bistritz-Nösen mit viel Verständnis und finanziell unterstützen.

Ein besonderer Höhepunkt war die Darbietung des Honterus-Chores unter der Leitung von Regine Melzer. Die Chormitglieder hatten zur Feier der Stunde ihre prächtigen Trachten angelegt. Sie ernteten Anerkennung und viel Applaus.
Benefizveranstaltung in Drabenderhöhe zugunsten ...
Benefizveranstaltung in Drabenderhöhe zugunsten der brandgeschädigten evangelischen Stadtpfarrkirche in Bistritz: Dr. Hans Georg Franchy, Vorsitzender der HOG Bistritz-Nösen (Erster von links), dankt dem Honteruschor unter der Leitung von Regine Melzer. Foto: Annemarie Wagner
Im Anschluss sprach der bekannte Studiendirektor Horst Göbbel aus Nürnberg zum Thema: „Ein siebenbürgisches Juwel bricht sein Schweigen – Die evangelische Stadtpfarrkirche Bistritz – vom strahlenden Bauwerk zur hilflosen Ruine?“ Den von einer ausgezeichneten Projektion von Bildern aus dem 19 Jahrhundert bis zur Gegenwart begleiteten Vortrag stellte Horst Göbbel unter drei Gedanken:

Die Gedanken zum Thema „Bistritz 6. Mai 1563“ versetzten die aufmerksame Hörerschaft in die Zeit der drei Jahre, während derer reiche Bistritzer Kaufleute, wohlhabende Handwerker und Bürger mit Energie, Fleiß, Verlässlichkeit, einem festen Glauben und einem unbändigen Willen für die Gemeinschaft ein großartiges Bauwerk und den höchsten Kirchturm Siebenbürgens errichtet hatten.

Im zweiten Teil des Vortrages berichtete Göbbel über den verheerenden Brand vom 11. Juni 2008 in Bistritz. Ermittlungen der Polizei zufolge setzten drei unmündige Kinder, die von der Kirchengemeinde in den Jahren zuvor auf vielfältige Weise unterstützt worden waren und deren Eingliederung in ein geordnetes Leben trotzdem nicht zustande kam, die Schlafstätte eines Obdachlosen, der sich unter dem Gerüst eingenistet hatte, in Brand. Dabei fing das trockene Holzgerüstes Feuer und verursachte eine Katastrophe: Der Turm brannte aus, Glocken und Uhr schmolzen und ein Drittel des Kirchendaches brannte ab. „Trauer, Leid, auch Wut, mehr jedoch der Wille zum Wiederaufbau bewegten uns. Bistritz ohne seine evangelische Kirche ist nicht Bistritz“, sagte Horst Göbbel. Der Wille zur Restaurierung mobilisierte viele Kräfte. Die HOG Bistritz-Nösen nahm sich vor, die verbrannte Turmuhr und die Glocken der Kirchengemeinde und der ganzen Stadtbevölkerung, als Zeichen der Verbundenheit mit der Herkunft ihrer Mitglieder, zu schenken. Dafür benötigt die HOG weit über 120 000 Euro, die durch Spenden beschafft werden sollen. Diesem Ziel diente auch die Benefizveranstaltung an diesem Abend.

Im dritten Teil zeigte der Vortragende auf, was bis zum 31. Januar 2009 bereits erreicht werden konnte, und richtete seinen Blick in die Zukunft. Zwar wurde das abgebrannte Drittel des Dachstuhls der Kirche erneuert und das gefährdete Gewölbe provisorisch abgedeckt, doch hätte aus seiner und unserer Sicht mehr geschehen müssen. In der Winterzeit soll der Dachstuhl für das abgebrannte Turmdach am Boden gezimmert und aufgebaut werden. Allerdings muss zunächst ein noch nicht vorhandenes Stahlgerüst aufgestellt werden, doch die Arbeiten gehen nur zögernd voran. Die finanziellen Mittel für die gesamte Restaurierung sind ebenfalls noch nicht gesichert und die bürokratischen Hürden noch nicht überwunden.

Freilich darf dabei nicht übersehen werden, dass Hilfen seitens des evangelischen Landeskonsistoriums in Hermannstadt, des Kulturministeriums in Bukarest und der Stadtverwaltung Bistritz, ja sogar seitens der Bundesregierung in Berlin (in Höhe von 60 000 Euro) teils geflossen, teils zugesagt sind. Für das Projekt sind mehr als vier Millionen Euro nötig, damit im Jahr 2013, wenn 450 Jahre seit der Kirchweihe im Jahr 1563 erfüllt sein werden, das Juwel der Stadt Bistritz in seiner ganzen Würde wieder Gemeinde, Stadtbewohner und Besucher erfreuen kann.

Horst Göbbel schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Wir, die HOG Bistritz-Nösen, wollen gegen das schnelle Vergessen und für das Projekt Wiederaufbau konsequent und mahnend aktiv bleiben. Allein schaffen wir es nicht. Aber wir wissen, wir sind nicht allein.“

Die Benefizveranstaltung zeigte, dass die HOG nicht allein ist. Die anwesenden Besucher spendeten im Laufe des gelungenen Abends über 1 500 Euro, wofür die Veranstalter herzlich danken. Zum Schluss sorgte Helmut Kasper mit seinem Gesang und bekannten Melodien für einen fröhlichen Ausklang. Erwähnt sei der Beitrag des siebenbürgischen Frauenvereins unter der Leitung von Käthe Lutsch, der mit einem köstlichen Szekler Gulasch und Würstchen für eine kräftige Unterlage für das gute Kölsch sorgte.

Kurt Franchy

Schlagwörter: Stadtpfarrkirche Bistritz, Nordsiebenbürgen, Drabenderhöhe

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